ALLES AUTO Jahrbuch 2017

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Vorwort

Ein dickes Sonderheft, prall gefüllt mit den schönsten Seiten des Autos: Sportwagen, Klassiker und Youngtimer, von erotisch-anmutend bis obszön-aufreizend. Nicht ein Elektroauto ist dabei. Und auch kein Hybrid-Modell. Das mag nicht so recht in unsere Zeit passen, meinen Sie? Und haben Sie dieses Magazin gar versteckt unter einer Tageszeitung aufs Verkaufspult gelegt, aus Angst vor argwöhnischen Blicken anderer Kunden? Keine Sorge, autofeindlich mag das heimische Establishment sein und auch die (Verkehrs-)Politik hierzulande, doch das Gros der Landsleute liebt unsere vierrädrigen Begleiter – besuchen Sie doch nur einmal eine der vielen Oldtimer-Rallyes!

Es ist schon traurig genug, dass Menschen, die sich ein teures Auto leisten, dämonisiert werden. Bentley, Aston Martin, Porsche, Ferrari – alles politisch inkorrekt! Das Gegenteil sollte der Fall sein: Wer sich heute einen Neuwagen zulegt, in dessen Kaufpreis ein sechsstelliger Steueranteil steckt, gehört vor den Vorhang geholt. Die Gesellschaft sollte sich beim solventen Autofan bedanken, dass er so viel an Umwelt-Abgaben abführt.

Und die Politik dafür anprangern, dass sie diese Mittel nicht zweckgebunden in Grün-Projekte investiert. Aber diese Oldtimer! Die sind laut und stinken und rülpsen giftige Abgase in die Atmosphäre! Dass sich ein vierzig Jahre altes Auto nicht mit der Umweltverträglichkeit eines modernen Pkw messen kann, ist nur logisch. Und auch gut so, sonst wären wir vielleicht alle schon so abgaskrank, wie es uns grüne Politik vielerorts
weismachen möchte. Doch Umweltfreundlichkeit erwartet heute auch keiner von historischen Dampfloks oder heimeligen Kachelöfen. Hier zählt die Nostalgie. Und in Anbetracht der insgesamt doch verschwindenden Menge an Oldtimern sowie ihrer geringen Jahreslaufleistung rangieren die Emissionen der Klassiker irgendwo zwischen lächerlich und vernachlässigbar.

Abgesehen davon hat sich die Alteisen-Liebhaberei längst zu einem veritablen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Laut einer FIVA-Studie geben europäische Oldtimer-Besitzer im Durchschnitt mehr als 3000 Euro jährlich allein für Wartung und Restauration aus, dazu knapp 1000 Euro fürs Garagieren sowie rund 350 für Versicherungen. Und schon vor zehn Jahren lag die Wirtschaftsleistung des Veteranenwesens in der EU bei knapp 17 Milliarden Euro. Und dann wäre da noch die Umwegrentabilität, vor allem für den heimischen Tourismus. Fragen Sie nur Beherbergungsbetriebe rund um die großen Oldtimer-Events wie etwa der Ennstal-Classic, die können ein Lied davon jodeln.

Und sollten alle rationalen Rechtfertigungsmaßnahmen nichts helfen, dann werfen Sie einfach das alles entscheidende Argument in die Brückenwaagschale: Alte Autos sind eine echte Herzensangelegenheit! Und damit kulturell wie gesellschaftlich soweit etabliert, dass die UNESCO unsere Oldtimer zum schützenswerten Weltkulturerbe erheben möchte. Sie tun also etwas Gutes, wenn Sie Ihre Liebe zu (alten) Autos ausleben. Ob mit dem Kauf eines schönen Wagens, mit der Fahrzeugpflege oder auch nur mit dem Lesen darüber. In diesem Sinn wünschen wir viel Spaß mit den schönsten Seiten des Autos!

Enrico Falchetto