ALLES AUTO Juli/August 2016

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Editorial

Seit kurzem präsentiert sich die politische Landschaft in Österreich ziemlich umgekrempelt – und beim oberflächlichen Blick könnte Autofahrern Übles schwanen angesichts eines Grünen als (bei Redaktionsschluss designierten) Bundespräsident und eines Ex-Bahnchefs als Bundeskanzler. Doch lassen wir die Herren einmal arbeiten. Außerdem gilt Alexander van der Bellen zumindest als nicht autofahrer-feindlich, was in seiner Partei in etwa so frevelhaft ist wie Fremdenhass.

Und der neue Kanzler der Herzen? Christian Kern gilt als Macher und kommt bei Medien wie Menschen gleichermaßen gut an. Dass unter seiner Führung der auto-feindliche Verkehrsclub Österreichs mit zahlreichen ÖBB-Förderungen bedacht wurde, mag verschrecken – aus Sicht des Bahn-Managers war es zumindest nicht unklug, weil der VCÖ ja den Schienenverkehr als einzig wahre Form der Langstrecken-Bewältigung propagiert. Die gewachsenen ÖBB-Schulden in der Ära Kern lassen sich auch durchaus plausibel erklären, etwa durch staatlich verordnete Infrastruktur-Investitionen oder Engpässe bei den Pensionszahlungen. Dennoch darf man den Neo-Kanzler daran erinnern, dass es die Autofahrer sind, die Jahr für Jahr etwa 10 Milliarden fürs heimische Budget in die Staatskassen spülen – womit eben auch Löcher bei der Bahn gestopft werden können. Wir Autofahrer sind jedenfalls gespannt auf die ersten Verkehrspolitik-Schritte von Kanzler Kern und natürlich seinem neuen Infrastrukturminister Jörg Leichtfried. Medial gut verpackt werden sie auf jeden Fall sein, denn in Sachen PR ist der neue SPÖ-Vorsitzende ja bestens aufgestellt.

Das sind natürlich auch die Autokonzerne weltweit – zu unseren Aufgaben zählt es, ungeachtet der Marketing-Lawinen, die bei der Präsentation eines neuen Modells auf uns losgelassen werden, die Quintessenz für den Konsumenten herauszufiltern. Und neue Autos auf ihre tatsächlichen Qualitäten hin zu überprüfen. Würde man nur den PR-Abteilungen der Autohersteller vertrauen, böte ja jeder ihrer Pkw Top-Werte bei Verarbeitung, Fahrfreude, Verbrauch und Raumangebot. Also wird bei uns gefahren, gemessen und verglichen, wenn wir Neuwagen testen. Glaubwürdigkeit zählt eben nicht nur in der Politik, sondern auch bei Medien. Wobei es für ein (Auto-)Magazin schon etwas schwieriger ist: Wer bei Vertrauen, Zuverlässigkeit und Authentizität nicht überzeugen kann, ist schnell weg vom Fenster. Und nicht erst nach einer laschen Legislaturperiode mit Aussicht auf einen sicheren Versorgungsjob.

Enrico Falchetto