ALLES AUTO Mai 2016

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Editorial

Unlängst ließ das heimische Umweltbundesamt aufhorchen, man forderte, dass ab 2020 nur noch Elektroautos als Neuwagen verkauft werden sollen, frei nach dem Vorbild Norwegens, wo das ab 2025 der Fall sein wird. Benzin- und Diesel-betriebene Fahrzeuge will man einfach durch extrem hohe Steuern verteufeln. Selten noch gab es von einer seriös anmutenden Behörde derart Schwachsinniges zu lesen. Denn gesetzt den Fall, so ein Vorhaben würde in die Realität umgesetzt, die Folgen für Wirtschaft sowie Staatshaushalt wären fatal. Und sogar für die Umwelt negativ.

Warum, ist leicht erklärt. Die Menschen würden vorerst einfach keine neuen Autos mehr kaufen und stattdessen die alten, weniger umweltfreundlichen weiterfahren. Denn auch in vier Jahren wird das Angebot an alltagstauglichen Elektroautos mager sein. Für Großfamilien, berufliche Vielfahrer oder auch Langstrecken-Pendler gibt es zurzeit überhaupt keine geeigneten Strom-Mobile. Von der mangelnden Infrastruktur in Sachen Akku-Laden ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass aktuell nur 0,1 Prozent der heimischen Fahrzeuge von einem Elektro-Aggregat angetrieben werden.

Autoimporteure und -händler, die keine Elektroautos im Programm führen, und das wird auch 2020 die Mehrheit sein, stünden vor dem Konkurs, die rot-weiß-rote Kfz- und Zulieferbranche müsste ebenfalls massenhaft Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen. Auch der Staat würde durch die Finger schauen, zum einen müsste er Elektroautos fördern – ohne Zuschuss wird es wohl nicht gehen –, zum anderen würden ihm wichtige Einnahmen fehlen, Stichwort NoVA, Umsatzsteuer, Mineralölsteuer, motorbezogene Versicherungssteuer.

Wir bleiben für Sie natürlich dran am Thema Elektro-Mobilität. Nur eben sachlicher und kritischer als die vielen selbsternannten Weltretter. Etwa mit einem Praxis-Test des verbesserten Renault ZOE auf Seite 50. Bei unserem großen Interview mit Auto-Professor Jürgen Stockmar (Seite 40ff) geht es natürlich auch um die Strom-Chose. Und im letzten Wort kommentieren wir den Hype um Teslas kommendes Model 3. Wenn Sie sich mit Ihrem herkömmlichen Verbrenner-Automobil jetzt schlecht fühlen, dann hilft Ihnen vielleicht das Schmökern in unserem Exklusiv-Teil, der vollgespickt ist mit politisch unkorrekten Fortbewegungsmitteln: Mercedes S 63 AMG Cabrio (CO2 244g), Porsche 718 Boxster (CO2 bis 184g), BMW M2 (CO2 nicht unter 185g), Triumph TR6 (CO2 rund 240g beim Bummeln) und Bizzarrini Iso Grifo (CO2 unbekannt, aber bestimmt besonders böse).

Enrico Falchetto