ALLES AUTO Oktober 2017

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Editorial

Unlängst machte eine Studie zur Auswirkung der NOx-Emissionen von Diesel-Fahr­zeugen Schlagzeilen. Bei dieser wurde berechnet (nicht erhoben), dass beispiel­weise in Österreich 80 Menschen jährlich allein deshalb sterben, weil die Stick­­­oxid-Belas­tung der Selbstzünder in der Praxis höher ist als auf dem Prüfstand. Was frei­lich an dem vom Gesetzgeber festge­legten, realitätsfremden Zyklus liegt. „Die Her­steller ha­ben getrickst, um die Abgaswerte ihrer Dieselautos zu schönen. Tau­sen­de Men­schen zahlen die Zeche mit dem Leben.“ Die Schlagzeile dazu stammt nicht aus einer Boulevardzeitung, sondern von orf.at. In einem TV-Duell zum Wahl­kampf hatte die grüne Spi­tzen­kandidatin schon vorgelegt: „Die Auto­konzerne haben be­tro­gen.“ Solch boshaften Ver­allge­mei­nerungen werfen die Bessermenschen eigentlich immer ande­ren vor.

Der Diesel wurde jahrelang aufgrund seiner Vorteile bei der CO2-Bilanz gepusht. Und nun wird er gebasht. Obwohl Experten immer schon gewarnt hatten, dass der Selbst­zünder Nachteile bei den NOx-Emissionen aufweist. Dennoch ist die reale Stickoxid-Belastung in den letzten Jahren stetig gesunken – und der Pkw-Verkehr hat dazu ein gewichtiges Schäuferl beigetragen. In Öster­reich jedenfalls geht der Diesel-Anteil langsam zurück. Das liegt zum einen natürlich an der aktuellen Diesel-Debatte, zum anderen aber auch daran, dass der Benziner durch den fast flächendeckenden Tur­bo-Einsatz immer attraktiver geworden ist. Und das Angebot an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen immer größer.

Als Ergebnis des Diesel-Gipfels, den Verkehrsminister Jörg Leichtfried am 21. Au­gust gemeinsam mit Vertretern der heimischen Autoimporteure abgehalten hatte, gibt es nun unter anderem freiwillige Öko-Prämien der Hersteller – wie genau die bei den einzelnen Marken ausse­hen, haben wir für Sie auf Seite 30/31 aufgelistet. Der Minis­ter hat übrigens schon einen zweiten Diesel-Gipfel geplant, dieser soll auch Vertre­ter der Autofahrerclubs und NGOs inkludieren. Anberaumte Dauer: zwei Stunden. „Das reicht gerade einmal, dass wir uns alle begrüßen und vorstel­len“, so Günther Kerle, Sprecher der öster­reichischen Auto-Importeure.
Apropos Importeure: Auch wenn diese allein die Last der Öko-Prämie tragen, freuen sie sich über zusätzliche Verkäufe.

Dabei lagen die heurigen Neuzulassungen schon vor dem Diesel-Gipfel acht Prozent über dem Vorjahr. 2017 könnte also ein neues Re­kordjahr werden. Obwohl der Staat eigentlich nichts dazu beigetragen hat, ist er nun Nutznießer, darf er doch mehr Umsatzsteuer und NoVA kassieren als im Budget vorge­sehen.

Enrico Falchetto