Großer Test: VW Golf 2,0 TDI Highline

6. Juni 2017
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Volkswagen
Klasse:Kompaktwagen
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:150 PS
Testverbrauch:4,5 l/100km
Modelljahr:2017
Grundpreis:29.723 Euro

Unser großer Test ist ein wunderbares Instrument, um ein Auto an­­hand der gewonnenen Daten ob­­jektiv zu bewerten. Das bietet sich bei neuen Modellen natürlich an, doch in diesem Fall ist alles ein wenig anders. Denn den Golf gibt es in siebter Auflage schon seit vier Jahren, was in der Autowelt eine halbe Ewigkeit ist. Dennoch denkt VW noch nicht daran, einen Nachfolger auf den Markt zu bringen, ganz im Ge­­genteil. Erst jetzt spendierte man dem Dauerbestseller eine sanfte Überarbeitung.

In Sachen Verkaufszahlen tut das Alter seiner Beliebtheit kaum einen Abbruch. Und das wirft natürlich ein paar Fragen auf. Ist der Golf wirklich so gut? Und funktioniert sein über Jahrzehnte bewährtes Konzept der allgemeinen Verträg­lichkeit, nir­­gends anzuecken und keine ausgewiesene Stärke, dafür aber auch keine Schwäche zu haben, noch immer? Genau das gilt es, zu klären.

Unser Exemplar kommt mit fünf Türen und in Highline-Konfiguration daher. Die Ausstattung ist von Haus aus also gut, aber noch lange nicht komplett. Mehr als 16 Zoll-Räder gönnt VW seinem besten Stück nicht, dafür sind Klimaautomatik und Sportsitze ebenso dabei wie ein hübsches Touchscreen-Info­tain­­­­­ment­­­system inklusive Frei­sprech­­­­­­­einrichtung.

 

Navi kostet extra, und wem das 20 Zentimeter-Display nicht reicht, der kann sich gegen Aufpreis eine größere Version mit 23 Zentimeter gönnen. Die kann man sich sparen, denn für die größere Diagonale verzichtete man auf die praktischen Drehregler, etwa für Lautstärke und Sendersuchlauf sowie Karten-Zoom. Das muss man schon wollen, zumal eine Top-Ergonomie schon immer eine der Grundpfeiler des Golf-Erfolgs war.
Und die beherrscht der Bestseller bis heute perfekt: Schalter, Hebel, Ablagen, Pedale, alles sitzt so angegossen, als wäre es auf einen zugeschnitten. Die Sitze zählen zudem zum Besten, was die Industrie derzeit zu bieten hat. Und so bleibt als einziges Manko die charakteristisch-dicke C-Säule stehen, die die Sicht nach schräg hinten stark einschränkt.

Die 490 Euro Aufpreis für die volldigitalen Instrumente na­­mens Active Info Display sind nicht zwingend nötig. Mit diesem Bildschirm anstelle der analogen Instrumente lässt sich zwar alles noch ein wenig feiner konfigurieren, aber man kommt auch problemlos ohne aus.

Bewusst entschieden wir uns für den Diesel mit zwei Litern Hubraum und 150 PS. Wer Golf sagt, meint schließlich TDI, dazu ist dieser wohl der allerletzte seiner Gattung, der die Abgasnormen noch ohne Harnstoff-Einspritzung erfüllt. So günstig wird Selbstzünder-Fahren in dieser PS-Region also nie mehr sein.

Das Heck wird bei Lastwechsel ob starker Karosserie-Neigung überraschend instabil. ESP arbeitet zwar brav, dennoch muss man hier flink am Lenkrad agieren.

Das Heck wird bei Lastwechsel ob starker Karosserie-Neigung überraschend instabil. ESP arbeitet zwar brav, dennoch muss man hier flink am Lenkrad agieren.

 

Was gleich auf den ersten Metern auffällt: Das typische TDI-Brummen ist zwar dezenter geworden, aber immer noch vorhanden. Dafür kann man den Vierzylinder herrlich schaltfaul fahren, sogar das Herumnudeln knapp über Leerlaufdrehzahl verdaut er ohne Murren. Und die Fahrleistungen geben keinen Grund zur Kritik. Ebenso der Spritkonsum: So nahe dran am eigenen Normverbrauch war schon lange kein Diesel mehr. Und wir gehen da­­von aus, dass die Software bei unserem Exemplar voll und ganz den gesetz­lichen Auflagen entspricht.

Stichwort Innenraum: Na­­türlich ist die gesamte Konkurrenz jünger als des Österreichers liebstes Automobil. Dennoch spielt der Golf beim Platzangebot nach wie vor ganz vorne mit. Nur bei einzelnen Werten können sich Opel Astra und Hyundai i30 absetzen, bei der Innenbreite bleibt der VW freilich unerreicht. Auch am Kofferraum merkt man das Alter kaum: 380 Liter sind nach wie vor voll drin im Segment.

Eine echte Überraschung gab es dafür bei den Fahrdynamik-Kapiteln: So straff sich der Golf auch anfühlt – sein Fahrwerk lässt überraschend viel Karosserie-Bewegung zu, die dem Ab­­rollkomfort zwar zugute kommt, das Heck bei Slalom und Ausweichtest dafür erstaunlich unruhig macht. Das ESP hatte zwar alles im Griff, dennoch war im Test deutlich mehr Lenkarbeit nötig als er­­wartet, was nur zum Teil an der exakten, aber relativ indirekten Steuerung lag.

Hat man sich aber einmal an diese Gangart gewöhnt, war unser Exemplar überraschend flott zu bewegen. Im Tracktest lag der Diesel-Golf auf Augenhöhe mit dem doppelt so starken Volvo V90 T6, wobei die bei den hohen Tempera­turen schnell abbauenden Winterreifen bereits nach der ersten Runde spürbar nachließen.

Das zeigte sich auch bei den Bremsen. Die reine Verzögerung ist OK, aber wirk­lich nicht herausragend, was aber auch schon ein ewiger Kritikpunkt ist. Doch immerhin: Auf den Rutschbelags-Messungen blieb kaum ein Auto früher stehen als der Golf. Fazit: Die Wahl der Österreicher mag konservativ sein, doch sie ist eine gute.

Motor & Getriebe – Der Vierzylinder-Diesel brummt dezent, gibt kaum Vibrationen von sich. Sehr angenehme Charakteristik mit viel Kraft aus dem Drehzahlkeller, gutem Ansprechverhalten und ausreichender Drehfreude. Getriebe: exakt zu schalten, sportlich-eng abgestuft.

Fahrwerk & Traktion – Ãœberraschend komfortabel abgestimmt, was aber relativ viel Karosserie-Bewe­gung zulässt. Im Grenzbereich sanft untersteuernd, bei Lastwechsel über­ra­schend unruhiges Heck. Bremsen OK, nicht überragend. Traktion bei vollem Krafteinsatz nicht immer ausreichend.

Cockpit & Bedienung – Klar gegliederte Armaturenlandschaft mit logisch angeordneten Bedien­elemen­ten. Touchscreen gut ablesbar, optionales Active Info Display bringt keine große Verbesserung. Karosserie-Ãœbersicht nach hinten nicht optimal. Sitzposition nahezu perfekt, bequeme, gute konturierte Sportsitze.

Innen- & Kofferraum – Platzangebot großteils im guten Klassenschnitt, bei der Innen-Breite sogar Bestnoten. Kofferraum: ordentliche Größe, quadratisch und leicht zu beladen. Nach Umlegen der 2:1-Fondlehnen bleibt die Ladefläche eben. Top: zahlreiche gut platzierte, teils große Ablagen, riesige Türfächer.

Dran & Drin – Gut, aber noch lange nicht umfassend bestückt. Modellpflege brachte leichte Aufwertung, Navi, Leder und sogar 17 Zoll-Räder kosten aber weiterhin extra. Verarbeitung und Material-Wahl ohne Tadel. Doppelkupplung kostet 2000 Euro extra, Allradantrieb ebenso.

Schutz & Sicherheit – Ab Werk: Sieben Airbags und die üblichen E-Fahrhilfen, ebenso Müdigkeits-Erkennung und neuerdings der Abstandsregel-Tempomat. Gegen Aufpreis: Fond-Seitenairbags und diverse Assistenzsysteme.

Sauber & Grün – Wer sich am Riemen reißt, kommt überraschend nah an den Normverbrauch. Hilfreich: Das Stopp/Start-System aktiviert sich bereits im Ausrollen.

Preis & Kosten – Alles in allem kein Schnäppchen. Ein Opel Astra kostet weniger, ein besser bestückter Hyundai i30 (beide nur mit 1,6 Litern Hubraum) annähernd gleich viel. Ein technisch identischer, wenn auch etwas unpraktischerer Seat Leon liegt preislich ebenfalls drunter. Nur zwei Jahre Neuwagen-Garantie, dafür lebens­langer Mobilitäts-Schutz. Wiederverkaufs-Prognose absolut positiv.

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Etwas düster, aber ergonomisch nach wie vor unerreicht. Golf-Cockpit mit optionalem Volldigital-Tacho. Touchscreen ist Serie, Navi-Funktion nicht. Golf-Details: Das Active Info Display kostet 450 Euro, ist aber nicht zwin­gend nötig, der größere Serien-Touchscreen bringt noch Drehregler und ausgelagerte Klima-Steuerung.

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Unser großer Test ist ein wunderbares Instrument, um ein Auto an­­hand der gewonnenen Daten ob­­jektiv zu bewerten. Das bietet sich bei neuen Modellen natürlich an, doch in diesem Fall ist alles ein wenig anders. Denn den Golf gibt es in siebter Auflage schon seit vier Jahren, was in der Autowelt eine halbe Ewigkeit ist. Dennoch denkt VW noch nicht daran, einen Nachfolger auf den Markt zu bringen, ganz im Ge­­genteil. Erst jetzt spendierte man dem Dauerbestseller eine sanfte Ãœberarbeitung. In Sachen Verkaufszahlen tut das Alter seiner Beliebtheit kaum einen Abbruch. Und das wirft natürlich ein paar Fragen auf. Ist der Golf wirklich so gut? Und funktioniert sein über Jahrzehnte bewährtes Konzept der allgemeinen Verträg­lichkeit, nir­­gends anzuecken und keine ausgewiesene Stärke, dafür aber auch keine Schwäche zu haben, noch immer? Genau das gilt es, zu klären. Unser Exemplar kommt mit fünf Türen und in Highline-Konfiguration daher. Die Ausstattung ist von Haus aus also gut, aber noch lange nicht komplett. Mehr als 16 Zoll-Räder gönnt VW seinem besten Stück nicht, dafür sind Klimaautomatik und Sportsitze ebenso dabei wie ein hübsches Touchscreen-Info­tain­­­­­ment­­­system inklusive Frei­sprech­­­­­­­einrichtung. [gallery columns="2" size="mediaholder-medium" ids="21530,21528" link="file"]   Navi kostet extra, und wem das 20 Zentimeter-Display nicht reicht, der kann sich gegen Aufpreis eine größere Version mit 23 Zentimeter gönnen. Die kann man sich sparen, denn für die größere Diagonale verzichtete man auf die praktischen Drehregler, etwa für Lautstärke und Sendersuchlauf sowie Karten-Zoom. Das muss man schon wollen, zumal eine Top-Ergonomie schon immer eine der Grundpfeiler des Golf-Erfolgs war. Und die beherrscht der Bestseller bis heute perfekt: Schalter, Hebel, Ablagen, Pedale, alles sitzt so angegossen, als wäre es auf einen zugeschnitten. Die Sitze zählen zudem zum Besten, was die Industrie derzeit zu bieten hat. Und so bleibt als einziges Manko die charakteristisch-dicke C-Säule stehen, die die Sicht nach schräg hinten stark einschränkt. Die 490 Euro Aufpreis für die volldigitalen Instrumente na­­mens Active Info Display sind nicht zwingend nötig. Mit diesem Bildschirm anstelle der analogen Instrumente lässt sich zwar alles noch ein wenig feiner konfigurieren, aber man kommt auch problemlos ohne aus. Bewusst entschieden wir uns für den Diesel mit zwei Litern Hubraum und 150 PS. Wer Golf sagt, meint schließlich TDI, dazu ist dieser wohl der allerletzte seiner Gattung, der die Abgasnormen noch ohne Harnstoff-Einspritzung erfüllt. So günstig wird Selbstzünder-Fahren in dieser PS-Region also nie mehr sein. [caption id="attachment_21534" align="aligncenter" width="940"] Das Heck wird bei Lastwechsel ob starker Karosserie-Neigung überraschend instabil. ESP arbeitet zwar brav, dennoch muss man hier flink am Lenkrad agieren.[/caption]   Was gleich auf den ersten Metern auffällt: Das typische TDI-Brummen ist zwar dezenter geworden, aber immer noch vorhanden. Dafür kann man den Vierzylinder herrlich schaltfaul fahren, sogar das Herumnudeln knapp über Leerlaufdrehzahl verdaut er ohne Murren. Und die Fahrleistungen geben keinen Grund zur Kritik. Ebenso der Spritkonsum: So nahe dran am eigenen Normverbrauch war schon lange kein Diesel mehr. Und wir gehen da­­von aus, dass die Software bei unserem Exemplar voll und ganz den gesetz­lichen Auflagen entspricht. Stichwort Innenraum: Na­­türlich ist die gesamte Konkurrenz jünger als des…

7.3

FAZIT

Er kann es immer noch. Der Golf bietet so viel Platz wie die jüngere Konkurrenz, gute Fahrleistungen und eine hervorragende Ergonomie. Nur am Fahrwerk merkt man schon langsam sein Alter.

Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Cockpit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Sauber & Grün
Preis & Kosten
7

R4, 16V, Turbo, 1997 ccm, 150 PS (110 kW) bei 3500/min, max. Drehmoment 340 Nm bei 1750–3000/min, Sechsgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (bel.), L/B/H 4258/1790/1492 mm, Radstand 2620 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,9 m, Reifen­dimension 205/55 R 16, Tankinhalt 50 l, Reichweite 1110 km, Kofferraumvolumen 380–1270 l, Leergewicht 1372 kg, zul. Ge­samt­gewicht 1850 kg, max. Anh.-Last 1600 kg, 0–100 km/h 8,6 sec, Spitze 216 km/h, Steuer (jährl.) € 658,44, Werkstätten in Österreich 271, Service alle 30.000 km (mind. 1x/Jahr), Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 5,0/3,7/4,2 l, Testverbrauch 4,5 l Die­sel, CO2 (Norm/Test) 109/118 g/km

Front- und vordere Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, Knieairbag fahrerseitig, Abstandsregel-Tempomat, City-Notbremsfunktion, 16 Zoll-Aluräder, beheizb. E-Außenspiegel, Multifunktions-Lederlenkrad, CD-Radio mit 9,2 Zoll-Touchscreen sowie Smartlink und 8 LS, Blue­tooth für Telefon und Audio, Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, höhenverst. Sportsitze v, FB-Zentralsperre etc.

Fond-Seitenairbags € 350,–, Toterwinkel-Warner € 368,–, Spurhalte-Assistent € 728,– (inkl. Spurverlassens-Warner € 729,–), Fernlicht-Assistent € 155,–, Einpark-Assistent € 776,–, Rückfahrkamera € 228,–, LED-Scheinwerfer € 1569,–, Navigation ab € 937,–, Alarm € 348,–, Sky-Paket (Panorama-Schiebedach, schlüsselloser Zugang, anklappb. E-Außenspiegel etc.)
€ 1138,–, Fahrerlebnis-Schalter € 180,–, Premium-Paket (Navigation, WLAN-Hotspot, Voll-LED-Scheinwerfer, autom. abblendb. Innenspiegel, Regensensor, Active Info Display etc.) € 2546,–, Komfort-Paket (Einparkhilfe v+h, beheizb. Wischdüsen, Sitzheizung v etc.) € 759,–, Active Info Display € 487,–, adaptives Fahrwerk € 1076,–, 17 Zoll-Aluräder € 267,–, Lenkrad-Heizung € 131,–, Metallic-Lack
€ 543,–, Leder-Ausstattung € 2296,–, etc.