Krieg der Welten: Bentayga gegen Model X

22. Februar 2017
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Aktuelles

Diesel gegen Elektro, 900 gegen 830 Newtonmeter, 2,4 gegen 2,5 Tonnen. Das Aufeinanderprallen von Bentley Bentayga Diesel und Tesla Model X P100D ist kein klassischer Vergleich. Es ist auch keine einfache Gegenüberstellung zweier Konzepte. Was sich hier matcht, ist das Werk alter Meister gegen moderne Kunst. Die alte gegen die neue Welt. Das Maximum, was man aus der bestehenden Technik herausquetschen kann, und die aufgeblasenste Form der Elektromobilität. Und da stellt sich doch die Frage, wer die Kunst des Autobaus besser beherrscht?

Auf der einen Seite kitzelt Bentley dank Audi aus einem V8 mit vier Litern Hubraum 435 PS und 900 Newtonmeter Drehmoment. Das geht mittels dreier Turbos, wobei einer elektrisch angetrieben schon ab 1000 Umdrehungen für maximales Drehmoment sorgt. Dazu gibt es einen sophistischen Allradantrieb, aktive Luftfederung und so ziemlich alles, was man verbauen kann, damit sich ein x,x Tonnen-Schiff wie ein 1,x Tonnen-Schiff anfühlt. Die Sinnhaftigkeit eines solchen Autos lassen wir heute und hier und jetzt einmal beiseite.

 

Denn dann müsste man den Kontrahenten genauso hinterfragen: Model X, das ist die Technik des Model S unter einer riesengroßen SUV-Hülle. Zwei Motoren, einer vorne, einer hinten, sorgen für Allradantrieb und enormem Schub: 830 Nm Drehmoment ab der ersten Umdrehung, das sorgt für unwirkliche Power ohne Verzögerung. Auch die im Chassis integrierten Akkus könnten für viel Fahrdynamik sorgen, da der Schwerpunkt somit schließlich weit unten ist. Andererseits kommen so 2,5 Tonnen zustande, die man auch erst einmal ums Eck wuchten muss.

Doch die Praxis lehrte uns wieder einmal: Kraft ist nicht alles. Denn dass der Tesla um eine Sekunde schneller war als der Bentley, lag nur am Umstand, dass das Model S mit Sommerreifen und bei trockener Strecke antrat. Der Bentayga hingegen musste sich bei minus 2 Grad mit gefrierendem Nebel und Winterreifen herumschlagen. Bei diesen Bedingungen nur eine Sekunde aufzureißen, ist also eine erstaunliche Leistung.

An Traktion mangelte es beim Beschleunigen (4,8 sec auf 100 km/h beim Bentley, 3,9 sec beim Tesla) bei keinem. Wo der Tesla einbüßte, war in den Kurven. Meist war mit spürbarem Untersteuern zu kämpfen, das mehr Fahrdynamik im Keim erstickte. Der Bentley hingegen konnte beim Bremsen zwar nie mithalten, schaffte es aber, dank ausgeklügelter Kraftverteilung wesentlich mehr Geschwindigkeit aus den Biegungen mitzunehmen. Die Zwischenzeit belegt: Der Brite war bereits eine Sekunde hinten (42,79 sec zu 41,79 sec), durcheilte diese Passage aber um über zehn km/h schneller (91,16 zu 79,5 km/h).

Wie das Duell bei gleichen Bedingungen ausgegangen wäre, bleibt natürlich für ewig ein Geheimnis. Erfahrungswerte sprechen von zwei Sekunden Unterschied zwischen trockener und nasser Strecke, und eine weitere Sekunde Differenz zwischen Sommer- und Winterreifen. Wenn man so will, konnte der Verbrennungsmotor das Match alte gegen neue Welt also für sich entscheiden – noch.

Tesla Model X P90D

Zeit 01:26,7
Zwischenzeit 41,79
Ziel-Geschwindigkeit 150,77
Zwischenzeit-Geschw. 79,48
Reifen Sommer
Strecke Trocken

Bentley Bentayga Diesel

Zeit 01:27,9
Zwischenzeit 42,79
Ziel-Geschwindigkeit 143,99
Zwischenzeit-Geschw. 91,16
Reifen Winter
Strecke Nass