Le Mans: Für die einen das schlimmste, für die anderen das schönste Rennen

19. Juni 2017
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Aktuelles

Eines vorweg: Trotz Rundenrekord im Qualifying und dem schnellsten Auto kam Toyota nicht über Platz neun hinaus. Das Team um Kamui Kobayashi, Mike Conway und Stéphane Sarrazin musste um Mitternacht alle Siegeshoffnungen ziehen lassen, als ihr Toyota wegen eines Kupplungsschadens ausgefallen ist.

Nach einem soliden Start um exakt 15 Uhr mit nur einem kleinen Abflug von Oliver Webb kommt es erst 21 Minuten danach zu einem schwerwiegenden Unfall. Gustavo Mendez landet im Kiesbett und sorgt erstmal für eine Slow-Zone. Nach einer Stunde präsentiert sich das Feld dicht gedrängt. In der LMP1 geht es besonders eng zu, sind die ersten Vier nur durch fünf Sekunden getrennt. Buemi, Conway und Jani kämpfen Rad an Rad. Die beiden Toyota sind im Laufe des Rennens teilweise nur durch eine halbe Sekunde getrennt, fegen in Formation über die Rennstrecke. Um etwa 17 Uhr setzen sich die Toyotas ab und fahren 30–40 Sekunden Vorsprung auf die Porsches heraus.

Nach drei Stunden und 50 Runden führt in der LMP1 Klasse der Toyota #7 mit den Fahrern Sarrazin, Conway und Kobayashi vor dem Toyota #8, der von Buemi, Davidson und Nakajima pilotiert wird. Auf Platz drei liegt der Porsche #1 von Jani, Lotterer und Tandy. In der LMP2 liegt der Rebellion #13 mit Piquet, Heinemeier Hannson und Beche in Führung, in der GTE-PRO der Aston-Martin #95 von Thiim, Sörensen und Ltanaway. Die GTE-Am führt der Aston-Martin mit der Nummer 98 und den Fahrern Dalla Lana, Lamy und Lauda an.

Nach dem vierten Boxenstop von #7 kommt der Porsche #1 wieder in Schlagdistanz. Der Porsche #2 muss eine halbe Stunde darauf in die Box. Es gibt ein größeres Problem am Auto, Fahrer Earl Bamber steigt aus. Tandy im #1er Porsche bekommt aber eine Entwarnung. Das Problem betrifft ihn nicht. Laut Porsche Boss Andreas Seidl hat der Wagen keinen Antrieb mehr auf der Vorderachse, der Elektromotor funktioniert nicht mehr. Einige Zwischenfälle in der LMP2, wie den Abflug von Heinemeier Hansson oder den Kiesbett-Ausflug von Panis, Wheelbanging zwischen einem Porsche und einer Corvette und unzähligen Verwarnungen in den GT-Klassen kann der Porsche #2 nach einer Stunde in der Box wieder auf die Strecke.

Der Ferrari Fahrer Piere Kaffer erleidet um 20 Uhr einen heftigen Unfall, als ihn ein LMP2-Fahrzeug gegen einen weiteren Ferrari abdrängte. Er kann sich aber selbst aus dem Wrack befreien. An der Spitze kämpfen Porsche #1 und Toyota #7 Kopf an Kopf um die Führung. Toyota #8 fehlt eine knappe Minute auf die Spitze, Porsche #2 ist aufgrund des Defektes 20 Runden hinterher.

Um 22 Uhr, also nach sieben Stunden, führt der Toyota #7 vor der #8 und dem Porsche #1. Die LMP2 führen Prost, Canal und Senna mit dem Rebellion #31 an. Die Aston-Martin #97 und #98 sind jeweils in der GTE-Pro und GTE-Am an der Spitze. Später in der Nacht kommt Buemi mit einem vorne rauchenden Toyota #8 an die Box. Auch hier ist es ähnlich wie zuvor am Porsche #2 der Frontmotor. Zusätzlich werden auch die Achsen getauscht. Gegen Mitternacht muss auch der andere Toyota wegen eines Defekts an der Startnummern-Beleuchtung an die Box. Bitter.

Um 00:45 dann das große Drama: Kobayashi wird im Toyota #8 langsam und muss das Rennen beenden. Ein Kupplungsschaden ist schuld. Auch der dritte Toyota hat Pech: Reifenschaden. Somit führt der Porsche #1 mit 19 Runden Vorsprung vor dem Schwesterauto #2 und 29 Runden vor dem mittlerweile reparierten Toyota #8. Dazwischen reihen sich aber die LMP2-Autos von Jackie Chan DC und Rebellion auf den Plätzen zwei und drei ein. Die GTE-Pro präsentiert sich enorm actionreich mit schönen Fights und Zweikämpfen. Die Plätze zwei bis sechs liegen innerhalb weniger Sekunden.

Bis Sonnenaufgang gibt es einige Abflüge zu vermelden. Porsche hat das Auto #1 in den Schongang gebracht, Drehmoment herausgenommen und die Power runtergefahren. Der Rebellion #13 ist in der Zwischenzeit wegen eines Getriebeschadens an der Box. Der Porsche #2 hat sich derweil wieder in die Top-10 zurück gearbeitet, liegt auf Platz acht und gibt weiter Vollgas.

Vormittags dann der Schicksalsschlag: Aus für Porsche #1. Lotterer steigt aus. Somit ist der LMP2 von Jackie Chan DC Gesamtleader, muss aber einen unnötig langen Boxenstop ausstehen. Am frühen Nachmittag kommt es dann zum siegbringenden Überholmaneuver: Der Porsche #2 geht erstmals in Führung und gibt sie auch nicht mehr her. Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley gewinnen im LMP1 Porsche das 24-Stunden Rennen von Le Mans. Die große Sensation mit einem LMP2 als Gesamtsieger gibt es zwar nicht, aber Jackie Chan DC holt den zweiten Gesamtrang. Das Podium komplettiert der Rebellion mit der #13.

Was war das für ein verrücktes Rennen mit vielen Auf- und Abs? Die LMP1-Klasse zigte fast einen Komplettausfall und die GTE-Pro-Klasse war wahrlich abwechslungs- und actionreich. Wir freuen uns auf ein ebenso spannendes Le Mans-Rennen im nächsten Jahr.