Alles Auto November 2019

Editorial

Eine Sensation bahnt sich an auf dem heimischen Automarkt: Seit über 40 Jahren ist der VW Golf das meistverkaufte Modell in Österreich – und ­heuer könnte er erstmals vom Thron gestoßen werden. Bitter oder auch nicht: Der Königsmörder stammt aus der eigenen Familie und baut sogar auf derselben Plattform – es ist der Skoda Octa­via. 8630 Exemplare des tschechischen Mittelklasslers gingen heuer in den ersten neun Mona­ten über den Ladentisch, der ehemalige Bestseller brachte es in diesem Zeit­raum „nur“ auf 7499 Stück.

Natürlich hat der Golf zuletzt massiv Konkurrenz von den SUV-Modellen der eigenen Marke bekommen, vor allem vom T-Roc. Doch das gilt auch für den Octavia. Und das Thema Auslaufmodell trifft ebenfalls auf beide Brüder zu. Der neue Golf startet be­reits An­fang 2020, die ersten offiziellen ­Bilder zur kommenden Bench­mark in der Kompakt­klasse zeigen wir Ihnen auf Seite 20/21. Die ersten Fahr­eindrü­cke servieren wir dann in der ­Jän­ner/Februar-Aus­gabe, die heuer knapp vor Weih­nachten erscheint.

Natürlich ist der Octavia formal gesehen das bessere Auto, bietet er doch ums klei­ne­­re Geld mehr Raum. Doch die ­Marke Golf war bislang stark genug, das zu ega­­li­­­sie­ren. Skoda Österreich-Chef Max Egger hat den heurigen Erfolg ohne speziel­le Ver­kaufs­förderungs-Maßnahmen eingefahren – und es sei auch kein dezidiertes Ziel, am Ende vor dem VW-Bruder zu liegen. Dass es die Vertriebsmannschaft den­noch freuen würde, ist klar. Auch wenn man das in Wolfsburg nicht so ­gerne sieht, da geht es ums Prestige, aber auch darum, dass am Golf mehr zu ver­die­nen ist. Ob die Ge­ne­ration 8 wieder der Bestseller wird, bleibt abzu­war­ten, schließ­­lich folgt der neue Octavia mit wenigen Monaten Verspätung. Echte Elektro-Unterstüt­zung gibt es dies­mal auch nicht, es wird nämlich keinen e-Golf mehr geben – seine Strom-Fahrzeuge lagert VW ja künftig unter dem Sub-Label ID aus.

Elektromobilität gilt für viele als Heilsbringer auf dem Weg zur Rettung des Klimas, ob­wohl viele Fakten dagegensprechen. Dass Fakten nicht immer eine Rolle spie­len in Diskussionen rund ums Auto, prangert Stefan Pabeschitz im „Letzten Wort“ dieser Ausgabe an (Seite 82) und liefert auf Seite 18/19 interessante Infos für Streitge­sprä­che, wenn es wieder einmal darum geht, dass das Auto an allem schuld sei. Egal ob im Fa­milienkreis, beim Heurigen oder am Stammtisch, wir liefern Fahrzeug-Fans völlig unaufgeregt Argumente gegen Anfeindungen aus der Ecke der selbstbewuss­ten Besserwisser – um nicht zu schreiben: selbstgerechten Bessermenschen.

Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO