Alles Auto Juni 2020

Editorial

Das vorliegende Juni-Heft ist nun schon die dritte Ausgabe, die wir unter den Ein­schränkungen der Coronakrise produziert haben – fast könnte man sagen, wir ge­wöhnen uns langsam an die „neue Normalität“. Die April-Nummer war jedenfalls in Sachen Verkaufszahlen ein voller Erfolg, ganz klar, die Menschen haben jetzt mehr Zeit zum Lesen. Und sie tun das auch ver­mehrt mit klassischen Print-Produkten – kein Wunder, wer den ganzen Tag im Home Office vor dem Bildschirm hockt, wünscht sich haptische Abwechslung. Dazu passt eine erfreu­liche Entwicklung bei unserer Reichweite: Von 2018 auf 2019 konnten wir laut Media­-Analyse 25.000 Leser dazugewinnen.

Auslandstermine für Testfahrten bei internationalen Autopräsentationen sind seit Mitte März durchgehend gecancelt, Hersteller und Importeure versorgen uns aber hier in Wien mit Modellen aus dem internationalen Fahrzeug-Pool. So trägt der Seat Leon auf Seite 16 spanische Kennzeichen und der Toyota Supra auf Seite 46 belgische, mit deutschen Taferln fahren der Audi RS 5 von Seite 50 und das VW T-Roc Cabrio­let von Seite 30 vor. Und einmal mehr zeigt sich: Auch hierzu­lande gibt es schöne Orte zum Fahren und Fotografieren – spätestens im Sommer wer­den wir dann alle draufkommen, dass man als Österreicher großes Glück hat, wenn man im eige­nen Land Urlaub machen muss. 

Zu kämpfen hat zur Zeit der Fahrzeughandel, da allerdings „nur“ das umsatz- und steuer-intensive Neu­wagengeschäft. Viele Menschen und Firmen üben sich mo­men­tan in Zurückhaltung, weil sie nicht wissen, wie gut sie am Ende des Corona-Tunnels finan­ziell aufgestellt sein werden. Der Gebrauchtmarkt dagegen boomt ziemlich – zum ei­nen, weil manche Menschen, deren alter Wagen getauscht werden muss, auf den günsti­ge­ren       Secondhand-Sektor ausweichen, zum anderen, weil viele, die bis­lang glaubten, ohne Auto auszukommen, plötzlich das Bedürfnis nach individueller Mo­bilität verspüren – schließlich schützt der eigene Pkw durch seine Abgekapseltheit eben doch am besten vor Ansteckungen.  

Angekurbelt gehört auf jeden Fall der Neuwagen-Markt, da sind sich die meisten Ex­perten einig. Ob es mit der bewährten Abwrack-Prämie gehen soll, darüber sinniert Stefan Pabeschitz im Letzten Wort auf Seite 82. Die Kernin­dus­trie des Kontinents gehört gefördert, mehr oder weniger laut wird sogar über ein Aussetzen der CO2-Strafzahlungen in Sachen Flottenverbrauch diskutiert. Georg Koman analysiert ab Seite 18, wie sehr diese Pönalen die Autohersteller treffen würden – und am Ende auch uns Konsumenten. 

Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO