Klima-Kapriolen

24. Juni 2021
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Alles Klartext

Es gab eine Zeit, da bestand der Fernseh-Wetterbericht aus einer mehr oder noch mehr schlecht animierten Grafik und einer anonymen Stimme aus dem Off. Wie gut das war, erkannten wir erst, als stattdessen Wettermoderatoren auftraten. Plötzlich hatte der Irrtum ein Gesicht. Oder einen schrägen Pullover an, wie Herr Belcredi. Davon abgesehen war die Berufsgruppe aber eher verhaltensunauffällig. Man könnte auch sagen: Demütig, vielleicht der ansehnlichen Fehlerquote in den Voraussagen wegen.

Das hat sich inzwischen geändert. Nicht die Fehler-Häufigkeit, gleichwertig angewachsen ist die Zudringlichkeit der Präsentation. Ob die Wettervorschau im Privatfernsehen überhaupt ohne Anwendung bewusstseinserweiternder Substanzen vonstattengeht, ist unklar. Weniger effektiv ist der Ground-Speed beim Staatsfunk, da ist immerhin eine gewisse Restseriosität gefragt. Mit Klimawandel-Fußnoten wird dem Zeitgeist entsprechend aber da wie dort gern die Hitze/die Kälte/der Regen/der Wind kommentiert – weil es früher ja nichts davon gegeben hat. Aber natürlich ist jemand, der kaum einen zuverlässigen Wetterbericht für die nächsten Tage schafft, eine unbedingt zuverlässige Quelle für die Klimavoraussage in zwanzig Jahren.

Für das Abschreiben und in Standardsätze Verpacken der von der ZAMG zur Verfügung gestellten Vorhersagen braucht es jedoch offenbar Experten – wer könnte das schon, wenn er nicht über ein entsprechendes Fachstudium verfügt? Aus so berufenem Mund hört und liest man gern, tägliches Zettelablesen ist in Österreich ja ein gängiger Kompetenz-Nachweis – siehe Gertrude Aubauer oder Ursula Stenzel.

Nur böse Menschen sezieren und hinterfragen, was da geäußert und geschrieben wird. Wenn Frau Kummer vom ORF etwa im Qualitäts-Medium „Die ganze Woche“ über Autos schwadroniert, ist sie merkbar auf unbekanntem Terrain unterwegs. Gleich zu Beginn erliegt sie dem Kardinalfehler – oder der Kardinalabsicht – , die Begriffe „Auto“ und „Verkehr“ zu mixen. Wie die berühmten Äpfel und Birnen, das Lieblings-Warnbeispiel aller Volksschullehrer. Die CO2-Emissionen der Autos sind nämlich nur eine etwas über 30-prozentige Teilmenge jener des gesamten Verkehrs, um im Schul-Jargon zu bleiben.

Dann holpert sie sprachlich zur Mutmaßung weiter, was wir denn mit den vielen Verbrennungsmotoren – nur denen, nicht den Autos, in denen sie eingebaut sind – anstellen, die noch übrig sind, wenn endlich alle am Stecker hängen. Verkaufen wir die womöglich nach Afrika und lagern das CO2-Problem dorthin aus? Frau Kummer befürchtet das. Ob sie schon einmal in Afrika war, ist unbekannt – wir empfehlen ihr aber dringend den Besuch von Städten wie Kairo, Lagos, Kinshasa oder Nairobi zur Fact-Finding-Mission. Eventuell wird sie feststellen, dass ein importierter Euro-5 Diesel dort tatsächlich das geringste aller Umweltprobleme darstellt.

Davon abgesehen kann sie beruhigt sein: Wir verkaufen die Gebrauchten (mit Motor) hauptsächlich auf den Balkan und ins Baltikum, wo sie wesentlich ältere und umweltschädlichere Gefährte ersetzen und damit maßgeblich zur CO2-Reduktion beitragen. Außer denen, die wir uns lieber behalten, damit wir noch was G’scheites zum Fahren haben, wenn sie uns das Elektroklumpert endgültig aufzwingen. Eventuell ist Recherchieren nur einfach nicht die beste Disziplin von Wetterfröschen. Wer sich als Informationsquelle aber ausgerechnet den VCÖ aussucht und zitiert, erkennt eventuell auch die nahe Verwandschaft von Einseitigkeit und Einfältigkeit nicht.