Abgasaffäre die Zweite: neue Vorwürfe gegen Audi / UPDATE

15. November 2016
Keine Kommentare
3.695 Views
Aktuelles

“Defeat Device” oder “Schummelsoftware” dürfte wohl für die Modeworte des Jahres 2016 ziemlich hoch im Kurs stehen. Schon beim Ausbruch der ersten, großen Diesel-Skandal-Welle wurde eine solche Software in VW-Motoren gefunden. Sie taten nichts anderes als zu analysieren ob der Wagen gerade auf einem Prüfstand gemessen oder doch normal gefahren wird und passten dementsprechend die Motorsteuerung an. Nun wurde eine bisher unbekannte, solche Software im Laufe des Sommers von der kalifornischen Umweltbehörde Carb auch bei einem Audi mit V6-Motor entdeckt.

Diesmal wirkt sie allerdings nicht auf den Motor, sondern das Automatik-Getriebe. Es überwacht den Lenkwinkel des Autos und passt dementsprechend die Software des Getriebes an. Konkret: Wird das Lenkrad nie mehr als 15° gedreht, geht das Auto von einer Prüfstandmessung aus und versetzt das Getriebe in den speziellen und besonders effizienten Schaltmodus, der für Benzin- und Dieselmotoren gleichermaßen half besonders niedrige CO², NOX und auch Verbrauchswerte zu erreichen.

Laut dem Bericht der deutschen Bild am Sonntag hatte Audi dieses System bereits jahrelang im Einsatz, stellte deren Verbau allerdings im Mai 2016 ein. Zudem seien mehrere, verantwortliche Techniker suspendiert worden.

UPDATE // 15.11.2016:

Weitere Berichte von Reuters und der Süddeutschen Zeitung bringen interessante, neue Faktoren ans Licht. So habe VW bereits am 5. November mit dem Kraftfahrtbundesamt Kontakt aufnehmen müssen und sollte einige der aus den USA durchsickernden Behauptungen erklären. Das Ergebnis dieser Gespräche ist ein zehnseitiges Dokument aus dem Bereich Rechtswesen mit dem Titel Rechtliche Bewertung “Warmlaufprogramme”. Das spannende: Darin wird nicht nur über die Getriebevorwürfe gesprochen, sondern auch über andere Software-Anpassungen, die vor allem im Testbetrieb zu deutlich niedrigeren Schadstoffzahlen führen. Diese Warmlaufphase läuft in drei Stufen. Die höchste davon, so VW, wird “unter Testbedingungen nahezu immer aktiviert” (…) “Unter normalen Fahrbedingungen kommt es demgegenüber nur äußerst selten zur Aktivierung … der Stufe 3.”

Aber auch zum Automatik-Fall wird freilich viel Neues gesagt – und vor allem auch von VW eingestanden, dass es hier Unregelmäßigkeiten gibt. So wird nie bestritten, dass es diese Software gab. Mehr noch: es wird sogar eingeräumt, dass die Fahrkonditionen, unter denen das Getriebe die besonders niedrigen Schaltpunkte verwendet (und damit Schadstoffe und Verbrauch einspart) auf der Straße so gut wie nie erreicht werden. Zudem sagt VW, dass der rechtliche Hintergrund “zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar” sei. VW bzw. Audi müssen dies noch im Detail mit dem KBA besprechen.