Editorial
Zugegeben, knapp 63.000 Euro für eine koreanische Limousine auszugeben, dazu braucht es viel Mut – und wenig Standesdünkel. Nüchtern betrachtet können wir über unsere Tage mit dem neuen Kia Stinger festhalten: Selten haben wir mit einem Neuwagen mehr Aufsehen erregt als mit dem Fernost-Fünftürer – egal ob an der Tankstelle, vorm Fitnesscenter oder in der Innenstadt. Die Palette der Begeisterung reichte von „Schaut der aber gut aus!“ bis „Ist das ein Jaguar?“. Kia? Nein, dieser Marke hätte man die schnittige Oberklasse-Limousine mit 370 PS und Allrad nicht zugetraut.
Auch für Hans-Karl Lange, unseren Oldtimer-Spezialisten und kritischen bis bissigen Kommentator neuer Autos, war sofort klar: Der Stinger musste es diesmal sein bei seiner noch jungen Kolumne „Lange überlegt“. Für diese Glosse fasst Hans-Karl, der privat Mercedes W126 & Saab 900 fährt, jeden Monat ein Auto aus unserem Fuhrpark aus, um sich darüber eine höchst subjektive Meinung zu bilden – und mit Ihnen zu teilen. Diesmal geht es also nach BMW 430i Cabrio (Heft 10/2017) und VW Golf GTI Performance (Heft 11/2017) um den allseits bewunderten Kia Stinger, nachzulesen auf Seite 95, zusätzlich zum Test von Roland Scharf über den feschen Koreaner auf Seite 41. Keine Kolumne „Lange überlegt“ bislang ohne Querverweis auf Hans’ Herzensmarke Maserati – was beim Stinger gar nicht so abwegig ist. Mal sehen, ob es unser Autor schafft, diesen Running Gag weiterzuziehen, wir überlegen gerade lange, mit welchem Fahrzeug wir ihn in der nächsten Ausgabe beschäftigen.
Mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnet Lange jedem Neuwagen – so wie wir laut Meinung einiger Leser dem Thema Elektromobilität. Wobei uns Strom-Autos in der Regel schon ziemlich beeindrucken, doch wir wollen neben dem kollektiven Jubel über die angeblichen Retter des Planeten einfach das große Ganze nicht vergessen. Abseits der Diskussionen über die Umweltfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen haben wir uns diesmal die Frage gestellt: Wie weit sind die Akku-Autos eigentlich schon, vor allem aus wirtschaftlicher Sicht? Dazu nahm sich Stefan Pabeschitz der Mammut-Aufgabe an, einen strombetriebenen Golf dessen Brüdern mit Benzin-, Diesel-, Erdgas- und Hybrid-Antrieb gegenüberzustellen – der Bestseller aus Wolfsburg ist ja das einzige Auto, das es in allen fünf Spielarten gibt. Lesen Sie und staunen Sie nicht nur über den Sieger dieses spannenden Konzept-Vergleichs ab Seite 8.
Enrico Falchetto