Editorial
Als wir vor sechs Jahren eine große Story zum VW T1 Samba produziert haben, staunten wir nicht schlecht über die Tarife, die für den teuersten aller klassischen Bullis mittlerweile ausgerufen wurden: Sie näherten sich langsam dem sechsstelligen Bereich. Für einen Volkswagen. Mit mehr als bescheidener PS-Leistung. Und mit relativ wenig klassischem Fahrspaß hinterm flachen Steuerrad. Doch der Bulli ist längst Kult. Wenig verwunderlich also, dass VW für den ID.Buzz auf die optische DNA des Urvaters zurückgreift, das war ja schon Ende der 90er so, bei der Reinkarnation des Käfers als New Beetle.
Und im Gegensatz zu damals passt jetzt auch das Antriebs-Layout ins Bild: Der Motor sitzt hinten und treibt dort die Räder an. Doch der Kulturschock könnte größer nicht sein: Der neue Bulli fährt rein elektrisch! Aber nicht nur das polarisiert in der Fan-Gemeinde, auch das Design wirkt für viele zu sehr retro. Wir halten freilich fest: Endlich wieder ein Volkswagen, der die Gemüter erregt! Das freut uns. Und hat uns dazu bewogen, den ID.Buzz in einen Vergleich mit der aktuellen Generation des „klassischen“ VW Bus zu schicken: Ab Seite 8 darf der Großraum-Stromer gegen den Multivan antreten, den wir für dieses Duell immerhin halbelektrisch gewählt haben: als Plug-In-Hybrid. Der T7 spaltet übrigens auch langjährige Anhänger: Weil er auf der Golf-Plattform baut und auch deshalb eine „normale“ Motorhaube hat, also keine ganz steile Front mehr (siehe Bild links).
Ob Voll- oder Teilzeit-Elektriker, der von oben verordnete Akku-Antrieb ist zurzeit ziemlich unter Druck. Weil staatliche Förderungen auslaufen und die Stromtarife hoch sind, entwickeln sich die Verkaufszahlen aktuell rückläufig. Auch die kommende Euro 7-Abgasnorm wird dem Verbrenner nicht wie befürchtet den Garaus machen, dazu drohen auf der Rohstoff-Seite massive Engpässe. Stefan Pabeschitz behandelt Letzteres in seiner Story „Mangel-Erscheinungen“ ab Seite 30 – und Ersteres am Ende des Hefts im „Letzten Wort“.
Abseits der vielfältig erörterbaren Sinnfrage in Sachen Elektromobilität gibt es eine „schweigende Mehrheit“, die diese Diskussionen überhaupt nicht berührt und die weiterhin auf thermische Antriebe ohne Elektrifizierung setzt – oder, etwa aus Kostengründen, setzen muss. Wer das Glück hat, finanziell schmerzbefreit zu sein, findet hier im Heft zwei höchst unterschiedliche Traumautos, die von klassischen Benzinern befeuert werden: ab Seite 44 den Porsche 718 Spyder mit Saug-Sechszylinder und ab Seite 48 den Mercedes-AMG G 63 4×42 mit bulligem V8. Schön, dass es das noch gibt!
Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO
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