Früher war alles besser!

Hört und liest man oft. Stimmt aber nicht immer. Zum Bei­spiel bei der Ver­kehrsopfer-Bilanz – lesen dazu die aktuelle (erfreuliche) Statistik auf Seite 6. Und die Autos selbst? Sagen wir so: Sie waren früher anders. Vor allem aber kleiner und billiger. Bestes Beispiel: die Neuauflage des Fiat-Klassikers Panda, die wir uns im großen Test ab Seite 38 vornehmen. Die macht schon mit dem Zusatz „Grande“ klar, dass hier mehr Platz geboten wird als beim (nach wie vor erhältlichen) Vorgänger. An sich schön, doch es gibt vor allem im Mutterland Italien unzählige Menschen, die ein wirklich kleines Auto suchen. Weil sie nicht mehr brauchen und die Straßen daheim eng sind.

Abgesehen davon muss man die neue Größe ja auch bezahlen: Ab 18.990 Euro kos­tet der Turiner, was angesichts aktueller Autopreise zwar günstig ist, doch als der letz­­­te neue Panda auf den Markt kam, das war 2012, lag der Basistarif noch unter 10.000 Euro. Seither hat die Inflation gewütet, aber auch ein teilweise zu hinter­fra­gender Wahn der EU in Sachen Assistenzsysteme & Co. – die treffen ja vor allem billigere Autos prozentuell am meisten.

Doch auch eine Klasse drüber sieht es nicht so rosig aus, wie der große Ver­gleichs­test dieser Ausgabe ab Seite 8 zeigt. Dort trifft der taufrische VW Golf GTI auf seinen noch sportlicheren und teureren Bruder mit dem Zusatz R. In den Siebzigern avan­cier­te der kompakte Wolfs­burger als leistbarer Sportler schnell zum Kultauto, heute ist von leistbar kaum mehr die Rede. Fast 50.000 Euro kostet so ein GTI aktuell. Anno 2012, um wieder den Vergleich zum Premieren-Jahr des letzten Panda herzu­stellen, lag der Einstiegs-Preis noch bei etwas über 30.000 Euro.

Springen wir wieder zurück mitten in die 70er-Jahre, als der Golf GTI seinen Sieges­zug antrat. Wem der Wolfsburger damals zu teuer war, konnte Fahrspaß auch eine Leistungsklasse darunter ergattern: mit dem Simca Rallye 2, dessen Geschichte wir im Exklusiv-Teil ab Seite 70 erzählen. Der sportliche Franzosen-Würfel hat seinen Markt­wert in den letzten 50 Jahren versechsfacht – bei aller Liebe zum GTI: Das wird bei einem aktuellen Top-Golf wohl nicht der Fall sein. Denn das würde ja bedeuten, dass man in einem halben Jahrhundert 300.000 Euro hinblättern müsste für ein ge­pflegtes Exemplar des Kompakt-Klassikers. Wenn Sie diesen Betrag jetzt schon flüs­sig ha­ben, könnten Sie sich zum Beispiel den McLaren Artura Spider von Seite 56 holen – einen richtig rasanten Roadster. Ob der zehnmal so viel Fahrspaß bereitet wie der zehn­mal so günstige Simca Rallye 2, ist freilich fraglich.

Enrico Falchetto

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