Alles Auto Juni 2018

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Editorial

Selbst Skeptiker sind angetan, wenn sie die ersten Meter in einem Elektroauto zu­rück­legen. Die ansatzlose Kraftentfaltung, die vehemente Beschleunigung, das leise Dahinsurren – all das kann kein Verbrenner der Welt bieten. Überland norma­lisiert sich der Eindruck: Die meisten Stromer liefern jenseits der 100 km/h deutlich weniger Vorwärtsdrang und zeigen sich dann als echte Stromfresser. Und wenn Wind- sowie Ab­rollgeräusche die Oberhand gewinnen, schwindet der hörbare Vorteil ge­genüber normalen Pkw.

Die meisten Auto-Fans wollen aber auch nach einer beeindruckenden E-Auto-Probe­fahrt lieber beim klassischen Kraftfahrzeug bleiben. Und das nicht nur aus ratio­nalen Gründen, Stichwort Lade-Infrastruktur, Reichweite oder Kaufpreis. Für ihren Geschmack defi­niert sich Fahr­spaß nicht allein durch Beschleunigungsvermögen, und ein „Brumm­brumm“ ge­hört für sie einfach zum Erlebnis Autofahren. Doch auch ganz unbewusst fehlt rou­tinierten Piloten der klassische Motor-Sound als Para­meter – wenn sich nämlich die unterschiedlichen Geräuschkulissen bei verschiedenen Dreh­zahlen ins Unter­be­wuss­tsein eingenistet haben, fällt es einem leichter, etwa vor einer Kurve, abzu­schätzen, wie schnell man unterwegs ist.

5433 Elektroautos wurden im Vorjahr in Österreich neu zugelassen (nur etwas mehr als ein Fünftel davon übrigens von Privatkäufern), das sind in Summe lediglich 1,5 Prozent aller Neuwagen – wenn auch 42 Prozent mehr als noch 2016. Es geht lang­sam berg­auf mit der Marktdurchdringung. Und so haben wir rund um den brand­neu­en Nissan Leaf die fünf wichtigsten Stromer zu einer großen Kaufberatung ver­sam­melt. Und unabhängig von der allgemeinen Problematik rund um die Elektro­mo­bilität (Stichwort Umweltverträglichkeit oder Lade-Logistik) die Stärken und Schwä­chen der einzelnen Probanden herausgearbeitet.

Zwei verführerische Fakten unserer Story, quasi als positive Eckpunkte des Strom-Sextetts: Ab knapp 30.000 Euro Kaufpreis ist man dabei – und kommt in der Praxis bis zu 300 Kilometer mit einer Akku-Ladung. Die reinen Stromkosten liegen zudem unter dem Niveau eines Diesels, das Service ist bei einem Elektro­auto ebenfalls deutlich günstiger, dazu spart man sich NoVA, Mineral­ölsteuer und Kfz-Steuer, Firmen und Selbständige sogar die Um­satz­steu­er. Trotz hoher Kaufpreise also alles im grünen Bereich – oder? Noch. Denn wenn die Neuzulassungen der Stromer erst einmal zwei­stellige Prozentzahlen errei­chen, wird sich Vater Staat etwas einfallen lassen (müssen), um auf seine Rechnung zu kommen.