Editorial
Selbst Skeptiker sind angetan, wenn sie die ersten Meter in einem Elektroauto zurücklegen. Die ansatzlose Kraftentfaltung, die vehemente Beschleunigung, das leise Dahinsurren – all das kann kein Verbrenner der Welt bieten. Überland normalisiert sich der Eindruck: Die meisten Stromer liefern jenseits der 100 km/h deutlich weniger Vorwärtsdrang und zeigen sich dann als echte Stromfresser. Und wenn Wind- sowie Abrollgeräusche die Oberhand gewinnen, schwindet der hörbare Vorteil gegenüber normalen Pkw.
Die meisten Auto-Fans wollen aber auch nach einer beeindruckenden E-Auto-Probefahrt lieber beim klassischen Kraftfahrzeug bleiben. Und das nicht nur aus rationalen Gründen, Stichwort Lade-Infrastruktur, Reichweite oder Kaufpreis. Für ihren Geschmack definiert sich Fahrspaß nicht allein durch Beschleunigungsvermögen, und ein „Brummbrumm“ gehört für sie einfach zum Erlebnis Autofahren. Doch auch ganz unbewusst fehlt routinierten Piloten der klassische Motor-Sound als Parameter – wenn sich nämlich die unterschiedlichen Geräuschkulissen bei verschiedenen Drehzahlen ins Unterbewusstsein eingenistet haben, fällt es einem leichter, etwa vor einer Kurve, abzuschätzen, wie schnell man unterwegs ist.
5433 Elektroautos wurden im Vorjahr in Österreich neu zugelassen (nur etwas mehr als ein Fünftel davon übrigens von Privatkäufern), das sind in Summe lediglich 1,5 Prozent aller Neuwagen – wenn auch 42 Prozent mehr als noch 2016. Es geht langsam bergauf mit der Marktdurchdringung. Und so haben wir rund um den brandneuen Nissan Leaf die fünf wichtigsten Stromer zu einer großen Kaufberatung versammelt. Und unabhängig von der allgemeinen Problematik rund um die Elektromobilität (Stichwort Umweltverträglichkeit oder Lade-Logistik) die Stärken und Schwächen der einzelnen Probanden herausgearbeitet.
Zwei verführerische Fakten unserer Story, quasi als positive Eckpunkte des Strom-Sextetts: Ab knapp 30.000 Euro Kaufpreis ist man dabei – und kommt in der Praxis bis zu 300 Kilometer mit einer Akku-Ladung. Die reinen Stromkosten liegen zudem unter dem Niveau eines Diesels, das Service ist bei einem Elektroauto ebenfalls deutlich günstiger, dazu spart man sich NoVA, Mineralölsteuer und Kfz-Steuer, Firmen und Selbständige sogar die Umsatzsteuer. Trotz hoher Kaufpreise also alles im grünen Bereich – oder? Noch. Denn wenn die Neuzulassungen der Stromer erst einmal zweistellige Prozentzahlen erreichen, wird sich Vater Staat etwas einfallen lassen (müssen), um auf seine Rechnung zu kommen.