Editorial
Unlängst machte eine Studie zur Auswirkung der NOx-Emissionen von Diesel-Fahrzeugen Schlagzeilen. Bei dieser wurde berechnet (nicht erhoben), dass beispielweise in Österreich 80 Menschen jährlich allein deshalb sterben, weil die Stickoxid-Belastung der Selbstzünder in der Praxis höher ist als auf dem Prüfstand. Was freilich an dem vom Gesetzgeber festgelegten, realitätsfremden Zyklus liegt. „Die Hersteller haben getrickst, um die Abgaswerte ihrer Dieselautos zu schönen. Tausende Menschen zahlen die Zeche mit dem Leben.“ Die Schlagzeile dazu stammt nicht aus einer Boulevardzeitung, sondern von orf.at. In einem TV-Duell zum Wahlkampf hatte die grüne Spitzenkandidatin schon vorgelegt: „Die Autokonzerne haben betrogen.“ Solch boshaften Verallgemeinerungen werfen die Bessermenschen eigentlich immer anderen vor.
Der Diesel wurde jahrelang aufgrund seiner Vorteile bei der CO2-Bilanz gepusht. Und nun wird er gebasht. Obwohl Experten immer schon gewarnt hatten, dass der Selbstzünder Nachteile bei den NOx-Emissionen aufweist. Dennoch ist die reale Stickoxid-Belastung in den letzten Jahren stetig gesunken – und der Pkw-Verkehr hat dazu ein gewichtiges Schäuferl beigetragen. In Österreich jedenfalls geht der Diesel-Anteil langsam zurück. Das liegt zum einen natürlich an der aktuellen Diesel-Debatte, zum anderen aber auch daran, dass der Benziner durch den fast flächendeckenden Turbo-Einsatz immer attraktiver geworden ist. Und das Angebot an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen immer größer.
Als Ergebnis des Diesel-Gipfels, den Verkehrsminister Jörg Leichtfried am 21. August gemeinsam mit Vertretern der heimischen Autoimporteure abgehalten hatte, gibt es nun unter anderem freiwillige Öko-Prämien der Hersteller – wie genau die bei den einzelnen Marken aussehen, haben wir für Sie auf Seite 30/31 aufgelistet. Der Minister hat übrigens schon einen zweiten Diesel-Gipfel geplant, dieser soll auch Vertreter der Autofahrerclubs und NGOs inkludieren. Anberaumte Dauer: zwei Stunden. „Das reicht gerade einmal, dass wir uns alle begrüßen und vorstellen“, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Auto-Importeure.
Apropos Importeure: Auch wenn diese allein die Last der Öko-Prämie tragen, freuen sie sich über zusätzliche Verkäufe.
Dabei lagen die heurigen Neuzulassungen schon vor dem Diesel-Gipfel acht Prozent über dem Vorjahr. 2017 könnte also ein neues Rekordjahr werden. Obwohl der Staat eigentlich nichts dazu beigetragen hat, ist er nun Nutznießer, darf er doch mehr Umsatzsteuer und NoVA kassieren als im Budget vorgesehen.
Enrico Falchetto
Kommentare
Lieber Johann, nachdem du mit einem Elektroauto auch im Regen fahren darfst kannst...
Von Mozl Mehr LesenWie ist das eigentlich mit den hochgelobten Elektroautos und den Hybriden in der...
Von Hans Mehr LesenNicht zuletzt aufgrund der Reifengrößen sind Händler dazu übergegangen diesen Umstand bei den...
Von Mozl Mehr Lesen