CarPlay war bisher eine nette Draufgabe. Eine Art digitaler Beifahrer, der die Karten vom iPhone ins Auto brachte, WhatsApp-Nachrichten vorlas und Spotify in die Lautsprecher schickte – alles im typischen Apple-Design, wohltuend minimalistisch und meist besser bedienbar als die Menüs mancher Hersteller.
Mit dem Update auf iOS 17.4 geht Apple allerdings einen Schritt weiter – und zwar einen ziemlich großen. Aus dem netten Mitfahrer wird eine digitale Steuerzentrale. Und damit stellt sich eine neue Frage: Wer hat künftig das Sagen im Cockpit?
CarPlay greift nun auf tieferliegende Fahrzeugdaten zu. Verbrauch, Außentemperatur, Akkustand, Sitzheizung, Klima – all das kann künftig über die CarPlay-Oberfläche geregelt werden. Das klingt nach Fortschritt, und ist es technisch gesehen auch. Vor allem ist es aber ein stiller Paradigmenwechsel: Das Betriebssystem des Autos, früher ein exklusives Terrain der Hersteller, wird jetzt zum Spielfeld eines Smartphone-Giganten. Man könnte sagen, Apple übernimmt die schöne Fassade – der Hersteller darf weiterhin die Technik dahinter liefern. Ein Deal, den nicht jeder gerne eingeht.
Den Anfang machen Mercedes und Porsche – zwei Marken, bei denen die Kundschaft genug Technikvertrauen mitbringt, um sich auf so eine Kooperation einzulassen. Es ist kein Zufall, dass beide Hersteller für gewöhnlich viel Wert auf Design, Haptik und Nutzererlebnis legen. Wer dort CarPlay freischaltet, muss keine Angst haben, dass der Innenraum plötzlich wie ein iPad mit Lenkrad aussieht. Im Gegenteil: Apple erlaubt den Marken, eigene Farben, Schriften und Logos in die Oberfläche zu integrieren. Das Ganze soll sich so anfühlen, als wäre es Teil des Fahrzeugs – nicht bloß ein nachträglich eingespieltes Betriebssystem aus Kalifornien.
Was Apple besonders clever löst: Das neue CarPlay kann sich über mehrere Bildschirme ausbreiten – das zentrale Display, das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad, vielleicht sogar das Head-up-Display. Alles wird synchronisiert und mit Apple-typischer Klarheit visualisiert. Für den Fahrer bedeutet das: eine einheitliche, aufgeräumte Benutzeroberfläche. Für den Hersteller heißt das: Machtverlust in der eigenen Kabine. Wer einmal ein Fahrzeug mit vollem CarPlay erlebt hat, wird sich schwer tun, bei der nächsten Marke wieder in verschachtelten Hersteller-Menüs nach der Sitzheizung zu suchen.
Fotos: Apple