Jetzt hat die EU also reagiert – ein Abbiege-Assistent wird für alle ab 2022 neu zugelassenen Lkw Pflicht. Damit steigt die Hoffnung, dass tragische Unfälle wie der eines Neunjährigen in Wien vor ein paar Wochen bald für immer der Vergangenheit angehören. Der Bub war auf dem Weg zur Schule auf dem Zebrastreifen von einem Lkw erfasst worden, weil er im Toten Winkel nicht zu sehen war.
Die darauffolgende politische Diskussion wurde von viel Emotion und Polemik begleitet, vor allem das Ergebnis verärgerte viele – sie sahen darin ein Einknicken von Verkehrsminister Hofer gegenüber der heimischen Wirtschaft, die sich vehement gegen gesetzlich vorgeschriebene Abbiege-Assistenzsysteme gewehrt hatte.
Auch wenn es am Ende der Kunde der mit dem Lkw gelieferten Waren wird bezahlen müssen, weil solch ein elektronisches Feature natürlich den Fahrzeugpreis erhöht, beklatschenswert ist diese Aktion des Europäischen Parlaments allemal. Weil die Kosten in keiner Relation zum menschlichen Leid stehen.
Bis der Abbiege-Assistent halbwegs flächendeckend zum Einsatz kommt, wird es freilich noch etwas dauern. Also sollte man nicht vergessen, sich als Fußgänger auch selbst wieder mehr in die Verantwortung zu nehmen. Indem man das Handy in der (Jacken-)Tasche lässt und es dort auch nicht als Abkoppelungs-Instrument für die Ohren missbraucht. Indem man als schwacher Verkehrsteilnehmer nicht blind auf die Assistenzsysteme der Autos vertraut. Und indem man seine Kinder zur Seite nimmt – sowie an die Hand, um den Schulweg zu üben und vor möglichen Gefahrensituationen zu warnen.
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