Abgesehen von einem 75 Kilo-Durchschnitts-Fahrer und gesetzlicher Ausrüstung setzen sich die fahrbereiten Leergewichts-Angaben durch alle Betriebsflüssigkeiten zusammen. Der Benzin-/Dieseltank ist hier jedoch im Gegensatz zu allen anderen Behältern nur zu 90 Prozent gefüllt. Die wortwörtlichen Trockengewichts-Werte sind rar und eher bei Sportwagen zu finden. Orientierungshilfe: Audi gab für den R8 V10 plus zuletzt ein Leergewicht von 1555 Kilo und ein Trockengewicht von 1454 Kilo an – somit führt man hier 100 Kilo Flüssigkeiten mit. Zeit diesen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Der Check der von Batterie- oder Servolenkungs-Flüssigkeit ist durch die Technik moderner Fahrzeuge schon mal obsolet geworden – und der Umgang mit dem Klimaanlagen-Kältemittel mittlerweile ein gefährlicher Job für die Fachwerkstätten.
Scheibenwischwasser
Die leichteste Übung ist das Nachfüllen des Reinigers für die Frontscheibe. Deckel auf, eingießen, fertig. Nach dem kalten Winter empfiehlt es sich bald auf den Sommerreiniger zu wechseln. Mythen, dass es keine Unterschiede gibt, enttarnen sich sehr bald, wenn es gilt alle möglichen sommertypischen Verschmutzungen von Blütenstaub bis Insektenreste sauber und schlierenfrei zu entfernen.
Bei der Wahl des Scheibenreinigers sollte man auf Markenprodukte vertrauen, besonders wenn man mit empfindlichen Mattlacken oder Folierungen vorfährt. Spannungsrisse auf den Scheinwerfergläsern oder angegriffene Kunststoffe und Gummiteile möchte man auch nicht sehen.
Treibstoffe
Benzin oder Diesel nehmen das meiste Volumen ein. Außer dem Beachten des Kraftstofffilterwechsel-Intervalls kann der Fahrer hier nicht viel beeinflussen, jedoch auf die korrekte Oktanzahl achten bzw. sich für den teuren Premium-Sprit mit Einspritzsystem-reinigenden Zusätzen entscheiden.
Diese Säuberungsaktion lässt sich auch konzentriert herbeiführen: Der Zubehörmarkt hält einige Produkte parat, die unmittelbar vor dem Tankvorgang beigemischt werden und Teile wie Einspritzdüsen, Leitungen, Kolbenringe bis zum Kolbenböden durchputzen. Verschmutzungen, Alkohol oder Paraffin-Reste, Bakterien, Rost und Säure werden davor im Tank unschädlich gemacht. Und vor dem Einwintern sollen sich diese Spritzusätze zur Bindung von ungewünschten Stoffen empfehlen.
Adblue
Seit gut 2009 müssen Diesel-Piloten eine zweite Flüssigkeit tanken: AdBlue bzw. Harnstoff. Im SCR-Katalysator werden damit Stickoxide zu 90 Prozent in Wasserdampf und Stickstoff umgewandelt. Nervig: Der Verbrauch ist, analog zum realen Kraftstoff-Konsum, meist höher als angegeben, und das Fahrzeug lässt sich (elektronisch unterbunden) mit leerem AdBlue-Tank nicht starten.
Im Schnitt hat man 2000 Kilometer Toleranz, und das Mittel ist an Tankstellen flächendeckend erhältlich – billiger und im Großgebinde erhält man es freilich im Zubehörhandel. Die beheizten Harnstoff-Tanks variieren in der Größe, ein Audi Q2 fährt mit einem 12 Liter-Behälter vor, ein A8 mit 27 Liter, ein Mercedes GLS kann sogar 38,7 Liter horten. Achtung: AdBlue niemals in den Haupttank füllen! Und: Der Zaubertrank ist nicht ewig haltbar – steht ein Dieselauto über ein Jahr, empfiehlt sich eine Tankentleerung zur Vorbeugung von Kristallirrung und Pumpen-Schaden.
Schmieröle
Das schwarze Gold fließt durch den Motor Blut durch Lebewesen. Die Aufgaben: Schmieren und Kühlen. Obendrein nimmt es Abrieb, zahlreiche Verunreinigungen oder Kondenswasser auf. Ein regelmäßiger und vorgegebener Ölwechsel ist also unabdingbar. Wer reichlich Kurzstrecken, besonders sportlich oder sehr wenig fährt, sollte früher wechseln.
Auch hier hat der Zubehörmarkt wieder einiges zu bieten: Empfehlenswert sind spezielle Reiniger zur Beseitigung aller möglichen Verkokungen, Ablagerungen und Verstopfungen. Diese werden dem Ölkreislauf direkt vor dem Ölwechsel beigemischt und nach ein paar Minuten im Leerlauf mit dem Altöl abgelassen. Die Krönung sind moderne (Keramik)-Versiegelungen. Diese reduzieren die Reibung und damit Verschleiß und Verbrauch. Aber Achtung: Die fahrzeugspezifische Recherche ist wichtig, das falsche Produkt könnte im Extremfall mehr schaden als nützen. Und: Wechsel des Getriebe- und Differenzial-Öls nicht vergessen!
Bremsflüssigkeit
Eine Sichtkontrolle des richtigen Flüssigkeitstands am Ausgleichsbehälter schadet nie, wichtiger ist jedoch die Messung des Siedepunkts. Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch und zieht Wasser an – je mehr davon, desto eher bilden sich bei hohen Betriebstemperaturen Dampfblasen. Die leiten den Druck vom Pedal nicht mehr an die Bremsanlage weiter. Die rund zwei Liter Bremsflüssigkeit sind daher gut alle zwei Jahre zu tauschen. Schon aus Haftungsgründen empfiehlt sich für diese Arbeit eine Fachwerkstätte.
Kühlmittel
Zwar muss man den Kühlflüssigkeitsstand nicht so oft checken wie den Ölstand, dennoch ist ein wiederkehrender Blick auf den kalten Ausgleichsbehälter sinnvoll, um eventuelle Undichtigkeiten des Systems zu erkennen. Neben Rost- enthält das Kühlmittel auch Frostschutz, dieser lässt sich per Prüfer aus dem Zubehörhandel kontrollieren und sollte gut –25° erreichen. Auch als Schmiermittel, etwa für die Wasserpumpe, dient die oft unbeachtete, aber essentielle Flüssigkeit. Alle zehn Jahre oder 100.000 Kilometer sollte die Kühlflüssigkeit getauscht werden.
Fotos: Robert May, Bernhard Reichel, Johannes Ibrahim






