BMW 1er und Mercedes A: so kommen die Neuen 2018/2019

12. Juli 2017
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Aktuelles

Die A-Klasse von Mercedes hat in ihrer zwanzigjährigen Geschichte schon einiges hinter sich: Dogma-Brecher dank Frontantrieb, Raumwunder durch Sandwich-Bauweise, Elch-Schreck wegen Fahrwerks-Mängel. „Elefantenschuh“ war noch eine der netteren Bezeichnungen für die erste Serie, mit der zweiten ab 2004 war die Aufregung längst abgeflacht, die Fangruppe hatte sich formiert – bis der Nachfolger 2012 sie wieder verprellte, indem er mit einem Schwenk vom komprimierten Hochsitz zum griffigen Kompakten die schon dringend notwendige Verjüngungskur der Marke einläutete.

Dazwischen zeugte er auch noch die B-Klasse, inzwischen einer der Fixsterne aus Stuttgart. Die nächste Stufe des A wird im April nächsten Jahres gezündet, etwas früher, als im Modellzyklus üblich – aber die aktuelle Serie hat trotz ihrer Qualitäten einiges aufzuholen, was keinen Aufschub duldet. Vor allem wird das derzeit ­allzu sportliche Platzangebot einem großzügigeren Raumkonzept mit weiter hinten abfallender Dachlinie weichen – die Fond-Passagiere werden das be­sonders schätzen.

Das Dach weiter hinten abfallend und ein scharfer Blick nach hinten, die Heck­leuchten zwischen Karosserie  und Klappe geteilt –  der neue A legt den  Pummel-Look ab.

Das Dach weiter hinten abfallend und ein scharfer Blick nach hinten, die Heck­leuchten zwischen Karosserie und Klappe geteilt – der neue A legt den Pummel-Look ab.

Dazu verlangt die vorangaloppierende Digitalisierung ein Update, das mit der gegenwärtigen Elektronik-Architektur nicht mehr umzusetzen wäre. Die neue A-Klasse wird optional bereits mit dem digitalen Ins­trumentenfeld ausgestattet sein, das derzeit nur in S- und E-Klasse angeboten wird. Dazu soll ein Touchpad den bisherigen Command-Controller ersetzen. Auch bei den Assistenzsystemen wird sie zu den großen Geschwistern aufschließen – sogar mit teil­autonomem Fahren samt automatischer Überhol-Funktion als Premiere in der Kompaktklasse. Der Automatik-Wählhebel bleibt an der Lenksäule, was Platz für Ablagen schafft.

Äußerlich wird die kommende, mit W177 bezeichnete Baureihe eine wesentlich dyna­­mi­­­­­­­­schere Kühlergrilll-Ellipse tragen, sie bekommt schärfer, schmäler gezeichnete Scheinwerfer und Heckleuchten, die außerdem zwischen Karosserie und Heckklappe geteilt sein werden – eine breitere Öffnung verbessert den Ladekomfort, das Kof­­ferraumvolumen steigt leicht.

Motorisch gibt es bei Mercedes vorerst keinen Dreizylinder-Alarm – es bleibt bei den Vierzylinder-Einstiegsbenzinern aus dem Renault-Regal, die etwa zwischen 110 und 160 PS leisten werden. Die Lücke zwischen dem künftig 230 PS starken A250 und dem A45 AMG mit dann angeblich 470 PS schließt ein A40 mit 340 PS als passender Gegenspieler zum BMW 1er M Performance.

Die nächste Mercedes A-Klasse wird schnittiger und zugleich geräumiger. Dazu folgt sie der schon beim E-Coupé präsentierten neue Designlinie mit sanfter Licht-Schatten-Reflexion statt harten Kanten

Die nächste Mercedes A-Klasse wird schnittiger und zugleich geräumiger. Dazu folgt sie der schon beim E-Coupé präsentierten neue Designlinie mit sanfter Licht-Schatten-Reflexion statt harten Kanten.

Ansonsten wird sich die neue A-Klasse zeugungsfreudig wie eh und je geben: Ende 2018 folgt auf den kompakten Fünftürer die klassische Limousine – für einige Märkte sogar in zwei verschiedenen Radständen –, Anfang 2019 rückt die neue B-Klasse nach, die Limousine CLA samt Kombi Shooting Break folgen im gleichen Jahr, ebenso ein SUV-Crossover GLB und die nächste Generation des GLA.

BMW wiederholt mit der Neu­auflage des Einsers erwartungsgemäß den Sündenfall von 2er Active- und Gran-Tourer: Frontantrieb und Quermotor – die Mini-Plattformen werden kostenrechnerisch weiter ausgereizt. Bedauerlich, da die Münchener ohnehin mit der höchsten Gewinnmarge in der Bran­­­­­­­che unterwegs sind – da könnte man ein klein wenig hinter dem Komma ruhig auch der Treue zur eigenen Technik-Tradition opfern. Zumal der platzbeanspruchende Mitteltunnel wegen der Allrad-Variante x-Drive ohnehin nicht wegfällt.

Dafür soll der für etwa Anfang 2019 angekündigte Nachfolger im Design wieder mehr Charakter bekommen, ein elegant gezeichnetes Heck und eine Front im derzeitigen Marken-Look mit schmaleren Scheinwerfern und wuchtigeren Nieren erhalten. Bei der Digitalisierung muss er zum Marktstart den Nachfolgern der größeren Geschwister 6er und X5 den Vortritt lassen, wird aber im Laufe seiner Bauzeit mit umfangreicherer Gestensteuerung und Sprach­eingabe aufholen, auch die erweiterten Fahrautonomie-Assistenten werden dann dazuergänzt.

Die auf der Shanghai Motor Show gezeigte 1er Limousine wird in Europa nicht angeboten, vorne und an den Flanken werden die Modelle aber wohl identisch sein

Die auf der Shanghai Motor Show gezeigte 1er Limousine wird in Europa nicht angeboten, vorne und an den Flanken werden die Modelle aber wohl identisch sein.

Als Einstiegsmotor bleibt es beim 1,5 Liter-Dreizylinder, der in der Leistung gegenüber dem aktuellen Varianten wohl auf 116 und 143 PS zulegt, auch die Vier­­­­­zylinder darüber werden leichte Leistungsspritzen bekommen. Weiter oben werden 272 PS sowie 340 und sogar knapp 410 PS für zwei unterschiedlich starke M-Performance-Versionen in Aussicht gestellt. Über einen noch stärkeren M1 herrscht derzeit Stillschweigen – offenbar gibt es da doch eine ideologische Schranke wegen des Allradantriebs. Etwas später wird sich auch ein Mild-Hybrid dazugesellen, der vor allem drehmomentunterstützend arbeiten soll. Nicht bestätigt wurde bisher der Umstieg von der bisher hochgehaltenen Wandler-Automatik auf ein Doppelkupplungsgetriebe.

Eine Elektrifizierung abseits von Mild-Hybrid und Rekupe­rations-Systemen für mehr Ener­gie-Effizienz ist sowohl bei Mercedes’ A-Klasse, als auch bei BMWs 1er für die kommende Baureihe wahrscheinlich. Allerdings dürfte sie in beiden Fällen den Crossover-Versionen zufallen, in denen konstruktionsbedingt mehr Platz für den großzügigen Einbau von Batterien vorhanden ist.

Bilder: Reichel CarDesign