BMW X3 3,0i Sport Ö-Paket

28. Juni 2004
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:BMW
Klasse:Geländewagen/SUV
Antrieb:Allrad
Treibstoff:Benzin
Leistung:231 PS
Testverbrauch:11,5 l/100km
Modelljahr:2003
Grundpreis:53.195 Euro

BMW erweitert seine X-Familie mit dem im Graz gebauten X3 nach unten. Mit verfeinerter Allrad-Technik und der Leichtfüßigkeit einer Limousine greift der Austro-Germane aber nicht nur gestandene SUV-Konkurrenten an.

Die Formensprache bei BMW bietet in letzter Zeit jede Menge Zündstoff – Stichwort 7er, Stichwort 5er, Stichwort Z4. Zwar trägt auch der X3 manche Stilelemente seiner Marken-Brüder, die bekannt unruhig-zerklüftete Handschrift von Chef-Zeichner Chris Bangle manifestiert sich beim X3 allerdings höchstens im Heck-Bereich. Möglicher Grund: BMW möchte mit dem X3 auch Kombi-Fahrer ködern – eine Klientel, die an polarisierenden Design-Experimenten für gewöhnlich nicht interessiert ist.
Um dem aktuellen Straßenkraxler-Boom Folge zu leisten, stehen ohnehin andere Aspekte im Vordergrund. Verlangt werden halbwegs kompakte Karosserie-Abmessungen, sportlich-agiles Handling und gute Platzverhältnisse – diese Eigenschaften in Verbindung mit einer hohen Sitzposition liegen zur Zeit voll im Trend. Und genau diesem folgt der neue X3.
Interessant dabei: Der große Bruder X5 übertrifft den X3 in der Länge nur um zehn, in der Höhe nur um vier und im Radstand gar nur um knapp drei Zentimeter. Und vergleicht man die beiden Allrad-Bayern mit identer Motorisierung, unterscheiden sie sich nur um 2750 Euro – und das in einer Preis-Region von rund 50.000 Euro. Keine Frage, Kunden wird man auch vom X5 abwerben. Der wird dafür beim nächsten Modellwechsel deutlich größer werden und preislich wie raummäßig zu den Konkurrenten Range Rover und Volvo XC90 aufschließen.
Auf Basis des Dreier-BMW bietet der X3 20 Zentimeter Bodenfreiheit und 50 Zentimeter Wattiefe, große Böschungswinkel sowie eine Steigfähigkeit bis zu 33 Prozent. Im X3 arbeitet übrigens das neu entwickelte Allrad-System xDrive” (ebenso wie im facegelifteten X5 und den künftigen 4×4-Versionen von 3er und 5er). Die Kraft wird nun, elektronisch geregelt, vollvariabel über eine Lamellen-Kupplung zwischen den Achsen verteilt, und nicht wie bisher fix und hecklastig. “xDrive” kommuniziert dabei mit der Stabilitätskontrolle DSC, erkennt so etwaige Unter- oder Ãœbersteuer-Tendenzen und leitet blitzschnell mehr Antriebskraft an die Hinter- oder Vorderräder – was Brems-Eingriffe spart.
Noch bemerkenswerter als das neue Allrad-System ist die Leichtfüßigkeit des X3, zumal in Verbindung mit dem herrlich kultivierten, spritzigen und sparsamen Dreiliter-Reihensechser. Spielend umrundet der Hochbau-3er jegliche Art von Kurven, bleibt dabei stets neutral und neigt sich auch bei höherem Tempo nicht zur Seite. Selbst der Federungskomfort (unser Testwagen verfügte über das aufpreispflichtige Sport-Paket) ist trotz hart abgestimmtem Fahrwerk zufriedenstellend, einzig kurz aufeinander folgende Bodenwellen führen zu unangenehmem Stuckern.
Weitgehend schwäche-frei zeigt sich die Innenarchitektur. Die Bedienung ist BMW-typisch logisch – auf das komplizierte “iDrive” wird im X3 verzichtet -, die Materialien wirken jedoch nicht überall hochwertig. Ebenfalls nicht optimal: Beim Entern der Vordersitze lässt sich der Kontakt mit dem hohen und weit unter der Tür herausragenden Schweller kaum vermeiden, schmutzige Beine sind die logische Folge. Außerdem ärgerlich für die Front-Passagiere: Es gibt keine Gurt-Höhenverstellung.
Abgehen könnte so manchem Interessenten auch das nötige Geld, fällt doch der Einstiegstarif für den 3,0i von knapp 49.000 Euro ziemlich happig aus. Bayrisch-steirische Verkaufs-Höhenflüge sind daher erst im Laufe des nächsten Jahres zu erwarten – mit Einführung der schwächeren Vierzylinder-Triebwerke.

TECHNIK
6-Zylinder-Reihe, 4-Ventil-Technik, 2979 ccm, 170 kW (231 PS) bei 5900/min, max. Drehmoment 300 Nm bei 3500/ min, Sechsgang-Getriebe, Allradantrieb, vorne: Doppelquerlenker, Stabilisator, Federbeine, hinten: Zentrallenkerachse, Stabilisator, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 4565/1853/1674 mm, Radstand 2795 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,7 m, Servo, Reifendimension 235/55 R 17, Tankinhalt 67 l, Reichweite (bis Tankreserve) 490 km, Kofferraumvolumen 480-1560 l, Leergewicht 1835 kg, zul. Gesamtgewicht 2260 kg, 0-100 km/h 7,8 sec, 60-100 km/h (im 4./5. Gang) 7,7/9,9 sec, Spitze 224 km/h, Steuer (jährl.) EUR 963,60, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 16,0/8,7/11,4 l, Testverbrauch 11,5 l ROZ 98
Preis: EUR 53.195,-

Serienausstattung: Front- und Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, ABS, Bremsassistent, elektron. Stabilitätskontrolle, fünf höhenverstellbare Kopfstützen, fünf Dreipunktgurte, Isofix-Halterungen, Reifendruckkontrolle, Bergabfahrhilfe HDC, Klimaautomatik, FB-Zentralsperre, beheizbare E-Außenspiegel, vier E-Fensterheber, längs- und höhenverstellbares Multifunktions-Lenkrad, höhenverstellbare Vordersitze, geteilt umlegbare Rücksitzlehnen, CD-Radio, Bordcomputer, Nebelscheinwerfer, beheizbare Scheibenwaschdüsen, Alufelgen, Gepäckraumabdeckung, Trenn-Netz, Dachreling, Skisack etc.
Extras: Fond-Seitenairbags EUR 336,-, adaptives Kurvenlicht EUR 423,-, Alarmanlage EUR 447,-, Alu-Trittbretter EUR 313,-, Automatik-Getriebe EUR 2001,-, Holz-Dekor EUR 389,-, E-Glasschiebedach EUR 1473,-, Lenkrad-Heizung EUR 191,-, Metallic EUR 754,-, Navigation ab EUR 1705,- (TV-Funktion dazu EUR 951,-), Einparkhilfe EUR 737,-, Lederpolsterung (inkl. Sitzheizung) EUR 2100,-, 18-Zoll-Räder EUR 626,-, 6fach-CD-Wechsler EUR 423,-, Regen- und Lichtsensor EUR 116,-, Scheinwerfer-Waschanlage EUR 389,-, Sitzheizung vorne EUR 377,-, E-Vordersitze EUR 1241,-, Bi-Xenon-Licht EUR 1056,- etc.

FAHREN & FÃœHLEN
Der extrem seidige und kultivierte Reihensechszylinder hängt sehr spontan am Gas, dreht willig sowie gleichmäßig hoch. Bereits aus dem Drehzahlkeller gibt es ordentlich Punch und dank Sechsgang-Getriebe gute Durchzugswerte. Beim Sportpaket extrem straff abgestimmtes Fahrwerk, dennoch mit gutem Filter-Vermögen (Karosserie-Stuckern nur bei kurz aufeinander folgenden Bodenwellen). In schnell gefahren Kurven neutrales Eigenlenkverhalten (DSC greift spät, aber effektiv ein) und wenig Seitenneigung. Perfekte Traktion dank variablem Allradantrieb. Indirekte und mittelmäßig leichtgängige, allerdings präzise Lenkung, zähe, lang geführte Schaltung, sportlich-eng abgestuftes Getriebe. Fein dosierbare, wirkungsvolle und fadingfreie Bremsen. Kommod konturierte Sportsitze mit reichlich Schenkelauflage und tadellosem Seitenhalt, manuelle Höhenverstellung mühsam.

PLATZ & NUTZ
Vor allem bei der Innen-Breite nur durchschnittlich geräumig, im Vergleich zum größeren Bruder X5 teilweise sogar besser. Etwas üppiger als im X5 geriet auch der ordentlich nutzbare Kofferraum, der selbst nach Umlegen der 2:1-Fondlehnen (Kopfstützen bleiben dran) fast ganz eben bleibt. Wenig Schenkelauflage auf den Rücksitzen. X3-Pluspunkte: vier One-Touch-Fensterheber, genug brauchbare Ablagen, Vordersitze in Höhe, Lenkrad auch in Reichweite verstellbar, Dachreling, Gepäck- und Trenn-Netz. 1A-Cockpit-Ergonomie. Minus: keine Gurthöhenverstellung, aufgrund des ausladend-hohen Tür-Schwellers gibt´s regelmäßig schmutzige Beine beim Ein- und Aussteigen. Relativ großer Wendekreis.

X3-Cockpit: nüchterne Architektur, 1A-Ergonomie, Materialien nicht durchgehend hochwertig

DRAN & DRIN
Die Dreiliter-Version überzeugt bereits serienmäßig mit vielen Komfort- und Luxus-Features, das beliebte Österreich-Paket um 2039 Euro enthält außerdem Klimaautomatik, CD-Radio, Skisack oder ein Multifunktions-Lenkrad (Details siehe Kasten auf Seite 49). Ohne Sport-Paket (u. a. Sport-Fahrwerk- und -Sitze sowie weiße Blinker) etwas geringere Höchstgeschwindigkeit, aber um 2500 Euro günstiger. In der reichhaltigen Aufpreisliste findet sich nahezu jedes erdenkliche Extra, so etwa Navigation (auch mit TV), Lederpolsterung, Bi-Xenon-Licht oder eine Sprachsteuerung für Telefon und Navi. Auch mit Fünfgang-Automatik samt Tipp-Schaltung kombinierbar. Die Verarbeitungs-Qualität überzeugt mit exzellenter Passgenauigkeit, die strapazfähigen Materialien wirken allerdings nicht durchgehend hochwertig. Lackierte Stoßfänger, die den Wagen außen hochwertiger machen, gibt´s gegen Aufpreis.

SICHER & GRÃœN
Serienmäßige Sicherheit: Front- und Seitenairbags vorne, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, ABS, Bremsassistent, elektronische Stabilitätskontrolle, fünf Dreipunktgurte, fünf höhenverstellbare Kopfstützen (reichen vorne bis 1,90 m, hinten bis 1,85 m Körpergröße), Isofix-Halterungen, Reifendruckkontrolle, Bergabfahrhilfe HDC. Gegen Aufpreis: Seitenairbags hinten, adaptives Kurvenlicht. Positiv abgehakter Umwelt-Check, angesichts von Leistung, Gewicht und Allrad braver Verbrauch.

PREIS & WERT
Die ähnlich starken, wenn auch etwas größeren Mitbewerber wie Lexus RX 300, Mercedes M-Klasse, VW Touareg oder Volvo XC90 sind unwesentlich teurer, die eine Spur kleineren Softroader wie Hyundai Santa Fe, Land Rover Freelander oder Nissan X-Trail sind nicht nur schwächer, sondern auch deutlich billiger. Kaum geräumiger, aber image-stärker und ruhiger im Design: der große Bruder X5 um 2750 Euro “Aufpreis”. BMW-Standard: zwei Jahre Gewährleistung, unbegrenzter Mobilitäts-Schutz bei Einhaltung der Service-Termine, nur sechs Jahre Antidurchrost-Versprechen. Unterdurchschnittlich dichtes Werkstatt-Netz, Service und Ölwechsel verschleißabhängig.

ALLES-AUTO-TESTURTEIL :
Ausgesprochen agiler SUV, prestige-trächtig, aber sehr teuer.

Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 12/2003

Fotos: Alois Rottensteiner “