Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, was sich genau an jenem Freitag in und rund um Leobersdorf zugetragen hat. Der Plan indes war simpel: Das erste Car-Freitag-Treffen des Jahres fand wieder auf dem Gelände des Bloomfield-Einkaufszentrums statt, Platz war für über 1000 Autos und gesammelt wurde für die Stiftung Kindertraum. Eine Veranstaltung für den guten Zweck – ungezwungen, entspannt und familiär. Wie daraus im Endeffekt eine Sperre des Geländes entstehen konnte, die bis zu einer Sperre der Autobahnabfahrt führte, die Exekutive sogar einen Helikopter ausrücken ließ und der von den anreisenden Besuchern mit ausgelöste Stau die gesamte Region lahm legte, hat mehr als nur ein paar Gründe, und leicht lassen sich daraus falsche Schlüsse ziehen: Die haben sich sicher deppert aufgeführt, die Autonarrischen!
Doch wie auch immer das nun aussehen mag, und man sich vielleicht sogar einen Sturm der Entrüstung erwartet hätte – die Reaktionen waren fast durchwegs positiv. Autofahrer, die hilflos im Stau steckten, meldeten sich später über soziale Netzwerke bei den Veranstaltern und gratulierten zu der tollen Idee. Tankstellen, Geschäfte, Restaurants, alle in der Region verzeichneten gewaltige Umsätze. Pächter jubelten über den Wirtschaftsfaktor, der dieses Treffen mittlerweile ist. Und dennoch – Car Freitag steht derzeit auf der Kippe.
Natürlich brauchen wir nicht drumherum reden, dass sich alle zurecht geärgert haben, die ewig in der Kolonne gesteckt haben und nicht nach Hause kamen. Aber kann man eigentlich jemanden für einen Stau verantwortlich machen? Die Pendler an einem Freitag Nachmittag? Die Shopping-Zentren Samstag Früh oder Fußball-Vereine an jedem Sonntag? Die Veranstalter von Car Freitag vielleicht schon, doch die Lage ist zu undurchsichtig, um einfach so darüber urteilen zu können. Wir trafen uns daher mit den Organisatoren Gernot Gutmann und Werner Lechner im Car-Freitag-Café in Leobersdorf.
Konnten viele Spenden eingenommen werden?
Ja, mehrere tausend Euro. Das wäre jetzt natürlich schade, wenn die Spendensumme durch eine drohende Strafe reduziert werden würde. Aber das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Ist das ein gutes Ergebnis?
Absolut. Letztes Jahr wurden während der vier Treffen insgesamt 19.300 Euro eingenommen. Und wir könnten ja locker zweimal den Platz füllen.
Warum kommen die Leute so gerne und so zahlreich zu Car Freitag?
Sie schätzen einfach die entspannte Atmosphäre hier. Jeder benimmt sich, daher sind auch ältere Teilnehmer dabei, was den Fuhrpark nur noch vielfältiger macht. Vom Unimog bis zum Aston Martin ist alles vertreten.
Was genau ist Eurer Meinung nach an diesem Freitag eigentlich schief gelaufen?
Es kam einfach alles zusammen. Das Wetter war perfekt, am Vortag hatten wir schon 1600 Zusagen, einen Tag später 600 zusätzliche. Bis jetzt war das immer zu bewältigen, aber dieses mal ergab der Ansturm leider eine unglückliche Verkettung der Umstände.
War der Andrang letztes Jahr auch schon derart gewaltig?
Teilweise ja. Wir haben Luftaufnahmen vom letzten Jahr, da sieht man schön, dass das ganze Gelände bis auf den letzten Platz voll war.
Was wurde getan, um das Chaos etwas zu entwirren?
Wir haben eine zusätzliche Einfahrt aufgemacht und noch weitere Parkplätze aufgemacht, um die Leute schneller auf das Gelände zu bringen.
Hätte man etwas besser machen können?
Aus unserer Sicht nein, weil auf dem Gelände hat alles ja wunderbar funktioniert. Es gab sogar noch genug freie Parkflächen, als die Zufahrten abgesperrt worden sind.
Wie hat die Polizei reagiert?
Absolut korrekt. Sie haben keinen Besucher genervt, auch wenn manche uns dafür verantwortlich gemacht haben, dass die Exekutive die Einfahrten abgesperrt haben. Aber in dem Wirrwarr kann man halt schwer trennen, wer zu Car Freitag wollte und wen man weiter fahren lässt.
Welche Auswirkungen hatte die Sperre auf Eure Aktion?
Das hat uns definitiv auch Spenden gekostet, sicher in vierstelliger Region.
Was sagt der Besitzer des Veranstaltungsgeländes?
Der hat uns nach besten Kräften unterstützt, eben extra noch ein Areal eröffnet. Und es hat ja schon acht mal funktioniert, das eine mal halt eben nicht. Aber er sieht den guten Zweck dahinter und unterstützt uns großartig. Sogar den Abfall entsorgt er nachher auf eigene Kosten.
Was passiert, wenn Ihr jetzt eine Strafe bekommen solltet?
Wir werden auf jeden Fall das Gespräch suchen. Aber fix ist, dass wir nicht die Hälfte der Einnahmen für Abgaben etc. ausgeben wollen. Ebenso wollen wir keinen Eintritt verlangen, sondern weiterhin nur freiwillige Spenden. Alles weitere liegt bei der Gemeinde.
Also ist noch offen, ob es wieder ein Car-Freitag-Treffen geben wird?
Die Chancen stehen bei 50/50. Aber was wir schon verraten können: Wenn wir wieder eines machen, dann nicht mehr in dieser Form. Die Location bleibt, aber die Auflagen werden sich ändern, damit sich das noch für uns bewältigen lässt. Der nächste geplante Termin wird definitiv einmal nicht zu halten sein.