Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2019

28. Mai 2019
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Wo Automessen seit Jahren in den Hintergrund rücken und die Autoindustrie in der Gesellschaft ihre neue Mobilitätsrolle sucht, kommt eine wiederkehrende Veranstaltung wie der Concorso d’Eleganza am einzigartigen Comer See gerade recht. WLTP-Zyklus, Ladezeiten, Crashvorschriften und Börsenwert der Automarken interessieren hier nicht einmal am Rande. Veranstalter BMW lädt die exklusivsten Klassiksammler der Welt mit ihren einzigartigen Preziosen an die Villa d’Este und lässt den anderen Automobilmarken dabei so viel Luft, dass jeder gerne ans Südüfer des norditalienischen Bergsees kommt und drei Tage von den schönsten Fahrzeugen der Welt träumt. Man schaut, bringt seinen Klassiker mit und setzt sich samt stilechter Begleitung mindestens ebenso gekonnt in Szene wie das mitgebrachte Fahrzeug.

Leider ist der Comer See nicht nur für seine kleinen Ortschaften, grandiose Stimmungen, spektakulären Villen, sondern auch sein wechselhaftes Wetter bekannt. Das machte den Teilnehmern dieses Jahr einen gehörigen Strich durch die Rechnung, denn nachdem es bereits beim Aufttaktabend zu später Stunde kräftig gewittert hatte, wurde es am Samstagnachmittag so richtig nass und die Parade der schönsten Autos vor der Villa d’Este fiel bei Wolkenbruch und Gewitter buchstäblich ins Wasser. Die Autos – wie jedes Jahr exzellent inszeniert – treten wie beim großen Bruder, dem Concours d’Elegance von Pebble Beach nahe Monterey (Kalifornien, USA) im August in verschiedenen Klassen an.

Einzigartiger denn je ist jedoch die Präsentation im sonnendurchfluteten Garten der traditionsreichen Villa d’Este mit Blick auf den bläulich schimmernden Comer See allemal. Hier lassen einen Vorkriegsmodelle wie der strahlende Vauxhall 30/98 oder der elegante Minerva Type AF unter dem Thema „Goodbye Roaring Twenties“ träumen, dort geht es mit Rolls-Royce 40/50 Silver Ghost oder dem Supersportwagen Mercedes 540 K Cabriolet unter dem Motto „Fast Forward“ weiter. Deutlich kompakter so sehenswerte Sportler wie der Maserati A6G / 2000 von 1952 oder der organisch designte Abarth 205 Sport 1100 mit Berlinetta-Karosserie oder das knuffige Austin Seven 850 Beach Car von 1960. Wer würde mit dem kleinen Viersitzer nicht einmal gerne einen Strandausflug machen?

 

Nur ein paar Meter weiter begeistern im Halbschatten unter dem Motto „Baby you can drive my dream car“ so sehenswerte Fahrzeuge wie ein Bizzarini GT Strada 5300, der einzigartige Lamborghini Miura P 400 S oder der vergleichsweise moderne Porsche 959 in ungewöhnlichem rot. Die meiste Aufmerksamkeit unter dem rund 50 Klassikern aus 100 Jahren Auto- und Motorradgeschichte gab es jedoch zum Thema „Concepts which rocked the motoring world“, wo es Unikate wie den Vivant 77, den abgefahrenen Gyro-X oder Zukunftsraumschiffe wie den Maserati Marzal oder den Ferrari 512 S Modulo zu erleben gab. Das gleiche Thema bespielen ein paar Schritte weiter aktuelle Studien wie den Pininfarina Battista, den klassisch angehauchten Peugeot e-Legend oder das Einzelstück des Bugatti La Voitture Noire, der schon auf dem Genfer Automobilsalon für Aufsehen gesorgt hatte.

Spektakulär, aber nicht derart bekannt wie viele andere Klassiker ist die Konzeptstudie des BMW Garmisch, der im Jahre 1970 von Marcello Gandini für Bertone entworfen worden und nach seiner Enthüllung auf dem Genfer Automobilsalon 1970 spurlos verschwunden ist. Mit dem neu aufgebauten Coupé zollt BMW einem der einflussreichsten Automobildesigner aller Zeiten Respekt. Der Garmisch ist wohl nicht das eleganteste Coupé seiner Zeit und polarisiert wie viele der Bertone-Fahrzeuge aus den 70ern; ist aber als Zeitzeugnis ein wahrer Hingucker mit vielen späteren BMW-Linien. Schon sehenswerter: der Rolls-Royce Wraith Eagle VIII, der an die erste Atlantiküberquerung in einem Flugzeug des Jahre 1919 erinnern soll.