Die automobile Gegenwart vor Corona lässt sich etwa damit beschreiben: latenter Rückgang des Privatkunden-Sektors, Rabatt-Schlacht bis ans Limit, Verschieben immer größerer Stückzahlen in die eigenen Mietwagen- und Car Sharing-Firmen, dadurch getunte Zulassungszahlen und Jahresbilanzen. Dazu das Setzen auf sogenannte Expansionsmärkte, in denen teiltotalitäre Regime herrschen, keine Rechtssicherheit besteht und schon morgen obsolet sein kann, worauf man sich heute verlässt – wobei zwischen Trump, Putin und Xi Ping hier nur wenig mehr Unterschied besteht als in der Qualität ihrer Haartracht.
Kaum besser die Zukunftsaussichten: Die mit Milliarden-Investitionen künstlich gespushte E-Mobilität droht als wirtschaftlicher Fehlstart des Jahrhunderts Geschichte zu schreiben. Das penetrante Marketing-Getöse um sie tönt ungehört am Kundeninteresse vorbei – ebenso, wie das zweitteuerste Projekt namens (teil)autonomes Fahren. Nicht zu vergessen die hoffnungslos überzogenen EU-Strafzahlungen wegen der Überschreitung der CO2-Limits als Existenzbedrohung im Merkblatt für 2021.
Corona eignet sich hervorragend, dem Totalversagen der Managements in den letzten Jahren eine Schutzmaske umzuhängen. Die Rolle als Seuchenopfer steht Diess & Co zweifellos ausgezeichnet, die eigene Verantwortung kann dabei anonym verscharrt werden. Allerdings hat Europa jetzt einen Vorgeschmack darauf bekommen, was es heißt, wenn ihr größter Industriezweig lahmgelegt ist – und was das die Staaten und die EU kostet. Selbst der weltfremdeste Bessere-Welt-Träumer wird da eventuell einmal nachrechnen. Und falls die Krise tatsächlich eine Reset-Funktion entwickelt, der Markt sich gesund aus der eigenen Asche erhebt und die realitätsfernen Emissions-Auflagen in die „Für später“-Ablage wandern, wird vor allem lautes Schulterklopfen aus den Vorstands-Etagen nach unten dringen – für das hervorragende und vorausschauende Krisenmanagement, dank dem man das geschafft hat.
(Kommentar)
Foto: Volkswagen
Weuzi
( 16. April 2020 )
Chapeau – treffender und klarer kann man die Situation nicht kommentieren. Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch ihre Prophezeiung hinsichtlich der Verschiebung der ruinösen Strafzahlungen eintrifft, sodass sich die Industrie mit den nun echt Umwelt-freundlichen Verbrennern wieder erholen kann. Die Batterieautos erledigen sich ohnedies von selbst.