Corona, die praktische Katastrophe

16. April 2020
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Alles Klartext

Die automobile Gegenwart vor Corona lässt sich etwa damit beschreiben: latenter Rückgang des Privatkunden-Sektors, Rabatt-Schlacht bis ans Limit, Verschieben immer größerer Stückzahlen in die eigenen Mietwagen- und Car Sharing-Firmen, dadurch getunte Zulassungszahlen und Jahresbilanzen. Dazu das Setzen auf sogenannte Expansionsmärkte, in denen teiltotalitäre Regime herrschen, keine Rechtssicherheit besteht und schon morgen obsolet sein kann, worauf man sich heute verlässt – wobei zwischen Trump, Putin und Xi Ping hier nur wenig mehr Unterschied besteht als in der Qualität ihrer Haartracht.

Kaum besser die Zukunftsaussichten: Die mit Milliarden-Investitionen künstlich gespushte E-Mobilität droht als wirtschaftlicher Fehlstart des Jahrhunderts Geschichte zu schreiben. Das penetrante Marketing-Getöse um sie tönt ungehört am Kundeninteresse vorbei – ebenso, wie das zweitteuerste Projekt namens (teil)autonomes Fahren. Nicht zu vergessen die hoffnungslos überzogenen EU-Strafzahlungen wegen der Überschreitung der CO2-Limits als Existenzbedrohung im Merkblatt für 2021.

Corona eignet sich hervorragend, dem Totalversagen der Managements in den letzten Jahren eine Schutzmaske umzuhängen. Die Rolle als Seuchenopfer steht Diess & Co zweifellos ausgezeichnet, die eigene Verantwortung kann dabei anonym verscharrt werden. Allerdings hat Europa jetzt einen Vorgeschmack darauf bekommen, was es heißt, wenn ihr größter Industriezweig lahmgelegt ist – und was das die Staaten und die EU kostet. Selbst der weltfremdeste Bessere-Welt-Träumer wird da eventuell einmal nachrechnen. Und falls die Krise tatsächlich eine Reset-Funktion entwickelt, der Markt sich gesund aus der eigenen Asche erhebt und die realitätsfernen Emissions-Auflagen in die „Für später“-Ablage wandern, wird vor allem lautes Schulterklopfen aus den Vorstands-Etagen nach unten dringen – für das hervorragende und vorausschauende Krisenmanagement, dank dem man das geschafft hat.

(Kommentar)

Foto: Volkswagen