Ein Interview über die Zukunft des Elektroautos

23. Mai 2017
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Alles Auto hat sich im Rahmen der Formel E mit Gilles Normand, dem Senior Vice President und E-Auto Verantwortlichen von Renault, getroffen.

ALLES AUTO: Was sind denn die zukünftigen Pläne von Renault bezüglich E-Mobilität?

Gilles Normand: Wir haben ja heuer den neuen Zoe mit der größeren Batterie vorgestellt. Somit wollen wir die Marktführerschaft in Europa noch weiter ausbauen. Der Zoe ist das meistverkaufte Elektroauto in Europa und jedes vierte Elektroauto, das in Europa gekauft wird ist ein Renault. Mit der neuen Batterie und der Überschreitung von 400 Kilometer Reichweite haben wir jetzt auch den Nischenmarkt verlassen und sind bereit für den Mainstream-Käufer. Das ist wichtig, denn somit geben wir viel mehr Menschen die Möglichkeit, ein elektrisches Fahrzeug zu fahren. Das wiederum ist wichtig für die Erstausrüster, die mehr Know-How investieren was dann interessant für Lieferanten wird. Somit wird die ganze Technologie kostengünstiger, wovon der Endkunde den größten Benefit hat. Wir denken, dass die zukünftige Preisgestaltung erlaubt, die Gesamtkosten für ein E-Auto so zu halten, dass es sich nach spätestens Fünf Jahren amortisiert.

ALLES AUTO: Wie sieht es mit den Batterien aus? Kommen die aus eigener Produktion?

Gilles Normand: Wir nutzen Momentan einen großen Lieferanten, nämlich LG, für unsere Fahrzeuge. Von dort bekommen wir Module, die wir zusammensetzen. Das wichtigste in der Batterietechnologie von unseren Fahrzeugen, das Batterie-Management-System, kommt aber von uns. Dieses optimieren wir permanent und besonders die Formel E hilft uns mit neuen Erkenntnissen dabei. Speziell in Extremsituationen wie Hitze und extremer Schnellladung. Wir lernen enorm viel von den Rennautos der Formel E und geben das an unsere Serienfahrzeuge weiter. Die komplette Rekupationstechnologie stammt beispielsweise aus dem Rennsport. Die Batterie ist auch die wichtigste Komponente in den Elektrofahrzeugen. Wenn wir uns so eine Batteriebox vom neuen Zoe vorstellen, haben wir es dank der Formel E geschafft, doppelt so viel Energiekapazität in die selbe Größe, also die selbe Batteriebox zu packen. Das ganze bei annähernd gleichbleibenden Gewicht.

ALLES AUTO: Gibt es Pläne für kontaktloses Laden und wie sehen die aus?

Gilles Normand: Lustig dass sie das fragen, wir haben nämlich heute erst eine Strecke von 100 Metern in einem Pariser Vorort mit induktiver Technologie ausgestattet. Das Testfahrzeug dafür ist ein Kangoo Z.E., der seine Batterie auf dieser Strecke sogar in Bewegung bis zu 20 Kilowatt laden kann. Das ist nicht wenig. Aber wir sehen das erst als Test und als Evolution zu dem was eher etabliert sein wird. Und das ist ein stationäres kontaktloses Ladesystem. Danach kommt dann das Laden in Bewegung.

ALLES AUTO: Wie sieht die Zukunft der Batterie aus? Werden es weiter Litium-Ionen-Batterien sein?

Gilles Normand: Es gibt einige Möglichkeiten aber das sind alles Visionen für 2025. Ich versuche mehr, die nahe Zukunft besser zu gestalten.

ALLES AUTO: Wir sind hier auf einem Rennevent. Wird es in Zukunft sportliche E-Fahrzeuge von Renault geben?

Gilles Normand: Es hängt immer davon ab, was die Leute kaufen würden. Wenn wir jetzt einen Sportwagen mit Elektroantrieb zur Serienreife entwickeln würden, wären die Kosten immens. Momentan liegt unser Fokus mehr auf günstigen Preisen und flächendeckender Ausstattung. Aber was in Zukunft passieren wird, ist natürlich offen.

 

portrait-m.-normandGilles Normand startete seine Karriere 1988 bei Renault in der Abteilung Produkt Planung ehe er zehn Jahre Später die Abteilung Sales&Marketing leitete. Nach einem längerem Ausflug zu Nissan wurde er 2012 Vorstandsmitglied bei Renault Asia. Seit 2017 ist er Vorstandsmitglied bei Renault Electric Vehicles.