Seit Formel-1-Pilot Fernando Alonso einen Ausflug ins große Oval nach Indianapolis gewagt hat, steigt auch in Europa das Interesse für die amerikanischste aller Motorsport-Serien. Das könnte mit dem Halo-Kopfschutz an Mercedes, Ferrari und Co auch weiter steigen. Wirklich ästhetisch ist der Heiligenschein ja nicht. Im Gegensatz zur Formel 1 haben alle IndyCars ein von Dallara gefertigtes Einheits-Aerokit. Das findet auf den Einheits-Chassis Platz. Soll heißen, wenn ein Auto bei der Optik patzt, tun es alle anderen auch – nur, es patzt keiner.
Die jetzt vorgestellten Champ Cars für die nächste Saison sehen atemberaubend aus. Erstmals in diesem Jahrzehnt wird im großen Oval ohne Airbox gefahren. Das erlaubt eine klare Designsprache. Auch die sogenannten Rear-Wheels-Guards, also ein klobiges Karosserieteil hinter dem Hinterreifen, ist an den 2018er Autos nicht zu sehen. Die Verantwortlichen bei Dallara sagen, dass die Ingenieure das Fahrzeug nach einer vollkommen neuen Herangehensweise, nämlich Reverse Engineering, entwickelt haben. Das Motto: Erst die Optik, dann der Rest. Erstere überzeugt, letzteres auch. Denn obwohl das Design im Vordergrund steht, hat man nicht auf eine anständige Performance vergessen. Der schlichtere Aufbau der Karosserie erlaubt eine gesteigerte Höchstgeschwindigkeit. Der Abtrieb selbst wird dann zu zwei Dritteln am Unterboden produziert.
Für den ersten Test kamen am gestrigen Dienstag Juan-Pablo Montoya und Oriol Servia zum Einsatz. Nach ein paar Runden am 2,5 Meilen langen Indy-Motor-Speedway zeigten sich beide begeistert. Montoya findet, dass sich das neue Auto spitze fährt und einige Fehler der Vergangenheit beseitigt wurden. Außerdem wird er nicht müde zu betonen, das es super aussieht. Auch der Kollege Servia kann dem nur zustimmen. Getestet wurden die neuen Boliden übrigens mit beiden Motoren – von Honda und Chevrolet, jeweils 2,2-Liter V6 Biturbos mit rund 700 PS. Da kann man sich schon Vorstellen, dass Fernando Alonso auch im nächsten Jahr einen Seitensprung ins Oval wagt.