Erster Test: Neuer Toyota Mirai

14. April 2021
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Aktuelles

Die leidige Diskussion, ob die Mobilität irgendwann einmal eher Bat­terie-elektrisch oder mit autarker Brennstoffzelle stattfindet, wird auch der Toyota Mirai nicht entscheiden. Er liefert aber einige der bisher stärksten und attraktivsten Argumente für den Wasserstoff. Der seit 2014 angebotene Vorgänger hatte gleich mehrere erfolglimitieren­de Eigenschaften – darunter sein Äußeres, den knappen Innenraum und die gemessen am H2- Tankstellennetz eher mittelprächtige Reichweite.

Nichts davon hat er dem Nachfolger vererbt: Der neue ­Mirai ist sogar außeror­dentlich fesch ohne deswegen beliebig zu wirken, der Fahrgastraum hat mehr als großzügige Dimen­­si­onen, und von 650 Kilometer Reichweite können Akku-Autos wohl noch einige Jahre lang nur träumen.

 

Grundlegend hat sich Toyota der Erkenntnis gestellt, dass die Brennstoffzellen-Technik schlicht­­weg am besten mit einem großen Auto kompatibel ist, in dem sich die Drucktanks für den Wasserstoff gut unterbringen lassen. Daher ist der neue Mirai in der Länge auf ein Gardemaß von knapp unter fünf Metern gewachsen, das sind fast neun Zentimeter mehr als bisher. Beim Radstand lautet das Plus auf beachtliche 14 und in der Breite immerhin auf sieben Zentimeter. Dafür ist er deutlich niedriger geworden, auch der Schwerpunkt ist nach unten gewandert. 

Im Innenraum hat sich To­yota über ein eigenständiges, aber klares und in hoch­wertige Materialien gepacktes Cockpit-Layout getraut. Es überrascht dazu mit sportlicher Ergonomie und setzt das aufgebotene Hightech-Asenal unverspielt ein.

Unter dem Kleid der ele­ganten Sportlimousine ist auch nichts wie vorher: drei Tanks in der Mittelkonsole und unter dem Kofferraum, die Brennstoffzelle statt unter den Vordersitzen nun im „ehemaligen“ Motorraum – wo Platz ist, weil der Mirai jetzt mit Heckantrieb auftrumpft. Dazu ein moderner Lithium-Ionen Akku als Pufferbatterie zwischen Brennstoffzelle und E-Motor. 

Die Entwicklung der Brennstoffzelle selbst in diesen wenigen Jahren mutet an wie die vom Vergasermotor zum Direkteinspritzer in Jahrzehnten: deutlich kompakter, effizienter, leichter und leistungsstärker. 

 

Ein Zusatz-Feature ist, dass die für die Elektrolyse-Einheit benötigte Luft gereinigt wird: Was die ihren Fahrstrom selbst an Bord produzierende Limousine ausstößt, ist von Stickoxiden, Schwefeldioxid, Ammoniak und sogar dem bösen Feinstaub befreit. Also ein Auto, das saube­rere Luft hinterlässt, als es vorgefunden hat – das müssen noto­rische Autogegner erst einmal ideologisch verdauen.

Viel wichtiger ist aber, dass der Mirai auch fahrdynamisch aufzeigt. Das Leistungsgewicht von über 10 Kilo je PS ließe kaum erwarten, wie agil Antritt und Handling sich tatsächlich anfühlen. Die Muskeln lässt er ­spürbar an der Hinterachse spielen, wo die 300 Nm Drehmoment vehement anpacken. Zusammen mit der direkten, präzisen Lenkung und der perfekten 50:50-Balance ergibt das eine gelungene und attraktive ­Kombination – im Sport-Modus noch aktiver aufbereitet und beinahe ohne Reue beim Verbrauch zu genießen.

Bestellbar ist Toyotas smarter Zukunfts-Beitrag bereits jetzt, die Preisliste reicht von 59.000 Euro für das Basismodell bis 74.900 für die Top-Variante. Wobei Technik und Leistung immer ident sind – allein die Ausstattung macht den Unterschied.

Daten & Fakten

Basispreis in € 59.900,–
Synchronmotor 182 PS (134kW)
Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzelle 174 PS (128 kW)
Drehmoment Nm 300
Batterie in kWh 1,24
Getriebe Eingang-Automatik
L/B/H, Radst. in mm 4975/1885/1470, 2920
Kofferraum 273 l
Leergewicht in kg 1900
0–100 km/h in sec 9,2
Spitze in km/h 175
WLTP-Normverbrauch 0,79–0.98 kg H2/100 km
Reichweite (Werk) 650 km