Fiat Panda 1,2

23. November 2003
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Fiat
Klasse:Kleinwagen
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Benzin
Leistung:60 PS
Testverbrauch:6 l/100km
Modelljahr:2003
Grundpreis:9.900 Euro

Eine tolle Kiste” nannte Fiat den guten, alten Panda. Jetzt kommt sein gleichnamiger Nachfolger. Und der ist nicht nur ihm, sondern auch gleich allen Gegnern in der ganz kleinen Klasse überlegen.

Ursprünglich wollte man bei Fiat den Panda-Nachfolger “Gingo” (sprich: Tschingo) nennen und präsentierte ihn im heurigen Frühjahr auch unter diesem Namen auf dem Genfer Automobilsalon. Erst ein wilder Protest von Renault – die Franzosen wähnten Gingo zu nahe an ihrem Twingo – öffnete den Fiat-Managern die Augen: Eilends in die Wege geleitete Untersuchungen brachten die Erkenntnis, dass unfassbaren 100 Prozent der befragten Italiener der Fiat Panda ein Begriff ist, europaweit waren es immer noch 90 Prozent. Auf die Frage: “Kennen Sie ein Fiat-Modell?” antworteten in Italien 70 Prozent aller Befragten mit “Panda”.Ein solches Namens-Juwel aus der Hand zu geben, wäre nichts anderes als groß angelegte Geldverbrennung. Also etwas, das sich Fiat in seiner nach wie vor kritischen Situation absolut nicht leisten kann. Doch der Name Panda bedeutet auch Verpflichtung – stellte er doch in seiner 25-jährigen Bauzeit wie kaum ein anderes Auto Fiats Fähigkeit, mit geringen Mitteln ein liebenswertes und ansatzweise sogar geniales Auto auf die Räder zu stellen, unter Beweis.Optisch präsentiert sich der Neue zwar runder als der Vorgänger, doch die Stoßrichtung ist dieselbe: Er ist einfach auf den ersten Blick sympathisch. Im Innenraum kopierte man ein wenig das Cockpit des Multipla – sieht auf den ersten Blick schrecklich unordentlich aus, auf den zweiten merkt man aber, dass fast alle Schalter richtig positioniert sind -, die rauen Mengen an hellem Hartplastik wirken allerdings richtig billig. Um 9900 Euro muss man sich eben entscheiden: entweder einen kleinen Fiat oder eine Vollleder-Ausstattung – ohne zugehöriges Auto.Natürlich trägt der neue Panda dem allgemeinen Wachstum Rechnung und geriet mit 3,54 Meter Länge um gut 13 Zentimeter länger als sein Vorgänger. Auch in die Höhe ging es um zehn Zentimeter weiter – angesichts des aktuellen Hochbau-Trends fast schon Verpflichtung. Somit lässt sich der Kofferraum nach Umklappen der Fondlehne auf ansehnliche 775 Liter erweitern und schluckt dann problemlos eine handelsübliche Waschmaschine.Allerdings: Beim Thema Umklappen haben die Italiener gar offensichtlich gespart: Serienmäßig kann man die Fondlehne nämlich nur im Ganzen umlegen, die Teilbarkeit kostet ebenso Aufpreis wie die fünfte Kopfstütze (samt fünftem Dreipunkt-Gurt) und die Verschiebe-Möglichkeit der Bank.Als gelungen geht wiederum die – aufgrund des geringen Fahrzeuggewichts – sehr spritzige 60-PS-Motorisierung durch. In Verbindung mit der hohen Sitzposition und dem ultrakleinen Wendekreis macht sie den Panda zum idealen Stadtflitzer.Als feine Helferlein fürs Überleben im Großstadtschungel entpuppen sich auch die direkte, extrem leichtgängige (und im “City”-Modus fast schon von Kleinkindern bedienbare) Servolenkung sowie der “Hillholder” (verhindert nach einmaligem Bremsen das Zurückrollen am Berg).Abgesehen vom 60 PS starken 1,2-Liter-Motor gibt es auch ein weit weniger flottes 1,1-Liter-Aggregat mit 54 PS (nur in der Basisausstattung um 8800 Euro zu haben) und – als Spitzenmodell – einen rund 12.000 Euro teuren 70-PS-Diesel. Die Dreitür-Variante folgt in rund einem Jahr und ersetzt dann auch den Seicento, zum gleichen Zeitpunkt ist eine auf Mini-SUV getrimmte Allrad-Version fällig. Dass deren Antrieb dann nicht mehr aus Österreich kommt, müssen wir wohl mit Fassung tragen. TECHNIK 4-Zylinder-Reihe, 1242 ccm, 44 kW (60 PS) bei 5000/min, max. Drehmoment 102 Nm bei 2500/min, Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb, vorne: untere Querlenker, Federbeine, hinten: Verbundlenkerachse mit Drehachskörper, Scheibenbremsen v, Trommeln h, ABS, L/B/H 3538/1578/1540 mm, Radstand 2299 mm, 4-5 Sitze, Wendekreis 9,1 m, Servo, Reifendimension 155 R 13, Tankinhalt 35 l, Reichweite (bis Tankreserve) 520 km, Kofferraumvolumen 206-775 l, Leergewicht 860 kg, zul. Gesamtgewicht 1305 kg, 0-100 km/h 14,0 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 13,1 sec, Spitze 155 km/h, Steuer (jährl.) EUR 132,-, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 7,1/4,8/5,6 l, Testverbrauch 6,0 l ROZ 91Preis: EUR 9.900,- FAHREN & FÜHLEN Der kleine Vierzylinder agiert drehfreudig und agil, die Fahrleistungen können sich auch überland durchaus sehen lassen. Überraschung: Der Zweiventiler ist darüber hinaus laufruhig und ausgesprochen leise. Sehr agil reagiert der Panda ebenso auf Lenkbefehle, auch wenn die leichtgängige elektrische Servo nicht die allerexakteste ist. Ebenfalls positiv: die knackig-kurzwegige Schaltung (Schalthebel recht praktisch im Armaturenträger angebracht) und die fein dosierbaren, ausreichend wirksamen Bremsen. Nicht mithalten kann dagegen das Fahrwerk: Seine äußerst weiche Abstimmung sorgt für heftige Karosserie-Bewegungen, Fahrbahn-Unebenheiten dringen trotzdem fast ungefiltert zum Allerwertesten der Passagiere durch. Sitze: recht groß, mittelmäßig straff, wenig konturiert, sehr filigrane Höhenverstellung. PLATZ & NUTZ Im Vergleich zu Konkurrenten der ganz kleinen Klasse liegt der Panda gut, absolut gesehen mangelt´s allerdings ein wenig an Ellbogenfreiheit und Fond-Knieraum. Passabler Kofferraum, bei umgelegter Fondlehne auch Platz für sperrige Gegenstände. Serienmäßig lässt sich selbige übrigens nur im Ganzen umlegen, geteiltes Klappen kostet ebenso Aufpreis wie die Verschiebe-Möglichkeit der Rücksitzbank. Minus: relativ kleine Fondtür-Ausschnitte, Mini-Handschuhfach, wenige Ablagen (ein Fach unter dem Beifahrersitz gibt es als Extra), zu tief angebrachte Gurtpeitschen, zu kleine Außenspiegel. Plus: sehr gute Über- und Rundumsicht, extrem kleiner Wendekreis, “Hillholder-Funktion” (einmal Bremsen verhindert Rückrollen am Berg).

Weitgehend übersichtlich, aber eine ganze Menge graues Hartplastik: Panda-Cpockpit

DRAN & DRIN Die Serienausstattung des “Dynamic” repräsentiert Kleinwagen-Standard (siehe auch Kasten auf Seite 59). Sprich: Die wichtigsten E-Helferlein sind an Bord, Radio und Klimaanlage kosten Aufpreis. Wer das alles plus Alufelgen, E-Außenspiegel und Zentralsperren-Fernbedienung ab Werk haben will, muss zum üppig ausgestatteten, aber auch 1400 Euro teureren “Emotion” greifen. Fast schon ein Hauch von Luxus weht durch die Extra-Liste: vom Glas-Schiebedach über die Einparkhilfe bis zur HiFi-Anlage samt Subwoofer. Großteils billige Materialien, bis auf knarrende Scheibenwischer absolut solide wirkende Verarbeitung. SICHER & GRÜN Im Konkurrenzvergleich passable Sicherheitsausstattung: Frontairbags, ABS, Gurtstraffer samt -kraftbegrenzern vorne sind Serie, vordere Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, Isofix-Kindersitzhalterungen (in Verbindung mit geteilt umlegbaren Rücksitz-Lehnen) und einen fünften Dreipunktgurt samt Kopfstütze (für den mittleren Fondplatz) kann man immerhin nachkaufen. Positiver Umwelt-Check, äußerst knausrig beim Sprit-Konsum. PREIS & WERT Preislich absolut auf Koreaner-Niveau, spürbar unterbieten lässt sich der Panda von keinem Konkurrenten. Dementsprechend kann man eine gute Werthaltung prognostizieren (noch besser wohl mit dem 70-PS-Diesel). Zwei Jahre Neuwagen- und Mobilitäts-Garantie, zwölf Jahre Antidurchrost-Versprechen. Service alle 20.000 Kilometer, Werkstatt-Netz durchaus engmaschig. ALLES-AUTO-TESTURTEIL :Praktischer, fescher und preisgünstiger Kleiner. Einer, der absolut würdig ist, den Namen Panda zu tragen. Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 10/2003