Eben war die europäische Automobilindustrie noch Vorzeigebranche, dank des „Green Deals“ der EU-Kommission wurde sie zum Sanierungsfall. Die Lösungs-Ansätze sind bisher freilich fatal.
Erfolg hat immer viele Väter, Fehlschläge hingegen sind meistens Vollwaisen – niemand will für ihr Entstehen verantwortlich sein. Ein maßgeblicher Anteil an der aktuellen Misere der Automobilsparte geht zu Lasten der strauchelnden E-Mobilität: Die getätigten Milliarden-Investitionen kommen nicht zurück, dazu drohen den Pkw-Herstellern 2025 gewaltige Strafzahlungen wegen des Verpassens der Flotten-Grenzwerte. Robert Habeck, im richtigen Leben gescheiterter Kinderbuch-Autor und damit faszinierenderweise als deutscher Wirtschaftsminister qualifiziert, schien das wenig zu kümmern. Bei seinem im Herbst des Vorjahres hastig einberufenen Auto-Gipfel wollte er von einer Karenzierung der CO2-Limits nichts wissen. Stattdessen sprach er der Innovationskraft der Wirtschaft sein volles Vertrauen aus. Was so viel bedeutet, wie: Haben sie sich halt nicht genug angestrengt, die Autokonzerne.
Allerdings haben sie das sehr wohl. Das PR-Dauerfeuer für die Segnungen der Elektromobilität in den letzten Jahren war kaum auszuhalten. Dazu kamen gut zwei Drittel der neuen Modelle nur oder zumindest auch elektrisch in den Handel. Bloß, dass die Kunden die derzeit ökologisch und ökonomisch unbefriedigenden E-Autos nun einmal nicht annähernd im selben Maß angenommen haben.
Die neueste Nuance im offiziellen Polit-Wording lautet unterschwellig, dass die Menschen einfach noch nicht reif genug sind, um zu begreifen, dass die E-Mobilität trotzdem die strahlende Zukunft ist. Und ihr Schiffbruch nur so etwas wie ein vorübergehender Störfall im perfekten Reiseplan in die CO2-neutrale Glückseligkeit, für alle Zeiten niedergeschrieben in EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens „Green Deal“. Kaum zu hören ist hingegen, dass diese willkürlichen Festsetzungen von Limits und Deadlines von Anfang an ebenso realitätsfern wie dilettantisch waren. Und dass sie tatsächlich die Industrie strangulieren, China die Profite der Energiewende einstreifen lassen und der europäischen Volkswirtschaft katastrophalen Schaden zufügen.
Viel wichtiger als deren Funktionieren ist demnach, dass wir 2050 klimaneutral sein müssen. Egal um welchen Preis – Hauptsache, die Vorgabe und der festgelegte Weg dorthin werden eingehalten. Was nichts anderes ist als die gute alte Planwirtschaft, der Kosename für Mangel-Verwaltung und Dauer-Krise, hier frisch mit einem grünen Mascherl statt einer blutroten Schleife aus der Versenkung geholt.
Faktisch ist es aber vollkommen egal, ob Europa 2050 oder ein paar Jahre später klimaneutral wird. Ohnehin bewirken weder der E-Auto-Zwang noch der restliche Öko-Alleingang der EU, die nicht mehr als acht Prozent zum globalen CO2-Ausstoß beiträgt, im planetarischen Kontext irgendetwas. Sie dienen vor allem politischen Eitelkeiten. Das gilt auch für die angebliche Vorbildwirkung, die wir damit erreichen sollen. Derzeit liefert Europa mit seinem selbst angerichteten Chaos allerdings nur ein drastisches Gegenbeispiel, dem kein anderer Staat dieser Welt folgen wird.
Dennoch ist bisher nicht von einer dringend notwendigen Anpassung dieser Politik an die Wirtschafts- und Lebensrealität die Rede – sondern nur davon, dass man sie den Leuten künftig einfach besser verkaufen muss. Wenn die den nächsten Wahltag dann erneut zum Zahltag für diese Ignoranz machen, ist wieder Heulen und Fassungslosigkeit angesagt.
Foto: EU-Parlament