Die Extravaganzen stechen nicht ins Auge, sind aber nach wie vor da. So ist etwa die Heckklappe aus Kunststoff und die Motorhaube aus Aluminium gefertigt. Als Antrieb gibt es nunmehr einzig und allein einen Vollhybrid. Der stammt aus dem SUV-Bruder CR-V, wie bei jenem (und auch bei HR-V und Jazz) gibt der Elektromotor den Ton an und wuchtet sein ansprechendes Drehmoment über ein Eingang-Getriebe auf die Vorderachse.
Zum Antrieb
Primärer Existenzzweck des Verbrenners ist es, den kleinen Puffer-Akku mit Strom zu befüllen, lediglich auf der Autobahn wird er teils direkt auf die Antriebsräder losgelassen. Gibt man mehr Gas, dreht auch der Zweiliter-Vierzylinder höher. Wie bei einem stufenlosen Getriebe, obwohl das Honda-System damit technisch nichts zu tun hat. Der Saugmotor muss sich hier deshalb mehr anstrengen, damit er mehr Strom produzieren kann. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es dann kein unschönes Aufheulen mehr, alles läuft synchron zu Gasbefehlen ab und klingt auf sehr dezente Art sportlich. Der Verbrauch bleibt generell brav, Hybrid-typisch wird bei viel Stop- and-go noch mehr gespart als auf der Autobahn.
Zurück zur großzügig geschnittenen Karosserie
Bringt diese auch ein echtes Platz-Plus? Teils, teils. Der Laderaum sticht mit seinem Volumen von mehr als 400 Litern die Kompaktklasse-Konkurrenz aus, gemessen an der Fahrzeuglänge relativiert sich die Sache freilich markant. Ambivalent auch die Innenmaße: glanzvoll bei Bein- und Ellbogenfreiheit, eher schwach in Sachen Kopfraum. Zumal mit dem Panorama-Glasdach, das bei der getesteten Topausstattung „Advance“ zum Serienumfang gehört.
Ganz vorn dabei ist der neue Civic in Sachen Sicherheit: Neben allen handelsüblichen Assistenzsystemen gibt es einen Zentralairbag vorne, zwei Knieairbags und seitliche Luftsäcke sogar hinten – das ist nicht nur unter den Kompakten herausragend, selbst in der Luxusklasse wäre man damit bestens aufgestellt. Die genaue Bewertung des Test Honda Civic lesen Sie unten.
Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe Oktober 2022 von Alles Auto, hier online zu bestellen.
Foto: Robert May
Motor & Getriebe
Der Elektromotor schiebt in typischer Manier gleichmäßig kräftig an. Der Benziner ist normalerweise kaum zu hören, nur bei herzhaftem Tritt aufs Pedal vernimmt man leisen, dezent sportlichen Sound – gut synchronisiert mit dem Gaseinsatz. Positiv unauffälliges Eingang-Getriebe. Der Benziner setzt nie lang am Stück aus, in Summe aber sehr häufig. Rekuperation in vier Stufen per Lenkrad-Paddels justierbar. Die ebenfalls aktivierbare Adaptiv-Rekuperation macht sich nicht wirklich bemerkbar.
Fahrwerk & Traktion
Das Fahrwerk bietet hohes Schluckvermögen, fühlt sich dabei dennoch dynamisch an. Kein Wanken, keine Poltergeräusche. Agiles Einlenken über die direkt-präzise, etwas schwergängige Steuerung. Tadellos wirksame, fein dosierbare Bremsen. Die Traktion gerät bei Nässe bald an ihre Grenzen, die reaktionsschnelle Schlupfregelung hält gekonnt dagegen.
Bedienung & Multimedia
Klassisch-übersichtliche Cockpit-Landschaft (Schalter und Drehregler wie gewohnt vorhanden), schnell erfassbare Digital-Armaturen ohne viele Verstellmöglichkeiten. Gut platzierter, nicht allzu großer Touchscreen mit logischer Menüführung, die Sprachsteuerung verlangt exakte Befehle. Großzügig geschnittenes, langstreckentaugliches Gestühl. Sicht nach schräg hinten eingeschränkt, was jedoch durch die Rückfahrkamera entschärft wird. Volle Smartphone-Anbindung und induktives Handy-Laden Serie. Minus: teils schwacher DAB-Empfang, großer Wendekreis.
Innen- & Kofferraum
Viel Ellbogen- und Beinraum vorne wie hinten, allerdings wenig Kopffreiheit – noch weniger mit dem beim „Advance“ serienmäßigen Panoramadach. Das Ladeabteil schrumpft aufgrund des Subwoofers um rund 20 Liter, ist für die Kompaktklasse aber großzügig bemessen, dazu glattflächig und über 2:1-Fondlehnen erweiterbar. Praktisch-kompakte Gepäck-Abdeckung in Rollo-Form. Zahlreiche, wenn auch eher kleine Ablagen.
Dran & Drin
Sehr komplette „Advance“-Ausstattung inklusive Lederpolsterung. Wer meint, ohne diese (und ohne E-Sitze, Lenkradheizung, induktives Handyladen, Fernlicht-Sensor, Bose-Sound, Panoramadach, 18-Zöller etc.) auszukommen, spart mit dem „Elegance“ 5200 Euro. Souveräne Verarbeitung, durchwegs hochwertige Materialien.
Schutz & Sicherheit
Mit Zentral-Airbag, zwei Knieairbags und hinteren Seitenairbags (alles serienmäßig) in Sachen Luftsack-Aufgebot top, dazu mit sämtlichen Assistenzsystemen der Klasse (ebenfalls serienmäßig) versehen.
Preis & Kosten
Am verbrauchsgünstigsten (fünf Liter oder noch weniger) ist man im Stop-and-go-Verkehr sowie im städtischen Umland unterwegs, auf der Autobahn kann eine (immer noch herzeigbare) Sieben vor dem Komma stehen. Absolut gesehen kein Schnäppchen, ausstattungsbereinigt aber fair bepreist. Geringe NoVA und Kfz-Steuer, stabile Werthaltung zu erwarten. Drei Jahre Garantie, nicht allzu dichtes Werkstatt-Netz fürs jährlich durchzuführende Service.
Technik
Serienausstattung
Extras
L/B/H 4551/1802/1408 mm, Radstand 2734 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,6 m, Reifendimension 235/40 R 18, Tankinhalt 40 l, Reichweite 715 km
Kofferraumvolumen 404–1187 l, Leergewicht (EU) 1533 kg, zul. Gesamtgewicht 1930 kg, max. Anh.-Last 750 kg, 0–100 km/h 8,1 sec, Spitze 180 km/h, Steuer (jährl.) € 423,36, Werkstätten in Österreich 56, Service alle 20.000 km (mind. 1x/Jahr)
WLTP-Normverbrauch kombiniert 5,0 l, Testverbrauch 5,6 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 114/129 g/km