Ebenfalls eine neue Ära läutet die Formensprache ein, wobei die freche Front mit dem breiten Grill und den Bumerang-förmigen Tagfahrlichtern durchaus Polarisierungs-Potenzial hat. Das Heck erinnert an das hauseigene Strom-Aushängeschild EV6, in der Seitenansicht bleibt das Auge an der scheinbar gekappten C-Säule hängen.
Nur mehr 25 Prozent der Sportage-Käufer werden hierzulande zu einem Diesel greifen, kein Wunder, es gibt ja als Alternative attraktive (elektrifizierte) Benziner – so wie das vorläufige Spitzenmodell mit 180 PS, Allradantrieb und Mildhybrid, das bei uns gastierte, und zwar in der Top-Ausstattung „GT-Line“. Etwas mehr als 50.000 Euro stehen dann am Preisschild, weitere 2200 Euro wird los, wer seinen SUV mit Allrad haben möchte so wie bei unserem Testwagen.
Was wird geboten ums große Geld? Eine Menge jedenfalls in Sachen Serienausstattung: alles da bei der „GT-Line“, von elektrisch bewegten und klimatisierten Vordersitzen, Lenkradheizung und Navi über Heckklappe mit Sensorsteuerung und HiFi-Sound bis hin zu Panoramadach und Sitzheizung im Fond – selbst Verwöhnte werden da glücklich. Nörgler könnten freilich monieren, dass es bei anderen Kias ein Headup-Display gibt, beim Sportage aber nicht.
Dazu gefallen der gute Komfort und die einfache Bedienung. Es gibt sogar noch eine erkleckliche Anzahl an Schaltern und Drehreglern – mit denen für Lautstärke und Navi-Zoom bzw. Sender-Tuning bedient man auch die Innentemperatur links sowie rechts, dazu muss man vorher freilich auf die „Klima“-Taste drücken. Sehr fein: die hochauflösenden Bilder der Rundumkameras inklusive Vogelperspektive, so lässt sich der Korea-SUV ganz easy rangieren.
Etwas enttäuschend: der Praxis-Verbrauch des Testwagens, er lag doch deutlich über der Hersteller-Angabe. Also vielleicht doch einen Diesel nehmen? Für Vielfahrer macht das sicher Sinn. Alle, bei denen Geld weniger eine Rolle spielt, können alternativ bis April warten, da sind dann auch die „vollwertigen“ Hybrid-Versionen zu haben, klassisch mit 230 PS oder zum Anstecken mit 265 PS.
Fahrwerk & Traktion – Das adaptive Fahrwerk ist um Komfort bemüht, den die 19-Zöller etwas vermiesen. In flotten Kurven spürbare, aber undramatische Seitenneigung, dabei lange neutral und ohne böse Überraschungen bei Lastwechseln. Keine Traktions-Probleme, dazu ist der Durchtrieb auf Knopfdruck sperrbar. 1A-Bremsen. Lenkung präzise und für einen SUV durchaus direkt.
Bedienung & Multimedia – Gute Sitzposition, die Möbel bieten vorne ordentlichen Seitenhalt, aber etwas zu wenig Schenkelauflage. Tadellos ablesbare, leicht wandelbare Digital-Instrumente. Ärgerfreie Bedienung, passable Sprachsteuerung, das Multimediasystem ist rasch durchschaut. Genug echte Schalter und Knöpfe (zum Beispiel für Sitz-Klimatisierung oder Lautstärke-Regelung), die am Lenkrad (etwa für Audio oder Assistenzsysteme) sind sehr gut zu bedienen. Top: die Kamera-Qualität. Serie: Smartphone-Anbindung und induktives Handyladen. Minus: geringe Reichweite. Genug Ablagen, aber kleine Türfächer.
Innen- & Kofferraum – Bis auf die (auch durch das serienmäßige Panoramadach) etwas eingeschränkte Kopffreiheit rangieren die Innenmaße vorne wie hinten überm Klassenschnitt. Trotz Allrad passt auch das Volumen des Kofferraums, der Ladeboden bleibt nach Umlegen der 2:1:2-Fondlehne eben. Die elektrische Heckklappe öffnet automatisch, wenn man mit dem Schlüssel direkt davor steht, diese Funktion kann man aber auch deaktivieren.
Dran & Drin – In der Top-Version „GT-Line“ volle Hütte, da geht kaum etwas ab. Wer unter anderem auf Rundumkameras, Adaptiv-Tempomat, HiFi-Sound, E-Dämpfer, Panoramadach, E-Heckklappe, 19-Zöller und auf das eine oder andere Assistenzsystem verzichten kann, fährt auch mit dem 6000 Euro billigeren „Gold“ sehr gut (ein paar der genannten Features kann man über Pakete dazunehmen). Solide Verarbeitung, sympathische Materialien.
Schutz & Sicherheit – Ein Zentral-Airbag hebt den Sportage über den Klassen-Schnitt, dazu sind praktisch alle Assistenzsysteme, die dieses Segment zu bieten hat, an Bord – sie funktionieren auch ganz gut. Eher eine Spielerei: das Einblenden des Totwinkel-Bildes in die Instrumente beim Blinken.
Preis & Kosten – Teuer in der Anschaffung, ausstattungsbereinigt ist sogar Konzern-Bruder Hyundai Tucson günstiger, aber auch der Mazda CX-5, der Seat Ateca sowie Skoda Karoq oder Ford Kuga – letzterer mit echtem Hybrid-Antrieb, ebenso wie der Toyota RAV4, der in etwa gleich teuer bilanziert wie der Kia Sportage. Kia-Plus: sieben Jahre Garantie (bis 150.000 Kilometer). Verbrauch kein Hit, Jahresservice Pflicht – dafür stehen genug Werkstätten österreichweit zur Verfügung.