Generell wirkt der neue kleine Kraxler des Hauses jetzt deutlich erwachsener, davon spüren am meisten die Fond-Passagiere: Kniefreiheit und Schenkelauflage auf der Rücksitzbank wuchsen auf ein menschenwürdiges Niveau, die Kopfstützen-Höhe reicht nun auch Erwachsenen.
Der getestete mittlere Diesel ist eine gute Wahl, nicht nur, weil der Zweiliter-Motor bereits die Abgasnorm Euro 6D erfüllt. Die Fahrleistungen sind mehr als zufriedenstellend, das gilt auch für den Verbrauch. Und wer den Zweiliter nicht unnötig dreht, segelt stets auf der ruhigen Seite – besonders auf der Autobahn, wenn die Doppelkupplungs-Automatik den achten Gang eingespannt hat und keine Windgeräusche nerven.
In Sachen Agilität kann der GLA der Baubasis A natürlich nicht das Wasser reichen, wer wie wir zur 5874 Euro teuren AMG Line gegriffen hat, bringt mit Sportfahrwerk und 19-Zöllern immerhin etwas Dynamik ins Geschehen – ohne dass der Komfort allzu sehr leidet.
Kleinfamilien könnte der GLA durchaus reichen, selbst wenn das (gegenüber dem Vorgänger leicht gewachsene) Kofferraumvolumen im Vergleich zum Mitbewerb nicht übertrieben üppig ausfällt. Dafür kann der Hochbau-A in Sachen Variabilität aufzeigen, die Fondlehne ist 2:1:2 geteilt, die gesamte Rücksitzbank gegen Aufpreis verschiebbar – als Extra gibt es auch eine klappbare Beifahrersitz-Lehne.
Und da sind wir schon beim größten Dilemma rund um den kompakten Sternen-SUV: die Tarifgestaltung. Wer glaubt, dass bei einem Basispreis von 45.000 Euro schon alles dran & drin ist, was man heutzutage von einem modernen Auto in Sachen Sicherheit, Multimedia und Komfort erwartet, wird enttäuscht. Fast 60.000 Euro stehen am Preiszettel unseres Testwagens – und bei dem könnte manch einer noch eine Echtlederpolsterung, ein Panoramadach oder einen Radar-Tempomat vermissen.
Premium-typisch sollte man den GLA also nicht zu pragmatisch betrachten, beim Vorgänger hat das schon sehr gut funktioniert: Mehr als eine Million Stück konnte Mercedes von der Erstauflage weltweit absetzen. Und die wird von der neuen Generation mit mehr Nutzwert und ernsthafterer Optik übertroffen – leider aber auch mit teureren Tarifen.
Fahrwerk & Traktion – Trotz Sportfahrwerk ordentlicher Komfort, in flotten Kurven nicht zu viel Karosserie-Bewegung – und nur zarte Lastwechsel-Reaktionen. Präzise sowie ausreichend direkte Lenkung, im Sport-Modus etwas agiler. Sehr gute Traktion, im Offroad-Modus gesperrtes Mitteldifferenzial. Fein: kräftige Bremsanlage.
Bedienung & Multimedia – Gute Sitzposition, ordentliche Ergonomie. Am ehesten überzeugt in Sachen Bedienung der vielen Funktionen die Sprachsteuerung und der Touchscreen. Das Touchpad in der Mittelkonsole und die kleinen Pendants am Lenkrad sind nur am Stand brauchbar. Hochauflösendes Display für Multimedia (10 Zoll bei den Allradlern Serie) sowie gegen Aufpreis auch hinterm Lenkrad. Smartphone-Integration (400 Euro) und induktives Handyladen (267 Euro) nur gegen Aufpreis. Großer AdBlue-Tank, ganz gute Rundumsicht, genug Ablagen. Headup-Display als Extra.
Innen- & Kofferraum – Ordentliches Passagier-Platzangebot, vor allem im Fond im Vergleich zum Vorgänger deutlich mehr Raum und endlich genug Schenkelauflage, wenn auch ziemlich straffe Polsterung. Kofferraumvolumen im Konkurrenzvergleich kein Hit, dafür ist das Gepäckabteil sehr gut nutzbar und über eine niedrige Ladekante einfach einzuräumen. Außerdem: E-Heckklappe Serie, dank doppeltem Boden keine Stufe zum Innenraum nach Vorklappen der 2:1:2-Fondlehnen. Gegen Aufpreis: Trenn-Netz (197 Euro), verschiebbare Rückbank (476 Euro), umlegbare Beifahrersitz-Lehne (197 Euro).
Dran & Drin – Als AMG-Line ganz gut bestückt, dennoch bleiben massig Extras, zum Teil in attraktiven (wenn auch teuren) Paketen. Nicht mit Schaltgetriebe zu haben, ohne Allrad 3130 Euro günstiger. Saubere Verarbeitung, hervorragende Materialien.
Schutz & Sicherheit – Fahrerknie-Airbag als Highlight bei der Luftpolster-Bestückung, als Extra sogar Seitenairbags hinten. Basisschutz an Assistenzsystemen, gegen Aufpreis ist so ziemlich jedes klassenübliche Helferlein zu haben – am besten gebündelt im Fahrassistenz-Paket.
Preis & Kosten – Ähnlich teuer ist nur der Jaguar E-Pace. Audi Q3, BMW X1, Volvo XC40 und VW Tiguan sind allesamt billiger zu haben. Benz-Plus: vier Jahre Garantie. Gute Werthaltung. Praxis-Verbrauch erfreulich nah der Werksangabe. Jahresservice Pflicht.