Der jetzt startende Nachfolger ist eine Schuhnummer größer (Länge plus 11 Zentimeter) und auch optisch erwachsener sowie muskulöser geworden, mit größeren LED-Leuchten in C-Form, breiteren Schultern und niedrigerer Dachlinie. Das Maßband bestätigt das Wachstum vor allem in gestiegener Kniefreiheit – besonders im Fond, wo die verschiebbare Bank auf Wunsch klassenunüblich viel Bewegungsfreiheit schafft.
Zulegen konnte auch das Kofferraumvolumen, selbst wenn die Fondbank ganz nach hinten geschoben ist, wird das Plus gegenüber der ersten Captur-Generation spürbar, konkret lautet es auf 55 Liter. Dass die Ladekante nun etwas höher liegt – geschenkt!
Erkennbar gewonnen hat der französische City-SUV auch bei der Haptik im Innenraum, von den Sitzbezügen über die meisten Oberflächen bis hin zum Schalter-Feedback wirkt alles hochwertiger als bisher. Da kann sich manch (deutscher) Mitbewerber eine dicke Scheibe abschneiden.
Und der Kunde hat die Wahl – von feinen Stoffbezügen wie bei unserem „Edition One“ über bunte Elemente via Aufpreis-liste bis hin zu noblem Holz und hochwertig gestepptem Leder beim „Initiale Paris“ (leider nur zu haben für den teuren Top-Benziner mit 155 PS). Auch außen lässt sich der Captur bunt abmischen, durch ein farblich abgesetztes Dach (schwarz, weiß, grau oder orange) entstehen unglaublich viele Kombinationsmöglichkeiten.
Aus der relativ bunten Antriebspalette haben wir uns den mittleren Benziner gepickt – keine schlechte Wahl, wäre da nicht das beim „Edition One“ für den schwächeren der beiden Vierzylinder obligatorische Doppelkupplungs-Getriebe. Von der Kreuzung sanft und flott wegzukommen, ist eine ziemliche Challenge bei aktivem Start/Stopp-System und eingeschalteter „Auto Hold“-Funktion der elektrischen Parkbremse.
Auch unterwegs hat man das Gefühl, dass die Automatik oft Zeit & Leistung kostet. Doch im Grunde reicht auch schon die 800 Euro günstigere „Intens“-Mitgift – und da lassen sich dann die 2200 Euro für den Sprung von manuellem Getriebe auf Doppelkupplung im wahrsten Sinne sparen. Ansonsten kann man dem neuen Captur wenig vorwerfen, hat er doch auch in Sachen Fahrgefühl, Geräuschdämmung und Komfort gegenüber seinem Vorgänger spürbar zugelegt. Und beim getesteten 130 PS-Benziner geht das nicht einmal mit einer Preissteigerung einher.
Fahrwerk & Traktion – Trotz optionaler 18-Zöller (551 Euro extra) werden Straßenschäden gut geschluckt, erträgliche Seitenneigung in flotten Kurven, dabei keine Tücken beim Gaswegnehmen. Traktion meist problemlos, klassenüblich kein Allrad zu haben. Gut dosierbare, wirkungsvolle Bremsen. Lenkung: präzise und halbwegs direkt, aber geringe Rückmeldung und Rückstellkräfte.
Bedienung & Multimedia – Die Steuerung des Multimediasystems geriet besser als beim Vorgänger, zumal mit dem getesteten 9,3 Zoll-Touchscreen. Alt, aber gut: die Audio-Fernbedienung via Lenkrad-Satellit. Volle Smartphone-Integration sowie induktives Handyladen serienmäßig, dazu passable Sprachsteuerung. Fein: viele Ablagen, E-Parkbremse mit „Auto Hold“-Funktion, USB-Anschlüsse und Luftauslässe auch im Fond. Nicht so gut: mühsame Sitzverstellung, Lade als Handschuhfach bisweilen störend.
Innen- & Kofferraum – Gutes Platzangebot für Passagiere und Gepäck, dank (um 15 Zentimeter) verschiebbarer Fondbank bei Bedarf viel Fond-Kniefreiheit. Kofferraum groß genug, Ladekante etwas hoch, dafür dank doppeltem Boden (mit großem Fach darunter) ebene Fläche auch nach Umlegen der 2:1-Fondlehnen.
Dran & Drin – Als „Edition One“ sehr anständige Mitgift, aber nicht mit Schaltgetriebe zu haben – diese Möglichkeit (Ersparnis 2200 Euro) gibt es bei der Ausstattungsstufe drunter, beim 800 Euro billigeren „Intens“, dem u.a. Einparkhilfe vorne, induktives Handyladen, Dachreling, der große Touchscreen (9,3 statt 7 Zoll), die Rückfahr-
kamera und die elektrische Parkbremse fehlen. Praktisch alles davon lässt sich freilich als Option individuell dazu ordern, obendrein noch genug weitere Features. Solide Verarbeitung, für diese Fahrzeugklasse hochwertige Materialien.
Schutz & Sicherheit – Unauffälliges Airbag-Aufkommen, dazu gibt es LED-Scheinwerfer mit Fernlicht-Automatik und ein paar Assistenzsysteme, gegen Aufpreis aufrüstbar bis zum Klassen-Maximum – so auch mit Abstandsregel-Tempomat samt Stop & Go-Funktion.
Preis & Kosten – Preislich im unteren Drittel der Klasse angesiedelt, billiger gibt es dort kaum einen vergleichbaren Vierzylinder. Praxis-Verbrauch gerade noch im Rahmen. Jahres-Service Pflicht, immerhin dichtes Werkstatt-Netz. Fein: vier Jahre (bzw. 100.000 Kilometer) Garantie – gegen 299 Euro auf fünf Jahre erweiterbar. Vermutlich gute Werthaltung.