In der bunten Palette des in Wolfsburg gebauten Spaniers soll der e-HYBRID auf rund 30 Prozent Anteil kommen. Mit seinen reinen Verbrenner-Brüdern ist er schwer vergleichbar, weil der gleich starke reine Benziner bloß mit Allrad zu haben ist, das gilt auch für den ebenfalls deutlich teureren 200 PS-Diesel. Der Frontantrieb mag für manche die größte Schwäche des Plug-In-Tarraco darstellen, in dieser Liga könnte man nämlich schon Ganzjahres-Souveränität erwarten.
Deutlich sind auch die Einschränkungen in Sachen Kofferraum, zumindest auf dem Papier: Exakt 150 Liter muss der e-HYBRID gegenüber seinen konventionellen Brüdern vorgeben, groß genug ist das Gepäckabteil mit 610 Litern aber allemal. Die fehlende Option dritte Sitzreihe werden wohl nur Fußball-Mamas vermissen – und deren Kinder womöglich das hier nicht erhältliche HiFi-System der Kultmarke „Beats“.
Dafür gibt’s die empfehlenswerten elektronischen Dämpfer beim e-HYBRID ebenso aufpreisfrei wie das praktische Navigationssystem, dazu lässt sich der Plug-In-Tarraco auch noch via App aus der Ferne standklimatisieren. Man kann also mit der Ansteck-Variante des großen Seat-SUV durchaus glücklich werden – sofern man halt seine Vorteile zu nutzen weiß.
Wer den Tarraco bloß als günstigen Familienwagen nutzen will, könnte freilich schon mit dem 1,5 TSI ohne Hybrid-Upgrade glücklich werden, da spart man bei der Anschaffung satte 4440 Euro. Für Menschen, die oft und gerne längere Strecken zurücklegen, drängt sich natürlich nach wie vor ein Diesel auf, mit ebenfalls 150 PS und DSG ist dieser Seat immer noch 1500 Euro billiger.
Denn eines muss man festhalten: Wenn der Akku leer ist, beginnt der e-HYBRID zu schwächeln. Nicht in Sachen Power, Saft fürs Boosten ist immer genug vorhanden. Doch der Spritkonsum klettert dann spürbar in die Höhe, auf unserer Normrunde waren es deutlich über acht Liter.
Es muss einem also bewusst sein, dass man die 1,8 Liter, die der Ansteck-Tarraco im Prospekt beim Normverbrauch ausweist, nie und nimmer erreichen kann. Doch solange die EU den Test-Zyklus für Plug-in-Hybride nicht ändert, kann man sich hierzulande über steuerliche Vorteile freuen, sei es über null Prozent NoVA (die natürlich auch bei jedem Extra zum Tragen kommen), die geringere Kfz-Steuer oder bei einem Firmenwagen über die Vorteile in Sachen Sachbezug.
Fahrwerk & Traktion – Der „Komfort“-Modus der adaptiven Dämpfer ist die beste Abstimmung, bei „Sport“ wird es gar hart. Für die Fahrzeug-Größe durchaus agiles Handling, in schnellen Kurven nur leichte Lastwechsel-Reaktionen. Traktion auf dem Trockenen OK, bei vollem Krafteinsatz kommen die Vorderräder freilich an ihre Grenzen. Feinfühlig-direkte Lenkung. Ohne Tadel: die Bremsen inklusive Rekuperation – diese lässt sich via Getriebewählhebel zweistufig einstellen.
Bedienung & Multimedia – Ordentliche Sitzposition auf nicht zu einengendem Sport-Gestühl. Gute Ergonomie, mit Ausnahme fehlender Drehregler und echter Menü-Tasten simple Bedienung des Multimediasystems, Sprachsteuerung OK. Gut platzierter Touchscreen, tadellos ablesbare, konfigurierbare Digital-Instrumente. Ausreichend Ablagen. Rückfahrkamera zum Glück Serie. Smartphone-Anbindung aufpreisfrei, induktives Handyladen kostet 220 Euro extra. Minus: kleiner Tank.
Innen- & Kofferraum – Viel Bewegungsfreiheit vorne wie hinten, die 2:1 geteilte Fondbank ist verschiebbar und hat neigungsverstellbare Lehnen. Trotz Akku-Beschneidung großer Kofferraum mit stets ebenem Boden. Ladekabel und das (nicht gebrauchte) Abdeckrollo finden im Kellerfach Platz. Keine Siebensitzer-Option beim e-HYBRID, keine umlegbare Beifahrersitz-Lehne beim FR. Interessante Extras fürs Gepäckabteil: 230V-Steckdose um 110 Euro, Trenn- plus Gepäcknetz für 174 Euro. Sensorgesteuerte E-Heckklappe aufpreisfrei.
Dran & Drin – Mehr als passable Serien-Mitgift, dennoch einige (NoVA-bedingt günstige) Extras, zum Teil in attraktiven Paketen. Klapperfreie Verarbeitung, fast durchgehend angenehme Materialien, die Sitz-Mittelbahnen wirken bei der 2300 Euro günstigeren und nobler abgestimmten Ausstattungs-Alternative „Xcellence“ hochwertiger.
Schutz & Sicherheit – Normales Airbag-Aufkommen inklusive Kniepolster fahrerseitig, die durchschnittliche Mitgift an Assistenzsystemen erhöht man am besten mit den günstigen Österreich-Paketen.
Reichweite & Laden – Bescheiden: Aus 48 Kilometern Werksangabe für die E-Reichweite wurden in der Praxis 36. An der Schuko-Steckdose ist eine leere Batterie bei 2,3 kW in fünf Stunden voll, bei 3,6 kW (Typ 2-Ladekabel für 180 Euro extra) geht es in dreieinhalb. Akkustand per Knopfdruck „einfrierbar“ oder über den Benzinmotor zu erhöhen.
Preis & Kosten – Der potentere BMW X3 ist deutlich teurer, der etwas kleinere Ford Kuga liegt ausstattungsbereinigt in etwa gleichauf. Mit seiner E-Reichweite ist der Tarraco freilich nicht förderungswürdig. Verbrauch mit leeren Akkus kein Renommee. Seat-Plus: fünf Jahre Garantie, dichtes Werkstatt-Netz. Erstes Service erst nach zwei Jahren, danach Jahres-Inspektion Pflicht. Wohl gute Werthaltung.