900 Euro Aufpreis kostet der Shooting Brake beim getesteten Top-Diesel in der sportlichen Version „R-Line“. Dafür bekommt man nicht zwingend mehr Raum (das Basis-Gepäckabteil ist quasi identisch, und der Maximal-Wert rangiert nur 75 Liter über dem der Limousine), doch ein etwas fescheres Auto mit etwas höherem Nutzwert.
Mit 200 PS-Diesel samt Allrad-Upgrade bilanziert der Shooting Brake freilich schon über 57.000 Euro, das pragmatischere Passat-Pendant überschreitet die 50.000 Euro-Grenze weit weniger deutlich, ist dafür aber auch ärmlicher bestückt. Als Business-Mobil könnte der Arteon dennoch Sinn machen: nach außen hin ein vernünftiger Volkswagen, bei den inneren Werten aber ein Premium-Modell.
Apropos Innenraum: Im Zuge des Facelifts wurde das Interieur deutlich aufgewertet. Doch das Optik-Upgrade bringt auch Nachteile: Die vielen Softtouch-Tasten, etwa am Lenkrad oder in der Mittelkonsole, sehen zwar edel aus, lassen sich aber nicht so angenehm und „blind“ bedienen wie beim alten Modell.
Der Diesel drängt sich für Vielfahrer natürlich auf. Wer täglich unter 50 Kilometer zurücklegt oder die Sachbezugs-Grenze im Auge hat, könnte aber auch mit dem Plug-In-Hybrid glücklich werden, der eine E-Reichweite von 60 Kilometern verspricht (allerdings 110 Liter weniger Kofferraum bietet). Als Alternative für reine Otto-Freunde gibt es 190 Benziner-PS oder deren gar 320 im sportlichen Allrad-Topmodell namens R.
Welcher Motor auch immer: Das größte Atout des Arteon Shooting Brake liegt darin, dass er sich im Gegensatz zu Passat & Co. keinem Vergleich stellen muss, ist er doch mehr oder weniger konkurrenzlos. Allein der ebenfalls mit rahmenlosen Scheiben bestückte Peugeot 508 SW scheint mit seiner Ausrichtung, nämlich Styling vor Nutzwert zu stellen, ähnlich geartet.
Fahrwerk & Traktion – Das Adaptiv-Fahrwerk um 1289 Euro ist eine gute Investition, neben drei Grundeinstellungen lassen sich die Dämpfer auch fein justieren, im komfortabelsten Modus werden Stöße trotz aufpreispflichtiger 20-Zöller gut gefiltert, selbst die Sport-Einstellung ist nicht gnadenlos hart. Recht agiles Handling, tadelloses Kurvenfahrverhalten ohne Tücken beim Lastwechsel. Präzise, recht direkte Lenkung, im richtigen Maß servounterstützt. Top-Traktion dank Allrad (zumal mit Differenzialsperre um 230 Euro Aufpreis), wirkungsvolle und gut dosierbare Bremsen.
Bedienung & Multimedia – 1A-Sitzposition, gut ablesbare Digital-Instrumente. Bedienung durch Softtouch-Tasten erschwert (etwa Temperatur-Regelung, Lenkrad-Tasten), keine Direktwahltasten beim Multimediasystem – das ist allgemein aber leicht zu durchschauen. Sprachsteuerung kostet 242 Euro Aufpreis. Kabelloses Smartphone-Spiegeln Serie, induktives Laden kommt auch 500 Euro extra, inkludiert aber auch einen Außenantennen-Anbindung. Praxis-Pluspunkte: 230V-Steckdose im Fond, hohe Reichweite, sensorgesteuerte E-Heckklappe.
Innen- & Kofferraum – Überraschend gutes Platzangebot, Großgewachsene sollten sich das optionale Panoramadach verkneifen. Im Fond dieselbe tolle Fond-Kniefreiheit wie in der Limousine, dazu deutlich mehr Kopfraum. Gepäckabteil groß und gut nutzbar, aber recht hohe Stufe beim Einräumen und nicht ganz eben nach Umlegen der 2:1-Fondlehnen (geht nur vom Kofferraum aus). Plus: Skidurchreiche. Praktische Lade-Optionen: Wendematte für 69 Euro, Netztrennwand für 189 Euro, schwenkbare Anhängekupplung für 992 Euro.
Dran & Drin – Gute Serienausstattung, die sportliche „R-Line“ legt zum 1120 Euro billigeren „Elegance“ unter anderem noch Dreizonen-Klima, Sitzheizung hinten und schlüssellosen Zugang drauf. Ohne Allrad satte 4555 Euro günstiger (geringere NoVA). Genug Extras zu fairen Preisen, teilweise in Paketen, beim „R-Line“ aber keine Sitzkühlung zu haben. Hochwertige Materialien, solide Verarbeitung.
Schutz & Sicherheit – Das klassenübliche Airbag-Aufkommen kann um Seitenpolster hinten ergänzt werden, die serienmäßige Armada an Assistenzsystemen um ein paar Helferlein – teilautonomes Fahren bis 210 km/h ist aber schon serienmäßig.
Preis & Kosten – Deutlich teurer als ein vergleichbarer Passat Kombi, das gilt auch für den ähnlich gearteten Peugeot 508 SW, der ist allerdings kompakter sowie schwächer und nicht mit Allrad zu haben. Drei Jahre Neuwagen-Garantie bis 120.000 Kilometer, verlängerbar gegen 399 Euro auf fünf Jahre (aber nur 100.000 Kilometer, 150.000 Kilometer kosten 150 Euro zusätzlich). Sehr dichtes Servicenetz, lange Inspektions-Intervalle. Vermutlich gute Werthaltung.