Mit mehr angetriebenen Achsen, mehr Power und mehr Raum gäbe es noch den Mercedes EQC und in Bälde Teslas Model Y, doch die sind preislich deutlich abgehobener, genauso wie der heckgetriebene BMW iX3, den wir uns auf Seite 40 vorgeknöpft haben. Eine Sonderstellung nimmt der brandneue Ford Mustang Mach-E ein: Er ist größer und geräumiger und billiger als der ID.4, außerdem auch mit Allradantrieb zu haben.
Geht einem der Allrad ab beim stromenden VW-SUV? Eigentlich nicht. Die Gewichtsverteilung ist dank geschickter Akku-Platzierung sehr gut, und weil sich die 310 Nm an der Hinterachse zu schaffen machen, drehen vorne keine Räder durch.
Von den Abmessungen her liegt der ID.4 zwischen den konventionellen SUV-Brüdern Tiguan und Tiguan Allspace, wobei der Kofferraum Akku-bedingt nicht ganz das Niveau der Kurz-Version erreicht – aber allemal ausreicht, selbst für Familien.
Zum Test gastierte die Top-Variante mit 204 PS und 77 kWh-Akku, zu der sollen auch 60 Prozent der Kunden greifen. Der Rest verteilt sich gleichmäßig auf die Versionen mit 148 und 170 PS, deren Batterien eine Kapazität von nur 52 kWh aufweisen. Dafür steigt man hier 7900 bzw. 5670 Euro billiger ein.
Zurück zum Testwagen, der nicht nur mit dem starken Motor samt großem Akku antrat, sondern auch in der höchsten von sechs Ausstattungs-Stufen. Die empfehlenswerten Features Adaptiv-Dämpfer und Progressivlenkung gibt es nur für diese Variante, die volle Latte an Assistenzsystemen sowie den großen Touchscreen und das Headup-Display mit feinen Augmented Reality-Einblendungen erst ab dem fünften Mitgift-Niveau.
Unterwegs gefällt der ID.4 wie schon seiner kleiner Bruder ID.3 durch das niedrige Geräusch-Niveau, im weichsten Modus der Adaptiv-Dämpfer passt auch der Komfort. Dennoch wankt der Strom-SUV nicht in flotten Kurven, weil die insgesamt rund 500 Kilo schweren Akkus tief im Fahrzeugboden verteilt sind.
Das Gewicht drückt auf den Verbrauch, ob optionaler 21-Zöller und trotz Wärmepumpe verfehlte der Testwagen bei plus vier Grad seine Werksangabe deutlich – 325 Kilometer Praxis-Reichweite könnten den meisten freilich reichen.
Fahrwerk & Traktion – Die fein justierbaren Adaptiv-Dämpfer stellt man am besten in eine weiche Stellung, zum Wanken neigt der ID.4 auch dann nicht. Gelungene Adaptiv-Lenkung. Recht agiles Handling dank ausgeglichener Gewichtsverteilung, doch in schnellen Kurven schiebt der SUV bald über die Vorderräder, bleibt dabei jedoch Lastwechsel-immun. Selten Traktions-Probleme, gute Bremsen, obwohl hinten Trommeln.
Bedienung & Multimedia – Gute Sitzposition, aber wenig Seitenhalt. Das kleine Digital-Instrument hinterm Lenkrad zeigt die wichtigsten Fahr-Infos, die „Augmented Reality“-Einblendungen im Headup-Display sind sehr gut. Bedienung ob Fehlen von Direkttasten teilweise mühsam (Sitz- und Lenkradheizung etwa), das gilt auch für die Lautstärken- und Klima-Regelung via Slider und die treffunsicheren Softtouch-Tasten am Lenkrad. Passable Sprachsteuerung, induktives Handyladen sowie (kabellose) Smartphone-Spiegelung Serie. Fein: Interaktion mit Fahrzeug via App (z. B. Vorklimatisieren), USB-C-Anschlüsse im Fond, kleiner Wendekreis, viele Ablagen, Rundumkameras Serie.
Innen- & Kofferraum – Vorne viel Platz, selbst im Fond sitzen drei Personen (auch ob ebenem Boden) sehr gut. Kofferraum groß genug, dank doppeltem Boden (mit eigenem Fach für Ladekabel darunter) keine Stufe nach Umlegen der 2:1-Fondlehne. Serienmäßig: Netztrennwand plus Gepäcknetz, sensorgesteuerte E-Heckklappe, Skidurchreiche.
Dran & Drin – In der besten von sechs Ausstattungsstufen fast lückenlos bestückt, Bruder Skoda Enyaq hat aber auf Wunsch noch mehr zu bieten (etwa Sitzheizung hinten, Lederpolsterung oder aufmachbares Panoramadach). Alufelgen kosten extra, sonst gibt es nicht viele Aufpreisposten. Einiges an Hartplastik im Innenraum verbaut, vor allem an den Türverkleidungen hinten. Saubere & recht solide Verarbeitung.
Schutz & Sicherheit – Normales Luftpolster-Aufkommen plus Mittelairbag vorne, keine Option Fond-Seitenairbags. Immerhin volle Latte Assistenzsysteme.
Reichweite & Laden – Praxis-Reichweite brauchbar, bei tiefen Temperaturen trotz der beim „Max“ serienmäßigen Wärmepumpe aber deutlich unter der Werksangabe. Eine leere Batterie lässt sich mit bis zu 125 kW Gleichstrom aufladen, dann ist sie in 38 Minuten wieder zu 80 Prozent voll (100 Kilometer Reichweite „tankt“ man hier in acht Minuten). Bei 11 kW Wechselstrom dauert eine Vollladung siebeneinhalb Stunden.
Preis & Kosten – Der etwas größere Skoda Enyaq kostet ausstattungsbereinigt in etwa gleich viel, billiger gibt es den ebenfalls größeren und zudem stärkeren Ford Mustang Mach-E. Praxis-Verbrauch deutlich über Prospekt-Wert. Zwei Jahre Garantie (gegen 720 Euro auf fünf Jahre verlängerbar), acht Jahre oder 160.000 Kilometer auf die Akkus. Fein: lange Service-Intervalle, sehr dichtes Werkstatt-Netz. Vermutlich gute Werthaltung.