Mercedes

Grundsatz-E-Klärung

24. November 2020
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Alles Klartext

Immer wieder wird uns vorgeworfen, wir würden der Elektro-Mobilität ablehnend, wenn nicht gar feindlich gegenüberstehen – was ab­solut nicht der Fall ist. Ganz gerade heraus: Wir haben nichts gegen Elektroautos – warum auch? „ALLES AUTO“ schließt ja schon vom Namen her keine Varianten aus. Wir orakeln und deuten aber nicht an den Fakten herum, sondern bemühen uns, sie ausgewogen zu beurteilen. Was oft nicht leicht ist, weil das Thema E-Mo­bilität von Marketing- und Ideo­logie-Kitsch umwuchert ist – hervorragend geeignet, den Blick auf die reale Situation famos zu ver­bauen.

Die Autohersteller selbst sind daran nicht ganz unbeteiligt: Der Hinweis auf die Second-Life-An­wendung der Batterien oder ihr Recycling ist beinahe in jedem PR-Text enthal­ten. Tatsache ist: Erstere gibt es nach wie vor nur in Versuchsmo­dellen, für Zweiteres exis­tieren bis dato nur Pilot-Anlagen. Oder auch die Darstellung, man würde die Batterien selbst fertigen: Die Zellen kommen in Wahrheit ausschließlich aus Asien, in Europa wer­den sie nur zu Akku-Packs zusammengesetzt. Ab und zu kriegen wir auch wirklich dreis­te Argumentationen zu hören – etwa, dass die Stunden an Ladezeit gar kein Ver­lust, son­dern ein zusätz­liches Freizeit-Geschenk des Herstellers an den Kunden seien. Wer das ernsthaft vertritt, sollte bei der Ge­­hirnwäsche eventuell einmal auf das Schon­pro­gramm zurückschalten.

Zwanghafte Lobhudelein helfen der E-Mo­bilität nicht auf die Sprünge – im Gegenteil: Das Verschleiern von Fakten verärgert die Menschen, macht sie misstrauisch und ver­ursacht am Ende mehr Ablehnung, als diese Technik verdienen würde. Wer die Tes­t­berichte in ALLES AUTO durchblättert, wird feststellen: Wir haben noch nie ein Elek­tro-Fahrzeug wegen seiner Antriebsart schlecht bewertet. Es gelten die gleichen Kriterien wie für jeden Verbrenner-Pkw auch, etwa Fahrverhalten, Kom­fort, Sicherheit, Kosten etc. Dass wir das System der Elektromobilität selbst kritisch betrach­ten, ist unsere Aufgabe – genauso wie wir jede andere Technologie gleichermaßen nüchtern analysieren.

Selbstverständlich sprechen wir die Sorgen der Konsumenten in Sachen E-Mobilität an, etwa ­Lade-Problematik, Reichweiten-Angst oder Fahrzeug-Restwerte. Auch finden wir es fragwürdig, mit Steuergeldern Anschaf­fung und Betrieb von Autos zu för­­dern, die sich ein Durchschnittsver­diener selbst dann noch kaum leisten kann. Dass die Allgemeinheit den Erhalt von elektrisch be­­triebenen Supersport-Limousinen und SUV mit 500 oder mehr PS und bis zu drei Tonnen Gewicht ­mit­finanziert, ist eigentlich absurd.

Und dass die EU beschlossen hat, einfach nur die Emissionen, die während des Fahr­be­triebs anfallen, zu erfassen und die der Produktion (von Fahrzeug und Antriebs­ener­gie) auszuklammern, ist Realitätsver­weigerung – was Umwelt- und Klima-Probleme nur auf dem Papier löst. Hinterfragenswert finden wir auch die umfassende Heilsverkündung von der absoluten Eignung des E-Autos als Verkehrsmittel für jeden. Von der generell Planeten-rettenden Eigenschaft der Stromer ganz zu schweigen. Beides ist – mit Ver­laub und auf gut Ameri­kanisch gesagt – Bullshit. Ob je­mand tatsäch­­­lich der geeignete Kunde für ein Strom-Fahrzeug ist, sollten unserer Ansicht nach seine persönlichen Ansprüche und die Art der Fahrzeug-Nutzung entscheiden – nicht aber Politik oder Konzern-PR. Genau deshalb liefern wir objektive Tests und Analysen.

Foto: Daimler