Immer wieder wird uns vorgeworfen, wir würden der Elektro-Mobilität ablehnend, wenn nicht gar feindlich gegenüberstehen – was absolut nicht der Fall ist. Ganz gerade heraus: Wir haben nichts gegen Elektroautos – warum auch? „ALLES AUTO“ schließt ja schon vom Namen her keine Varianten aus. Wir orakeln und deuten aber nicht an den Fakten herum, sondern bemühen uns, sie ausgewogen zu beurteilen. Was oft nicht leicht ist, weil das Thema E-Mobilität von Marketing- und Ideologie-Kitsch umwuchert ist – hervorragend geeignet, den Blick auf die reale Situation famos zu verbauen.
Die Autohersteller selbst sind daran nicht ganz unbeteiligt: Der Hinweis auf die Second-Life-Anwendung der Batterien oder ihr Recycling ist beinahe in jedem PR-Text enthalten. Tatsache ist: Erstere gibt es nach wie vor nur in Versuchsmodellen, für Zweiteres existieren bis dato nur Pilot-Anlagen. Oder auch die Darstellung, man würde die Batterien selbst fertigen: Die Zellen kommen in Wahrheit ausschließlich aus Asien, in Europa werden sie nur zu Akku-Packs zusammengesetzt. Ab und zu kriegen wir auch wirklich dreiste Argumentationen zu hören – etwa, dass die Stunden an Ladezeit gar kein Verlust, sondern ein zusätzliches Freizeit-Geschenk des Herstellers an den Kunden seien. Wer das ernsthaft vertritt, sollte bei der Gehirnwäsche eventuell einmal auf das Schonprogramm zurückschalten.
Zwanghafte Lobhudelein helfen der E-Mobilität nicht auf die Sprünge – im Gegenteil: Das Verschleiern von Fakten verärgert die Menschen, macht sie misstrauisch und verursacht am Ende mehr Ablehnung, als diese Technik verdienen würde. Wer die Testberichte in ALLES AUTO durchblättert, wird feststellen: Wir haben noch nie ein Elektro-Fahrzeug wegen seiner Antriebsart schlecht bewertet. Es gelten die gleichen Kriterien wie für jeden Verbrenner-Pkw auch, etwa Fahrverhalten, Komfort, Sicherheit, Kosten etc. Dass wir das System der Elektromobilität selbst kritisch betrachten, ist unsere Aufgabe – genauso wie wir jede andere Technologie gleichermaßen nüchtern analysieren.
Selbstverständlich sprechen wir die Sorgen der Konsumenten in Sachen E-Mobilität an, etwa Lade-Problematik, Reichweiten-Angst oder Fahrzeug-Restwerte. Auch finden wir es fragwürdig, mit Steuergeldern Anschaffung und Betrieb von Autos zu fördern, die sich ein Durchschnittsverdiener selbst dann noch kaum leisten kann. Dass die Allgemeinheit den Erhalt von elektrisch betriebenen Supersport-Limousinen und SUV mit 500 oder mehr PS und bis zu drei Tonnen Gewicht mitfinanziert, ist eigentlich absurd.
Und dass die EU beschlossen hat, einfach nur die Emissionen, die während des Fahrbetriebs anfallen, zu erfassen und die der Produktion (von Fahrzeug und Antriebsenergie) auszuklammern, ist Realitätsverweigerung – was Umwelt- und Klima-Probleme nur auf dem Papier löst. Hinterfragenswert finden wir auch die umfassende Heilsverkündung von der absoluten Eignung des E-Autos als Verkehrsmittel für jeden. Von der generell Planeten-rettenden Eigenschaft der Stromer ganz zu schweigen. Beides ist – mit Verlaub und auf gut Amerikanisch gesagt – Bullshit. Ob jemand tatsächlich der geeignete Kunde für ein Strom-Fahrzeug ist, sollten unserer Ansicht nach seine persönlichen Ansprüche und die Art der Fahrzeug-Nutzung entscheiden – nicht aber Politik oder Konzern-PR. Genau deshalb liefern wir objektive Tests und Analysen.
Foto: Daimler