Im Rückspiegel: Heute vor 10 Jahren, KW 42

19. Oktober 2016
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Der Herbst 2006 galt als letzter Ausläufer einer trügerischen Unbeschwertheit. Wir fotografierten für unseren Classic-Teil einen komplett originalen Ford Sierra RS Cosworth, mit atemberaubenden 204 PS und ohne Kat. Und CO2 kannte man, aber wie viel davon ein Auto ausstoßen soll, und wie viel nicht – wen kümmert’s? Was ist dieses CO2 überhaupt? Und der Verbrauch war vielleicht ein kleines Thema, aber generell standen die Zeichen damals noch auf Leistung satt. Oder? Sagen wir: teils, teils.

dsc04596Da gab es zum Beispiel einmal den brandneuen Audi S8. Der hatte einen mächtigen V10 unter der Haube, der es auf 450 PS brachte. Das war damals schon ziemlich fett, allein die ganz spezielle Klangkulisse. Aber heute hört sich zumindest die Leistungsangabe nicht mehr sonderlich berauschend an, oder? Kein Wunder, der Nachfolger hat es dank Biturbo-V8-Power auf bis zu 605 PS geschafft. Mag sein, dass der Nachfolger noch stärker wird. Mehr Zylinder wird er aber mit Sicherheit nicht mehr bekommen.

Ähnlich ergeht es unserem zweiten Protagonisten, den Mercedes S 63 AMG. Damals verglich Chefredakteur Enrico Falchetto den V8-dsc04609Sauger gegen den V10-Sauger-Audi und kam zu der Erkenntnis: „Der neueste Streich in Sachen S-Klasse-Aufmöbeln hat zwar zwei Zylinder weniger als der Audi-V10, dafür einen Liter mehr Hubraum. Das sowie ein sattes Plus bei Leistung und Drehmoment (75 PS bzw. 90 Nm) lassen den Power-Benz noch souveräner agieren als den Spitzen-Audi.“ Und heute? Da wirken die damaligen 525 PS im Vergleich zu den 585 des Nachfolgers sogar imposanter. Wer hatte 2006 schon über 500 Pferde im Stall?

Ein erstes Zeichen der Zeitenwende gab dafür BMW mit der letzten Ausbaustufe des ersten X3. Der 3,0sd holte dank Register-Turboaufladung 286 PS aus sechs Zylindern und drei Litern Hubraum. Ein bis heute beachtlicher Wert – gerade für einen Diesel, der ja trotzdem noch immer unverschämt sparsam ist – und erst recht für ein vergleichsweise kompakt dimensioniertes SUV. Wie es heute auf diesem Gebiet aussieht? Ziemlich enttäuschend: das aktuelle Modell kommt auf 313 PS, die Motorbauform blieb im Prinzip unverändert. Und zwar deswegen, weil das eigentlich eh schon zu viel ist.

Es zeigt sich also: Wo die Luft damals dünn war, ist sie es noch heute. Aber im Mittelfeld, da gab es deutliche Zuwächse. Nehmen wir den C4 Picasso zum Beispiel. Im Oktober 2006 war der eine ganz heiße Nummer. Brandneu und aufwändig präsentiert, natürlich irgendwo mitten in Frankreich. Und da galten 110 Diesel-PS noch als standesgemäße Power für Familienbomber. Heute? Da hat der Einstiegs-Selbstzünder derer schon 100.