Das Auto als solide Stütze des österreichischen Wirtschaftswunders bescherte in den sechziger und siebziger Jahren etlichen heimischen Importeuren und Händlern Wohlstand und Reichtum. Nur wenige schafften es freilich in die Liga der Multimillionäre wie der generöse Peugeot-Platzhirsch Joschi Walter (im Bild oben links). Als Geschäftsführer der Wiener Generalvertretung Jeschek war er damals nahezu im Alleingang für den Siegeszug der Marke Peugeot in Österreich verantwortlich.
Geschickte Werbeauftritte mit dem Volksschauspieler Ossy Kolmann („Peugeot – a guat’s Auto“), nachhaltig fließende Werbemillionen für den „Kurier“, um den Cheftester der Nation, Hans Christmann, bei Laune zu halten, und exzellentes persönliches Verkaufsgeschick suggerierten den Österreichern ab Anfang der sechziger Jahre, dass Peugeot-Fahrzeuge die besseren (und billigeren) Mercedes seien.
Walter, in seiner Jugend selbst Fußballer, gelang in seinem Zweitberuf als sportlicher Leiter des Fußballklubs Austria Wien das Husarenstück, dass nicht nur sämtliche Austrianer, sondern auch die Spieler des verhassten Erzrivalen Rapid ausschließlich Peugeot 404 und später 504 fuhren, ein Geniestreich des Wundermannes aus Wien.
1964 wurde Joschi Walter auch noch Chef des kriselnden österreichischen Fußballnationalteams, was den Peugeot-Marktanteil in Kicker-Kreisen auf nahezu hundert Prozent erhöhte. Walter verpflichtete den weltbekannten Trainer Béla Guttmann (im Bild oben rechts), 1961 und 1962 umjubelter Europapokalsieger mit Benfica Lissabon, als Coach der Nationalmannschaft. Dass sich Guttmann für Pressefotos ausnahmslos mit Peugeot-Fahrzeugen ablichten lassen musste, habe Walter sogar im Vertrag mit dem Startrainer festschreiben lassen, stichelte zumindest die neidische Konkurrenz.
Der Erfolg begleitete Walter auch im Fußballbusiness. Drei Meistertitel mit der Austria in Folge, die Nationalelf erwachte mit dem Duo Walter/Guttmann urplötzlich aus dem sportlichen Koma. Aber nach Siegen gegen Ungarn, die Sowjetunion und Jugoslawien, einem Unentschieden gegen die Niederlande und nur einer Niederlage gegen Uruguay dankte Walter samt seinem Startrainer ab. Die verkrusteten Strukturen des österreichischen Fußballbundes würden es ihm unmöglich machen, langfristig erfolgreich zu arbeiten.
Joschi Walter starb 1992 an einem Herzinfarkt, mitten in der Arbeit, an seinem Schreibtisch.
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