Irgendwie sprach es sich 2010 schon herum, dass die zweite Generation des X3 alles anders machen sollte als die Urversion. Größer, breiter, weniger eckig und vor allem nicht mehr im beschaulichen Graz, sondern im amerikanischen Spartanburg gefertigt, setzte die intern F25 genannte Baureihe den Startschuss für die große SUV-Initiative der Bayern.
Das Design wurde allgemein gefälliger und rundgelutschter – also stiegen die Verkäufe des ersten X3 noch einmal spürbar an, ehe der Verwandte aus den USA mit seinen üppigen Abmessungen antanzte.
Der Neue legte um acht Zentimeter in der Länge und drei in der Breite zu, verlor dafür einen Zentimeter in der Höhe. Damit kam er bis auf wenige Zentimeter nicht nur an die Abmessungen des ersten X5 heran, er bot auch gleich einmal 70 Liter mehr Kofferraum und endlich ein standesgemäßes Platzangebot im Fond – wenngleich die Rückbank nach wie vor keine vollwertigen drei Sitzplätze offeriert.
Alles fließt: Von den charakteristischen Ecken des ersten X3 ist bei der Neuauflage praktisch nichts geblieben.
Der Innenraum an sich patzt weder bei Ergonomie noch bei Übersicht oder Sitzposition. Auch die Verarbeitung ist sauber und einwandfrei, nur kann man sagen, dass sich die Bayern bei der Materialwahl nicht übermäßig anstrengten. Alles wirkt ordentlich, aber nicht unbedingt luxuriös. Dennoch trafen die Münchner mit dem amerikanisierten X3 voll ins Schwarze, denn die Baureihe sollte sich zu einer der erfolgreichsten der Marke entwickeln. Das lag sicher auch an der kompromissbereiteren Fahrwerksabstimmung: So wurde deutlich mehr Wert auf Federungs- und Abrollkomfort gelegt, ohne aber viel von der gewohnten Fahrdynamik aufzugeben.
Die neue Freude am Fahrkomfort spiegelte sich neben leichtgängigen Lenkungen und fein dosierbaren Bremsen auch in einer besseren Geräuschdämmung wider, die sich vor allem auf der Autobahn bemerkbar macht. Und gerade beim beliebtesten Motor, dem Zweiliter-Diesel, halfen diese Maßnahmen deutlich, das nicht gerade feine Brummen und Nageln zu reduzieren. An den Qualitäten des Murls änderte das natürlich nichts, denn mit seinen 190 PS war er nach wie vor die Idealbesetzung für den 1,8 Tonnen-Brocken.
Zwei Liter Hubraum, vier Zylinder, 190 PS – die überwiegende Mehrheit der X3 in Österreich verfügt über diesen Motor. Zurecht, passt er mit seinem bulligen Charakter perfekt zu dem 1,8 Tonnen-Bayern.
Etwas später reichten die Münchner eine gedrosselte Version unter dem Label 18d nach, die für einen möglichst geringen Einstiegspreis auch nur mit Heckantrieb zu haben war. Und mit Sechsgang-Handschaltgetriebe, wobei es praktisch keinen X3 gibt, der wenn schon nicht serienmäßig, dann zumindest optional mit der famosen Achtgang-Automatik von ZF bestückt wurde. Gangwechsel schafft sie ohne Rucken und in beeindruckender Geschwindigkeit.
Generell legte man bei allen Motoren ein paar PS drauf, und so seidig und interessant die Benziner mit bis zu 306 PS auch sein mögen – zu dieser Klasse passt einfach ein Diesel, was sich an dessem Zulassungs-Anteil von 96 Prozent eindeutig widerspiegelt. Schnäppchen sind also nur schwer zu machen – es gibt nämlich praktisch kein Exemplar mit Zündkerzen am Markt.
Man kann dem X3 also vielleicht vorwerfen, etwas von seinem Charakter aufgegeben zu haben.
Wer die Rückbank umlegt, erntet ein Ladevolumen von 1600 Litern. Dank großer Heckklappen-Öffnung lässt sich der X3 angenehm leicht befüllen.
Nicht aber, dass er ein schlechtes Auto sei, denn mit dem Glattstreichen der Optik setzte auch eine Qualitätsoffensive einher, die in all den Jahren nur wenige Mängel aufkommen ließ. Mit den Ärgerlichkeiten des Vorgängers bis hin zu brechenden Hinterachsfedern muss sich der F25 nicht mehr herumschlagen, das Einzige, was immer wieder für Ärger sorgt, sind ausgeschlagene Spurstangenköpfe, abstürzende Navigationssysteme und vielleicht einmal Türdichtungen, die einreißen und für nervige Windgeräusche sorgen.
Dementsprechend sah BMW auch keinen großartigen Nachholbedarf beim Facelift 2014 und modifizierte lediglich die Lichter und Schürzen ein wenig. Im Grunde taten sie beim Design auch bei der aktuellen Neuauflage (siehe hier im großen Test) nicht viel mehr, was nur zeigt, dass die Richtung der zweiten Auflage schon goldrichtig gewählt war. Nur dass es dieses Mal keine Hamsterkäufe mehr vor der Modellablöse gab.
Reparatur & Wartung / ERSATZTEILE ohne Einbau
Stoßfänger vorne
€ 713,40
(ohne Lackierung)
Kotflügel vorne
€ 366,47
(ohne Lackierung)
Scheinwerfer
€ 1.304,59
(inkl. Lampen)
Heckleuchte
Seitenwand € 271,99
Heckklappe € 190,39
(inkl. Lampen)
Frontscheibe
€ 654,00
Bremsscheiben
€ 180,41
vorne (2 Stk.)
Stoßdämpfer
€ 350,05
vorne (1 Stk.)
Auspuff-Endtopf
€ 1.214,63
Batterie
€ 474,38
Getriebe (Tauschteil)
€ 7.872,00
Wasserpumpe
€ 501,72
Lichtmaschine
€ 805,73
Anlasser
€ 409,99
Wartung
30.000 km (mind. alle 2 Jahre)
Mängel & Schwächen
- Lenkung: ausgeschlagene Spurstangenköpfe
- Elektronik: abstürzende Navigationssysteme
Rückruf-Aktionen
- Bremskraftverstärker: mangelhafte Schmierung Unterdruckpumpe (nur Vierzylinder-Benziner)
- Isofix-Halterungen: unterdimensionierte Befestigungsbügel