Eine Haftpflichtversicherung für das Auto müssen Autofahrer in Österreich und in Deutschland abschließen. Auch wenn die beiden Länder Nachbarn sind, bestehen Unterschiede bei der Kfz-Versicherung in beiden Ländern. Das gilt für die Haftpflichtversicherung ebenso wie für die Kaskoversicherung. Die Prämien sind in Österreich meist deutlich höher als in Deutschland.
Unterschiede bei der Kfz-Versicherungspflicht in Deutschland und Österreich
Bei der Kfz-Versicherungspflicht gibt es in Deutschland und in Österreich keine Unterschiede. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich ist die Kfz-Haftpflichtversicherung Pflicht. Sie ist in Österreich gesetzlich vorgeschrieben. Eine Kaskoversicherung als Vollkasko oder als Teilkasko ist in Deutschland und in Österreich keine Pflicht. Sie wird jedoch vorgeschrieben, wenn ein Auto mit Finanzierung gekauft oder geleast wird.
Die Regelungen für die Kfz-Haftpflichtversicherung sind in Österreich noch strenger als in Deutschland. Wird in Österreich eine Prämie für die Kfz-Haftpflichtversicherung nicht pünktlich bezahlt, mahnt die Versicherungsgesellschaft den Kunden schriftlich und räumt ihm noch eine Zahlungsfrist von zwei Wochen ein. Kommt der Kunde der Zahlungspflicht nicht nach, meldet die Versicherung die Leistungsfreiheit an die Zulassungsbehörde, die dann die Kennzeichentafeln für das betroffene Fahrzeug einzieht.
Kommt es bei Fahrten unter Drogen-, Alkohol- oder Medikamenteneinfluss zu einem Unfall, entschädigt die Haftpflichtversicherung in Österreich den Unfallgegner. Sie holt sich den ausgezahlten Betrag jedoch vom Versicherungsnehmer zurück. In Deutschland holt sich die Kfz-Versicherung nicht den vollen Betrag vom Versicherungsnehmer zurück. Sie kann jedoch den Versicherungsnehmer an den Kosten beteiligen.
Unterschiede bei Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko in beiden Ländern
Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Regelungen in Österreich nicht nur strenger als in Deutschland, sondern auch die Kosten sind höher. Weiters bestehen Unterschiede bei den Deckungssummen in der Kfz-Haftpflichtversicherung. In Österreich ist eine Mindestdeckungssumme von 7,6 Millionen Euro vorgeschrieben. Die Mindestdeckungssummen in Deutschland sehen folgendermaßen aus:
- Personenschäden: 7,5 Millionen Euro
- Sachschäden: eine Million Euro
- Vermögensschäden: 500.000 Euro
Die Prämien in der Kfz-Haftpflichtversicherung werden in Österreich hauptsächlich nach der Motorleistung des versicherten Fahrzeugs berechnet. Günstigere Prämien sind für Pensionisten, Frauen, bestimmte Berufsgruppen oder auch bestimmte Fahrzeuge in Form höherer Rabatte möglich. In Österreich gilt ein Bonus-Malus-System mit 17 Stufen. Es beginnt mit Stufe 9 und 100 Prozent Prämie. Kraftfahrer, die unfallfrei fahren, bekommen einen Bonus. Sie steigen pro Jahr eine Stufe nach unten (Maximum: Stufe 0) und zahlen geringere Prämien. Bei einem verschuldeten Unfall rutscht der Kraftfahrer drei Stufen nach oben (Maximum: Stufe 17) und muss eine höhere Prämie zahlen.
In Deutschland werden die Prämien für die Kfz-Haftpflichtversicherung abhängig vom Alter des Fahrers und von der Fahrpraxis berechnet. Fahranfänger starten mit hohen Prämien. Zusätzlich gibt es Schadenfreiheitsklassen. Fahrer, die keinen Unfall verursachen, steigen in eine höhere Schadenfreiheitsklasse auf und zahlen geringere Prämien. Umgekehrt steigen Fahrer, die einen Unfall verursacht haben, in eine niedrigere Schadenfreiheitsklasse ab und zahlen höhere Prämien.
Teilkasko und Vollkasko in Deutschland und in Österreich
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich können zusätzlich zur Kfz-Haftpflichtversicherung Teilkasko- oder Vollkaskoversicherungen abgeschlossen werden.
Die Teilkaskoversicherung wird in Österreich auch als Elementarkasko bezeichnet. Sie leistet bei Schäden am eigenen Fahrzeug durch höhere Gewalt und Diebstahl. Gegen Aufpreis kann bei einigen Versicherern ein Versicherungsschutz bei Schäden durch unbekannte Dritte vereinbart werden. In Deutschland leistet die Teilkaskoversicherung bei Schäden am eigenen Fahrzeug durch Diebstahl, Elementarereignisse und Brände.
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland ist die Vollkasko die umfangreichste Versicherung für das Auto. Sie kommt in beiden Ländern für selbstverursachte Schäden durch Unfälle am eigenen Fahrzeug auf. In Deutschland leistet sie zusätzlich bei Schäden am Auto durch Vandalismus. Bei der Vollkasko ist für gewöhnlich ein Selbstbehalt inkludiert, dessen Höhe je nach Versicherung variieren kann.
Was kostet eine Kfz-Versicherung in Deutschland im Vergleich zu Österreich?
In Österreich können Kfz-Versicherungen mehr als doppelt so teuer sein wie in Deutschland. Sie sind mitunter bis zu 112 Prozent teurer als in Deutschland. In Österreich gilt eine Indexanpassung. In Deutschland können die Versicherer ebenfalls die Prämien erhöhen, um die Inflation auszugleichen. Sie müssen dann die Versicherungsnehmer informieren und ihnen ein Sonderkündigungsrecht einräumen.
Welche Strafen drohen beim Fahren ohne Versicherung in Deutschland und Österreich?
In Deutschland und in Österreich drohen harte Strafen beim Fahren ohne Kfz-Haftpflichtversicherung. Das Fahren ohne Versicherung gilt als Straftat.
In Deutschland drohen beim Fahren ohne Kfz-Haftpflichtversicherung eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Verursacht der Fahrer, der nicht über eine Kfz-Haftpflichtversicherung verfügt, einen Unfall, muss er für den Schaden aufkommen. Ein Personenschaden kann schnell in die Millionenhöhe gehen, wenn die geschädigte Person für den Rest ihres Lebens auf Pflege angewiesen ist.
In Deutschland wird berücksichtigt, ob das Fahren ohne Kfz-Haftpflichtversicherung auf fahrlässigem Handeln beruht. In diesem Fall drohen eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder eine Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen.
In Österreich riskieren Fahrer, die ohne Kfz-Haftpflichtversicherung unterwegs sind, empfindliche Geldstrafen. Bei einem Unfall muss der Verursacher für den kompletten Schaden aufkommen. Je nach Fall muss der Fahrer auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
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