Nach drei Jahren Präsenz auf dem europäischen Markt schickte Kia den Carnival zur Verjüngungskur. Die Retuschen erkennt man äußerlich an neu geformten Scheinwerfern, Heckleuchten und geändertem Kühlergrill.
Die Streckung der Karosserie um 35 Millimeter resultierte nicht in einer Erweiterung des Koffer- dafür aber des Passagierraums. Das Fassungsvermögen des Ladeabteils bei voller Sitz-Bestückung ging sogar um fast 200 Liter zurück. Die Bank in Reihe drei ist jetzt jedoch nicht nur längs verschiebbar, sondern kann mit zwei Handgriffen auch easy ausgebaut werden. Ein Kritikpunkt bleibt dabei die lasche Befestigung. Wie beim Vorgänger wackelt´s in Reihe drei gehörig – neuerdings wenigstens ohne Geklapper.
Mit der Freigabe aller siebensitzigen Vans zum Vorsteuer-Abzug ist der Carnival in diesem Punkt nicht mehr so exklusiv. Zum Ausgleich dafür bietet Kia ein handfestes Komfort-Paket mit etlichen serienmäßigen Goodies: zum Beispiel Regensensor und Lichtautomatik (die sich jedoch – ziemlich unsensibel – erst bei völliger Finsternis aktiviert).
Gründlich waren die Koreaner bei der Überarbeitung des 2,9-Liter-Triebwerks: Es wurde mit Common-Rail-Technik versehen und ist damit noch bulliger und genügsamer als bisher. Nicht ganz so gut gelang die Verfeinerung der Schaltung: Beim getesteten Korea-Van präsentierte sich das Getriebe leidlich exakt, aber immer noch sperrig und knorrig.
TECHNIK
4-Zylinder-Reihe, 4-Ventil-Technik, Turbo, 2902 ccm, 106 kW (144 PS) bei 3800/min, max. Drehmoment 310 Nm bei 2000/min, Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb, vorne: Dreiecksquerlenker, Stabilisator, Federbeine, Stoßdämpfer, hinten: Starrachse, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Scheibenbremsen v (bel.), Trommelbremsen h, ABS, L/B/H 4925/1900/1805 mm, Radstand 2905 mm, 7 Sitze, Wendekreis 12,8 m, Servo, Reifendim. 215/65 R 15, Tankinh. 75 l, Reichweite (bis Tankreserve) 755 km, Kofferraumvol. 302-3321 l, Leergew. 2020 kg, zul. Ges.-Gew. 2665 kg, 0-100 km/h 15,2 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 10,4 sec, Spitze 168 km/h, Steuer (jährl.) EUR 541,20, Normverbr. (Stadt/außerorts/Mix) 11,0/6,6/8,2 l, Testverbrauch 9,0 l Diesel
Preis: EUR 26.816,-
FAHREN & FÜHLEN
Das 2,9-Liter-Triebwerk (wird auch im Hyundai Terracan eingesetzt) sorgt ab 1750 Umdrehungen für kräftigen Vortrieb. Geräuschpegel: in der Stadt dezent, bei Autobahn-Tempo prominent. Gegenüber dem Vorgänger verbesserte, aber immer noch schwergängig-hakelige Schaltung. Passabel leichtgängige, aber indirekte und nur mäßig präzise Lenkung. Das Fahrwerk filtert kurze Schläge ohne Poltern brav weg, auf langen Wellen beginnt der Kia aber zu schwingen. Kräftige Untersteuer-Neigung. Sitze straff gepolstert, genug Seitenhalt.
PLATZ & NUTZ
Reichlich Kopf- und großzügig Ellbogen-Freiheit in Reihe eins und zwei, in Reihe drei nur bei zweifacher Besetzung. Der mit sieben Sitzen kompakte Basis-Kofferraum ist auf Kleinlaster-Kapazität erweiterbar – durch umleg-, verschieb- (2. Reihe) und ausbaubare (3. Reihe) Sitze. Bequem: Armlehnen vorne und in der Mitte, reichhaltiges Ablagen-Sortiment. Nicht ganz so gut: Lenkrad nur neigungsverstellbar, fahrerseitiger One-Touch-Fensterheber nur zum Absenken.
DRAN & DRIN
Respektable Serien-Mitgift: Klimaanlage, FB-Zentralsperre, E-Fensterheber vorne, E-Ausstellfenster hinten, beheiz- und einklappbare E-Außenspiegel, Lederlenkrad und -schaltknauf, Regensensor, beheizte Scheibenwischer, Lichtautomatik, Nebelscheinwerfer etc. Extras: Tempomat, Navigation, Standheizung, CD-Radio, CD-Wechsler, Alu-Räder. Automatik um 1.900,- Euro erhältlich. Strapazfähige Materialien, zweck-orientiertes Styling, passable Verarbeitung.
SICHER & GRÜN
Durchschnittliche Serien-Sicherheit auch im Carnival neu: Airbag für Fahrer und Beifahrer, ABS, Isofix-Halterungen
(in der zweiten Reihe), sechs Dreipunktgurte, sechs Kopfstützen (reichen in allen drei Reihen bis 1,85 m Körpergröße). Nicht zu haben: Seiten- oder Kopfairbags, elektronische Fahrhilfen. In Ordnung bei der Umwelt-Überprüfung, braver Verbrauch.
PREIS & WERT
Nach wie vor ist der Carnival gegenüber seinen Stamm-Mitbewerbern Grand Voyager und Grand Espace ein Preishammer. Sein Vorgänger erzielte Wieder-Verkaufswerte knapp über dem Durchschnitt, sehr weit unter jenem liegt die Dichte des Werkstatt-Netzes. Fahrzeug- und Mobilitäts-Garantie: drei Jahre, Antidurchrost-Versprechen: sechs Jahre. Service alle 15.000 Kilometer.
ALLES-AUTO-TESTURTEIL:
In vielen Details aufgewerteter, nach wie vor preisgünstiger Großraum-Koreaner.
Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 4/2002