Der neue Mitsubishi Outlander möchte im beliebten Segment der Kompakt-SUV ordentlich Staub aufwirbeln
Bislang war der Mitsubishi Outlander bei uns kaum präsent. Der simple Grund: kein Diesel im Programm. Diese Scharte soll nun die zweite Generation des Soft-Kraxlers ausmerzen, vorerst gibt es ihn sogar ausschließlich mit Selbstzünder. Und zwar packten die Japaner – wie schon beim Grandis – den 140 PS starken Zweiliter-Vierventiler aus dem Hause VW unter die Haube.
Den letzten Feinschliff für das Pumpe-Düse-Aggregat dürften die Wolfsburger ihren Fernost-Kunden allerdings vorenthalten haben. So kommt der Outlander aus dem Stand nur zäh in Fahrt, unterhalb von 1700 Touren gähnt ein tiefes Turboloch. Nach dem Kaltstart läuft man sogar Gefahr, den Motor beim Losfahren abzuwürgen. Alles Unarten, die die Deutschen ihren eigenen TDIs längst austreiben konnten.
Hält man die Drehzahl jedoch zwischen 2000 und 3500 Touren, geht es flott vorwärts. Auf die Dauer stört nur das unüberhörbare Brummen – auch in Sachen Schalldämmung beweist VW bei den eigenen Modellen mehr Geschick.
Nicht täuschen lassen darf man sich vom serienmäßigen Partikelfilter. Dabei handelt es sich nämlich um ein sogenanntes offenes System, ähnlich Nachrüst-Bausätzen. Es hält Ruß nur bedingt zurück, daher ist bei uns auch die höhere Straf-NoVA fällig.
Gut bestellt ist es um den Fahrkomfort: Der Outlander schluckt lange Bodenwellen ausgezeichnet, ohne zu wanken oder zu schaukeln. Nur kurze Schläge dringen – zumal mit den (niederquer)schnittigen 18-Zöllern des Testwagens – spürbar zu den Insassen durch.
Im Grenzbereich untersteuert der schwere SUV dezent, geht man dann abrupt vom Gas, drängt das Heck nach außen. Das Stabilitätsprogramm greift ziemlich spät, doch rechtzeitig ein. Dabei spielt es keine Rolle, ob man zuvor mittels Drehknopf bei der Handbremse 2WD oder 4WD gewählt hat. Auch in Stellung 4WD hat man nämlich normalerweise nur Frontantrieb. Erst wenn die Vorderräder durchzurutschen drohen, leitet die Lamellenkupplung Antriebskraft nach hinten.
Es spricht also nichts gegen dauernden 4WD-Betrieb, auch wenn die Betriebsanleitung für den Normalbetrieb 2WD vorsieht. Die dritte Schalter-Stellung (LOCK) schließt die Verbindung nach hinten zur Gänze – ideal zum Ausbuddeln aus Schlamm oder Tiefschnee. Gröbere Gelände-Partien vermiesen in erster Linie die geringe Bodenfreiheit und die unzureichende Achs-Verschränkung.
Ein Outlander-Manko deckte der Slalom-Test im Driving Camp Pachfurth auf: Nach zwei bis drei raschen Richtungswechseln ist die Servo-Unterstützung am Ende – und man hat das Gefühl, die Lenkung blockiert. Wer als Fahrer darauf nicht gefasst ist, schafft das folgende Tor nicht mehr.
Wenden wir uns dem Passagier-Raum zu. Die Topversion Instyle” enthält einigen Luxus wie Lederpolsterung, eine Audio-Anlage mit neun Lautsprechern, CD-Wechsler, Xenon-Licht und schlüssellosen Zugang. Zudem klappt bei Bedarf eine dritte Sitzreihe aus dem Kofferraum-Boden.
Allzu viel darf man sich von den Plätzen sechs und sieben aber nicht erwarten. Mitsubishi selbst deklariert sie nur als Notsitze, und Erwachsene haben tatsächlich Not, ihre Beine unterzubringen. Zum Ausklappen braucht man zudem einiges Geschick – ein blauer Daumen des Testchefs zeugt von einem schmerzhaften Fehlversuch.
Die Möbel der zweiten Reihe sind einfacher umzulegen, zumindest theoretisch. Auf Knopfdruck klappt federgestützt erst die Lehne vor, dann wie von Geisterhand der ganze Sitz, der letztlich fest einrastet. Klingt betörend, manchmal muss man jedoch händisch nachhelfen. Dafür verwöhnt der Outlander mit anderen Feinheiten: Tagfahrlicht, vier One-Touch-Fensterheber und dreimaliges Komfortblinken sucht man selbst bei viel teureren Fernost-Kollegen oft vergeblich.
Wie viele heimische Käufer Mitsubishi mit seinem neuen Soft-Kraxler gewinnen kann, bleibt abzuwarten. Den PSA-Konzern konnten die Japaner jedenfalls bereits überzeugen. So entstehen in Fernost demnächst die SUV von Citroën und Peugeot als Technik-Zwillinge des Outlander.
Statt des VW-Diesel steuern die Franzosen allerdings ihren hauseigenen 2,2-Liter-HDI bei – der moderne Commonrailer wäre auch für den Outlander keine schlechte Wahl. Und zum Thema Lenk-Servo sollte man sich in Paris vielleicht auch noch Gedanken machen.
Logisch, praktisch und funktionell-elegant: Outlander-Cockpit
MOTOR & GETRIEBE
Der Pumpe-Düse-Diesel brummt rau und liefert zwischen 2000 und 3500 Touren kräftigen Punch, darunter stört ein tiefes Turboloch. Markante Anfahrschwäche trotz kurzem erstem Gang. Schaltung weit gestuft, leichtgängig und exakt.
FAHRWERK & TRAKTION
Hoher Fahrkomfort, nur kurze Schläge kommen durch. Im Grenzbereich untersteuernd, ausgeprägte Lastwechsel-Reaktion. Lenkung im Normalfall präzise, verhärtet jedoch bei rasch aufeinanderfolgenden Richtungswechseln gefährlich. Erstklassige Bremsen, Top-Traktion nur im 4WD-Modus.
STOCK & STEIN
Durchtrieb nach hinten manuell sperrbar, Differenziale nicht. Keine Gelände-Untersetzung, keine Bergabfahrhilfe, geringe Bodenfreiheit.
COCKPIT & BEDIENUNG
Tadellose Ergonomie, übersichtliche Instrumente. Komfortables Gestühl, gute Sitzposition trotz fehlender Lenkrad-Längsverstellung. Angenehm: Tagfahrlicht, Komfortblinken, One-Touch-Fensterheber rundum. Nichts für Empfindliche: Die Klimaautomatik bläst manchmal unmotiviert kalte Luft ins Gesicht.
INNEN- & KOFFERRAUM
Viel Bewegungsfreiheit für fünf Passagiere, im Kofferraum-Boden schlummern zwei Notsitze. Großes Ladeabteil, Fondbank 2:1 längs verschieb- und zusammenklappbar. Zahlreiche Ablagen. Geteilte Heckklappe mit niedriger Ladekante.
DRAN & DRIN
Top-Version “Instyle”: Tolle Ausstattung (siehe Liste rechts), dadurch kaum Extras. Kunststoffe schön anzuschauen, doch hart und wenig kratzfest (gilt speziell für Kofferraum-Boden und Ladeklappe). Einigermaßen saubere Verarbeitung. Minus: nicht mit Automatik zu haben.
SICHER & GRÜN
Trotz sechs Airbags und allen üblichen E-Fahrhilfen nur vier von fünf Sternen im NCAP-Crashtest. Der Partikelfilter erfüllt nicht die Vorgaben für eine NoVA-Begünstigung. Annehmbarer Diesel-Verbrauch, wenn auch weit über der Werksangabe.
PREIS & KOSTEN
Knapp billiger als die Siebensitzer Hyundai Santa Fe und Chevrolet Captiva. Die Fünfsitzer Honda CR-V und Kia Sorento liegen preislich gleich auf, SsangYong Kyron, Nissan X-Trail und der kleinere Toyota RAV4 sind billiger. Fernost-übliche Garantie, Werthaltung schwer einschätzbar.
FAZIT:
“Der Outlander hinterlässt gemischte Gefühle. Hohem Komfort und viel Raum stehen der untenrum zähe Motor und die in extremen Fahrsituationen gefährliche Lenkung gegenüber. Zumindest diese sollte Mitsubishi nachbessern.”
MOTOR-BAUART:
Vierzylinder Reihenmotor vorne quer liegend, Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie und Ladeluftkühler, fünffach gelagerte Kurbelwelle. Zwei oben liegende Nockenwellen mit Zahnriemenantrieb. Vier Ventile pro Zylinder, betätigt über Rollenschlepphebel mit hydraulischem Ventilspiel-Ausgleich. Elektronische Diesel-Direkteinspritzung nach dem Pumpe-Düse-Prinzip, Abgasreinigung mittels Oxidations-Katalysator und Rußpartikelfilter (offenes System).
MOTOR-DATEN:
Hubraum 1968 ccm, Bohrung x Hub 81,0 x 95,5 mm, Verdichtungsverhältnis 18,5:1, Max. Leistung 103 kW (140 PS) bei 4000/min, Spez. Leistung 51,9 kW/l (71,1 PS/l), Max. Drehmoment 310 Nm bei 1750-2500/min, Ölinhalt 4,0 l, Kühlwasserinhalt 8,0 l
KRAFTÜBERTRAGUNG:
Allradantrieb (Vorderräder permanent angetrieben, Hinterräder bei Bedarf via elektronisch geregelter Lamellenkupplung zugeschaltet), hydraulisch betätigte Einscheiben-Trockenkupplung, Sechsgang-Getriebe.
Übersetzungen: I. 3,818, II. 2,045, III. 1,366, IV. 0,974, V. 0,897, VI. 0,790, R. 4,139
Achsantrieb 4,058 (I. – IV. Gang) und 3,450 (V. – VI. Gang)
FAHRWERK:
Vorne: Querlenker, McPherson-Federbeine, Stabilisator. Hinten: Längs- und Querlenker, Schraubenfedern, Teleskop-Stoßdämpfer, Stabilisator. Radstand 2670 mm, Spurweite vorne/hinten 1540/1540 mm. Zahnstangen-Lenkung mit hydraulischer Servounterstützung, Lenkübersetzung 15,2:1. Hydraulische Zweikreisbremse mit Bremskraftverstärker, Zweikolben-Bremssättel v+h, Bremsscheiben vorne innenbelüftet, hinten mit integrierten Trommeln für die Feststellbremse. Reifen & Räder: 235/50 R 18 101V Bridgestone Blizzak LM 22 M+S auf Leichtmetall-Felge 7,0 J x 18 (Serie: 225/55 R 18).
KAROSSERIE:
5 Türen/7 Sitze, Luftwiderstandsbeiwert cw 0,4, Stirnfläche A 2,575 m2, Luftwiderstandsindex A x cw 1,03, Länge/Breite/Höhe 4640/1800/1720 mm, Wendekreis 10,6 m, Tankinhalt 60 l, Eigengewicht 1765 kg, max. zul. Gesamtgewicht 2360 kg, max. zul. Dachlast 80 kg, max. zul. Anhänge-Last 2000 kg, Kofferraumvolumen (VDA-Norm) 220/541-1691 l
OFFROAD-DATEN:
Böschungswinkel v/h 22,0/21,0°, Rampenwinkel 19,0°, Bodenfreiheit 178 mm, Wattiefe k. A.
VERBRAUCH:
Norm (Stadt/außerorts/ Mix) 8,8/5,9/6,9 l, Testverbrauch 8,8 l Diesel, Reichweite (bis Tankres.) 610 km
FAHRLEISTUNGEN:
Werksangaben: 0-100 km/h 10,8 sec, Spitze 187 km/h
ALLES AUTO-Messwerte: 0-80 km/h 7,9 sec, 0-100 km/h 11,3 sec, 60-100 km/h (im 4./5. Gang) 8,1/12,5 sec, 80-120 km/h (im 4./5. Gang) 9,7/12,9 sec
WARTUNG:
Service/Ölwechsel alle 15.000/15.000 Kilometer, 115 Vertrags-Werkstätten in Österreich
GARANTIE:
3 Jahre Garantie, maximal 100.000 km (2 Jahre ohne km-Begrenzung), 12 Jahre Garantie gegen Durchrosten, 3 Jahre Mobilitätsgarantie (bei vorschriftsmäßiger Wartung)
PREIS UND AUSSTATTUNG:
Basispreis: EUR 37.200,-
Serienausstattung: Front-, vordere Seiten- und Kopfairbags (1.+2. Reihe), ABS, Stabilitätskontrolle, Bremsassistent, sieben Dreipunktgurte (in der 1. Reihe mit Straffern und Gurtkraft-Begrenzern), sieben Kopfstützen, Isofix, Klimaautomatik, Audiosystem mit 9 LS, CD-Wechsler, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, el. verstell-, beheiz- und anklappbare Außenspiegel, vier E-Fensterheber, Multifunktions-Lederlenkrad, Lederpolsterung, Sitzheizung v, Tempomat, 18″-Aluräder, Nebelscheinwerfer, Dachreling, E-Schiebedach, Xenon-Licht, schlüsselloser Zugang etc.
Extras: Metallic-Lack EUR 500,-
Zubehör (inklusive Einbau): Festplatten-Navigationssystem EUR 2325,-, Einparkhilfe h EUR 365,- etc.
Fotos: Robert May
Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 4/2007 “