Der Blick auf die nackten Daten und Fakten verleitet zu selbstsicherem Schmunzeln, ob der quasi logischen Superlative, die man von AMG sowieso erwartet hat: bis zu 612 PS (die sieben Mehr-PS im Vergleich zu dem in der vorigen Ausgabe getesteten Audi RS6 Performance verstehen wir als liebevolles „Ätsch“ Richtung Ingolstadt), aus einem mit vier Litern Hubraum eher kleinvolumigen V8. Doch dann: Allradantrieb!? Das kannte man zwar schon vom Vorgänger, dennoch hallt plötzlich die Stimme von Niki Lauda im Geiste wider: „Was 4matict, das pickt“. Schauder über das unglaublich schlechte Wortspiel macht sich ebenso breit wie die Angst vor Grip-induzierter Langeweile. Doch grau ist alle Theorie. Der E 63 S, den wir über die malerischen Straßen von Süd-Portugal prügeln, zeichnet ein anderes Bild – und verwendet dabei gern auch einen breiten, schwarzen Pinsel.
Die 4MATIC bekam von AMG nicht umsonst ein „+“ an den Namen gehängt, sie wurde komplett umgekrempelt. Im richtigen Modus und Moment schickt der Allradantrieb immer noch 100 Prozent der Kraft ausschließlich an die Hinterräder, wo wiederum eine Differenzialsperre waltet. Wer will, kann also jederzeit die Hinterreifen zu Staub zermahlen. Lässt man den „Drift Mode“ ausgeschaltet, helfen die Vorderräder eifrig mit, die massive Power des herrlich linear Kraft aufbauenden Biturbo-V8 auf die Straße zu bringen. Das Resultat: Für eine fast zwei Tonnen schwere Luxus-Limousine fast schon unbegreifliche Kurvengeschwindigkeiten und eine Beschleunigung auf Supersportler-Niveau: 3,4 Sekunden braucht der E 63 S auf Tempo 100 – das ist sogar schneller als der hauseigene Top-Athlet AMG GT R (3,6). Auch der RS6 Performance wird verblasen (3,7), der alte M5 – dessen Nachfolger übrigens auch mit Allrad kommt – sowieso (4,3).
Technische Daten
Preis: ca. € 128000,– (€ 135000,–)
* elektr. begrenzt – optionale Anhebung auf 300 km/h