Neue schon gefahren: VW Golf GTI Clubsport trifft seinen Urahn

20. Januar 2016
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Der Innenraum des Einser-GTI: Typisch Golf alles, die Sitze und Sitzbezüge sowie das Lenkrad und die Instrumente sind dafür exklusiv dem GTI vorbehalten.

Der Innenraum des Einser-GTI: Typisch Golf alles, die Sitze und Sitzbezüge sowie das Lenkrad und die Instrumente sind dafür exklusiv dem GTI vorbehalten.

Zur grundsätzlichen Einordnung, was der GTI am Anfang für ein Leben hatte: 1976 war VW noch nicht aus dem gröbsten heraus. Der Käfer war schon lange kein Erfolg mehr, diverse Prototypen haben jede Menge Geld verschlungen, waren allesamt aber nicht großserientauglich. Ja und der Golf, der lief zwar langsam an, aber so wirklich erfolgreich war er noch nicht. Zwar gab es nebenher auch noch den Polo und den Scirocco und den Passat, die gemeinsam mit dem Golf die neue, erstmals wassergekühlte Produktpalette von VW darstellten. Aber wie gesagt: Die Cashcow musste der Golf sein, aber irgendwie fehlte es noch an der nötigen Initialzündung, damit der Stein endlich mal ins Rollen kam. Also bastelte man an zwei Ecken: Am unteren Ende der PS-Welt entstand der Golf D, richtig, ein Saugdiesel mit 50 PS. Und am oberen Ende der GTI – anfänglich als Hobbyprojekt junger Ingenieure, das dann aber so gut bei den Obrigkeiten ankam, dass man sich zu einer Kleinserie von 5000 Stück durchringen konnte. So viel sollte dem konservativen Image von VW zumutbar sein. Und vor allem: So viel Stück brauchte man, um den GTI für den Motorsport homologieren zu können, irgendwie werden sich die schon verkaufen lassen.

 

Ja und was dann kam, überraschte wohl alle: Die 5000 Stück waren schneller verkauft, als der Golf von null auf 100 km/h beschleunigen konnte. Der 110 PS starke Kompaktsportler verkaufte sich bis Ende 1983 über 300.000 mal. Der Grundstein für einen Welterfolg war gelegt. Und auch wenn sich in 40 Jahren praktisch alles verändert hat – ein GTI bleibt ja doch immer ein GTI, gewisse Ähnlichkeiten kann man unseren beiden Kandidaten also nicht absprechen. Vor allem, wenn sie beide in dunklem Graumetallic und schlichten drei Türen auftreten. Der Clubsport überragt mit seinen 265 PS seinen Kollegen von 1983 um 153 Pferde, ist also mehr als doppelt so stark.

 

Mit 1375 Kilo ist er aber nicht einmal doppelt so schwer, die späten Versionen des Einser mit 112 PS-1800er-Motor brachten es immerhin schon auf 850 Kilo. Es ist also sonnenklar, dass der neue natürlich deutlich schneller ist als der alte. Aber darum geht es ja gar nicht. Eher um das Gefühl, das der GTI seit Anfang an vermitteln konnte: Die Leichtigkeit des Seins im Alltag. Das pfadfinderhafte Wesen, stets bereit zu sein für einen spontanen Sprint im Berufsverkehr. Ohne Starallüren, einfach so. GTI stand immer schon für die sanfte Form des sportlichen Autos. Also volle alltagstauglichkeit. Sicher mögen andere schneller gewesen sein, Aber mit dem Golf konnte man dafür immer noch problemlos verreisen, die Kinder abholen, gepflegte Konversation mit dem/der Beifahrer/in betreiben – wenn Sportautos eine brave Scheitelfrisur tragen würden, so in etwa würden sie dann aussehen.

IMG_8945Insofern ist der Golf GTI Clubsport schon eine besondere Auflage, denn hier ging VW erstmals bewusst Richtung Sportlichkeit. Downforce dank Spoilerwerk. Bewusst agil ausgelegtes Fahrwerk. Direktere Lenkung, Semislicks, das hat es beim GTI bis jetzt alles noch nicht gegeben. Warum? Weil es Dinge sind, die man auf der Straße alle nicht braucht. Aber zum 40er darf man ja ruhig ein wenig feiern. So, nun aber zu den Unterschieden und Gleichheiten. Rechts sehen wir die Visitenkarten eines jeden Autos, die Räder: 1983 galten 14 Zoll große Felgen als stattliche Größe. Der Pirelli (hier in der schmucklosen, aber seltenen W64-Ausführung) bekam als einziger Einser die Pirellifelgen verpasst. Reifenbreite: immerhin 185 Millimeter! Der Clubsport kommt optional mit 19-Zöllern daher. Reifenbreite: 225 Millimeter, auf Wusch sogar breiter.

Das Herzstück, der Motor: Da tat sich im Laufe der Jahrzehnte eine Menge: 1,6 Liter, 1,8 Liter, zwei Liter, acht Ventile, sechzehn Ventile, gesaugt, geladen, Kompressor, Turbo, sogar einen Diesel gab es 1996 einmal als GTI, und 1991 entstanden sogar ein paar GTI G60 syncro, was bis heute die einzigen Allrad-GTIs sind. In unserem Fall treffen jedenfalls 112 PS von 1983 auf 265 aus dem Jahr 2015. Diese werden aus einem gedrosselten Golf R-Motor geschöpft, der für zehn Sekunden unter Overboost-Funktion aber 290 Pferde mobilisieren kann. Kombiniert werden kann der Zweiliter-Turbo entweder mit Sechsgang-Schaltgetriebe oder Doppelkupplung, wobei echtes Rennfeeling irgendwie nur mit drei Pedalen aufkommt. Schraubzwingen-artige Schalensitze sind serienmäßig, können aber aufpreisfrei gegen die normalen Sport-Sessel getauscht werden. Zu haben ist der sportlichste GTI aller Zeiten als Drei- und Fünftürer, der Aufpreis zum normalen Performance-GTi beträgt rund 4000 Euro. Eine gute Investition …

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