Das Bessere ist des Guten Feind – so auch bei Autos. Seit der Focus RS der letzten Generation vorgestellt wurde – mit seinem Allradantrieb, Drift-Mode und satten 350 PS – sprach eigentlich keiner mehr über den Focus ST. Dabei ist auch der Fronttriebler Focus ST schon in der vorigen Generation ein ernstzunehmender Hot-Hatch gewesen – ebenso wie sein Nachfolger, der nun runderneuert in den Startlöchern steht. Die Gute Nachricht: der ST fällt keinem Downsizing zum Opfer, ganz im Gegenteil: der Hubraum wächst sogar im Vergleich zum Vorgänger. Der neue Focus ST kommt nämlich in der Benzinversion mit den bei Ford bekannten 2.3 Litern Hubraum daher, der Vierzylinder kann jetzt mit 280 PS und 420 Nm Drehmoment auftrumpfen. Vielversprechend klingt bei diesem neu entwickeltem Aggregat vor allem eine “Anti-Lag-Funktion”, die man im Rallye-Fiesta der WRC bereits erprobt hat: Dem Abfall des Ladedrucks beim Hochschalten wird entgegengewirkt, indem die Drosselklappe ein Stück weit geöffnet bleibt und so die Laderschaufeln des Turbos auf Drehgeschwindigkeit verweilen. Beim Einlegen des nächsten Gangs spricht der Motor so spontaner an.
Die Power soll mittels einem neuen, elektronisch geregelten Differenzial (eLSD) auf die kurvige Straße gebracht werden – und das ohne aktive Bremseingriffe. Auch die Diesel-Version mit dem Zweiliter-Selbstzünder soll sportiv daher kommen, hat 190 PS und 400 Nm und soll sich einem ST entsprechend besonders kernig anhören. Die Klangkulisse wird bei beiden Antriebsvarianten mittels eines Soundverstärker auch in den Innenraum transferiert. Zwei Getriebe werden zur Auswahl stehen, eine 6-Gang-Box und eine Siebengang-Automatik.
Der kleine Bruder, der Fiesta ST, hat im Test vor allem durch das extrem agile Einlenken überzeugt. Diese Tugend soll nun der Focus übernehmen, eine veränderte Achsgeometrie sowie verbesserte Software sollen das möglich machen. Ford spricht davon, dass die Bremsen viermal mehr Malträtierung auf der Rennstrecke als bisher aushalten sollen. Ein optionales Performance-Paket bringt neben dem Fahrmodus “Rennstrecke” und einer Launch-Control beim Benziner bei beiden Antrieben eine pro-aktive Dämpfung, die bedeutend zum positiv-sportlichen Fahrgefühl beitragen soll.
Typisch für Ford-Performance: der Innenraum trumpft mit Sportsitzen von Recaro auf und das Multimediadisplay kann verschiedene Parameter des Fahrzeugzustandes anzeigen, darunter Öldruck, Öltemperatur und Ladedruck. Im Bereich der Armaturen ist eine Schaltanzeige positioniert – ebenfalls bekannt aus dem Fiesta ST. Ansonsten behält der Focus ST bezüglich Alltag und Nutzen alle seine Eigenschaften von den zivileren Modellen, die wir bereits ausführlich testen konnten.
Exklusive 18-Zöller sind Standard, es ist auch möglich auf 19 Zoll große Räder aufzuzahlen. Beide Radsätze kommen mit dem exzellenten Michelin Pilot Sport 4S daher. Obligatorisch für den ST: neben dem klassischen Ford-Performance-Blau kann man den neuen auch in einem Orange-Ton bestellen. Eine Farbe, die schon im Jahr 2006 für Gesprächsstoff gesorgt hat.
Der neue Focus ST wird wie bisher sowohl als Fünftürer als auch als Kombi mit dem Namen “Traveller” verfügbar sein, wie beschrieben als Benziner und Diesel, als Handschalter oder als Automatik. Reichlich Auswahlmöglichkeiten also, die allerdings noch nicht preislich definiert sind. Markstart soll wohl im Sommer sein.