Im Jahr 2003 (!) kündigte Alfa Romeo erstmals einen SUV an und zeigte eine entsprechende Studie. 14 Jahre und einige Existenzkrisen vergingen, ehe der Stelvio tatsächlich auf den Markt kam. Dafür ist er genau das, was die Fans erwartet haben: Die Übertragung all dessen, was Alfa ausmacht, auf einen schneidigen, mittelgroßen SUV.
Der vergleichsweise leichtgewichtige Stelvio fährt sich äußerst dynamisch und fühlt sich in Sachen Handling deutlich kleiner an als 4,69 Meter. Die hervorragende (vielleicht etwas zu nervöse) Lenkung, die souveräne Automatik und die kraftvollen Bremsen runden das Bild positiv ab.
Auch innen gibt es Alfa pur: röhrenförmig-klassische Instrumente, ein kleines, griffiges Lenkrad und gerade so viele Elektronik-Helfer, wie es Puristen akzeptieren können. Assistenten, die ins Lenkgeschehen eingreifen, sucht man etwa vergeblich.
Dynamisch sind auch die Motorisierungen: Anfangs gab es nur einen 210 PS-Diesel und einen Benziner mit 280 PS, nunmehr wird sukzessive nach unten erweitert: 200 PS-Benziner, Diesel mit 180 und 150 PS. Letzterer definiert mit 42.030 Euro den Preiseinstieg, ist aber lediglich mit Hinterradantrieb erhältlich. Ganz oben gibt es zum Jahresende ebenfalls Zuwachs – in Form des 510 Benziner-PS starken Quadrifoglio.
In Sachen Raumangebot muss sich der Stelvio im Gegensatz zum „heimeligen“ Ruf der meisten Alfas vor keinem Konkurrenten verstecken. Auch das Gepäckabteil kann sich sehen lassen, die Ladekante liegt für einen SUV angenehm niedrig. Beim Kaufpreis macht Alfa allerdings keine Geschenke, bestenfalls die Extras sind etwas günstiger zu kriegen als anderswo.
Dieser Test war Teil unserer großen Kaufberatung zu noblen Mittelklasse-SUVs.
R4, 16V, Turbo, 2143 ccm, 210 PS (154 kW) bei 3750/min, max. Drehmoment 470 Nm bei 1750/min, Achtgang-Automatik, L/B/H 4687/1903/1671 mm, Radstand 2818 mm, Kofferraumvolumen 525–1600 l, Leergewicht 1659 kg, 0–100 km/h 6,6 sec, Spitze 215 km/h, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 5,5/4,4/4,8 l Diesel, CO2 127 g/km
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FAZIT
Plus: Fahrfreude pur, kräftig-sparsame Diesel-Motoren, intuitive Bedienung, gutes Raumangebot, großer Kofferraum, vier Jahre Fahrzeug-Garantie, vernünftige Bodenfreiheit
Minus: schlechte Sicht nach hinten, keine semi-autonomen Assistenten erhältlich, schmaler Zentralbildschirm, kein Hit in Sachen Multimedia
Weuzi
( 16. November 2017 )
Alfa pur oben loben und dann unten das Fehlen von “semi-autonomen Assistenten” bekritteln ist ein Widerspruch in sich.
Wer aktiv Auto fährt, wird Autos ohne diese Semiautonomen vorziehen. Wer will sich schon dauernd “overrulen” lassen?
Ihr selbst habt schon berichtet, aufgrund eines raschen Spurwechsels im städtischen Bereich ohne Blinken plötzlich per Notbremsung quer über 2 Fahrstreifen gestanden zu sein.
Letztes Beispiel aus der Praxis: ein Leserbrief in der Printausgabe, wo ein Seat Ateca eine Notbremsung hingelegt hat, weil auf schmaler Straße ein LKW entgegenkam. Und rausprogrammieren lässt sich der Mist nur in einem Unterprogramm und das nach jedem Neustart.
Nein danke!
Hans
( 16. November 2017 )
Ich würde das nicht-erhältlich-sein von “semiautonomen Assistenten” auch eher unter “Plus” verbuchen…ebenso wie einen Testverbrauch von 0,0 Litern auf 100 km. 😉 *scnr*
MfGJ
Georg Koman
( 16. November 2017 )
Stimmt: Einerseits “Alfa pur” zu loben und andererseits “das Fehlen von semi-autonomen Assistenten” zu bekritteln, ist ein scheinbarer Widerspruch. Er erklärt sich aber hoffentlich daraus, dass es sich hier nicht um einen Test (somit gibt es auch keine Testverbräuche), sondern um eine Marktübersicht der kompletten Baureihe mit allen Motor- und Ausstattungsvarianten handelt. Daher versuchen wir, ein möglichst breites Interessens-Spektrum abzudecken. Die meisten Alfa-Liebhaber (und auch wir bei Alles Auto) wissen pures Autofahren zu schätzen, es wird aber auch Kunden geben, die meinen, dass eine entsprechend hochpreisige Premium-Marke Assistenzsysteme aller Art zumindest als Extras anbieten sollte.
Oliver Zoffi
( 16. November 2017 )
Was die Assistenten angeht, gibt es Handbücher (Betonung liegt auf Buch), in denen durchaus sehr genau (ich beziehe mich auf den Ateca) beschrieben ist, welche Assistenzsystem wie zu konfigurieren sind, was die wann wie können / nicht können und wie ich damit umgehen muss / kann, damit das Fahrzeug auch das macht, was ich erwarte….
Es ist also im Grunde erforderlich das Handbuch im Vorfeld genau zu *studieren* (dazu muss ich das Auto auch noch nicht haben, die gibt es auch online…) und dann auf einem Übungsplatz jeden Assistenten einzeln selbst zu “erfahren”. Dann wird man auch kaum vor unerwarteten Situationen überrascht werden (wenn kein Defekt vorliegt).
Aber das macht genau niemand (obwohl aufgrund der derzeit aktuellen Lieferzeiten mehr als genug Zeit zum Studium des Handbuchs wäre 😉 !
Jeder kann nach seinen Wünschen solche Assistenzsystem ordern oder eben nicht – nur wenn ich sie ordere, muss ich mich damit auch beschäftigen und nicht überrascht sein, wenn das Auto in bestimmten Situationen scheinbar ein Eigenleben entwickelt.
Schlimm ist, dass damit nicht nur “alte Knacker” ein Problem haben, die noch immer glauben, ein Neuwagen funktioniert auch nicht viel anders als ihr erstes Auto vor 30 Jahren, sondern auch junge Fahrer, die mit Smartphone, Computer und CO “aufgewachsen” sind!
Für mich persönlich wäre ein Spurhalteassisten, der keinen Lenkeingriff vornimmt kein Assistent und überflüssig.