Zum ersten Alltags-Test tritt ein überkomplett ausgestatteter 120d mit 190 Diesel-PS an, der stets mit Allrad und Automatik bestückt ist. Außerdem verbaut: der markentypische M-Sport-Trimm (1656 Euro Aufpreis zum Modell Sport Line). Wie man den Testwagen preislich beurteilt, ist Ansichtssache: Der 1er steht selbstbewusst und sportlich da, bietet einen komplett neuen, frischen Auftritt, ist schon auf den ersten Blick hochwertig bis ins letzte Detail verarbeitet und technisch absolut auf der Höhe der Zeit. Dafür sind für das getestete Exemplar inklusive massig Extras aber auch 57.731 Euro fällig – für einen Kompakten mit Vierzylinder-Diesel klingt das fast schon absurd.
Dafür ist der neue 1er als Gegenleistung zum großen Geld fast schon absurd gut geworden. Die Ergonomie ist BMW-typisch top, das Cockpit versprüht durch die weitgehend neue Bedienung, die gewählten Materialien sowie das Design fast schon Computerspiel-Feeling.
Im Bereich Multimedia und Assistenz schließt der Münchner nun im Großen und Ganzen zur Konkurrenz aus Stuttgart auf, hie und da kann sich der 1er sogar absetzen: Mit dem Smartphone (zunächst nur mit Geräten von Samsung) das Fahrzeug entsperren zu können, mag zwar für viele unnötig klingen, ein Fernzugriff ohne echten Schlüssel kann aber hin und wieder hilfreich sein – etwa für Flottenkunden. Aber auch andere Technik-Schmankerl wie Sprach- und Gestensteuerung sowie die Garde an (optionalen) Assistenzsystemen funktionieren tadellos.
Bleibt noch der Fahreindruck: Der neue Einser ist ein fein zu fahrendes sowie deutlich lebendigeres und dynamischeres Auto als der Vorgänger. Das Einlenkverhalten ist sensationell, das Fahrwerk souverän, der Antrieb kräftig und harmonisch. Dennoch: All jene, die die ursprüngliche BMW-DNA im Bereich Fahrdynamik suchen, könnten enttäuscht sein. Die trotz Allrad frontlastige Auslegung lässt für Freaks einfach die markentypische Freude am Fahren nicht in gewohnter Form aufkommen. Alle anderen bekommen ein Auto, dass im Segment sicherlich insgesamt Maßstäbe setzt.
Fahrwerk & Traktion – Das Sportfahrwerk ist dynamisch ausgelegt, aber niemals harsch. Sehr gutes Einlenkverhalten, satte Straßenlage, weder Unter- noch Übersteuern. Keine Lastwechsel-Tücken, ESP regelt angemessen. Die Lenkung ist präzise und gibt ausreichend Feedback. Überragende M-Sportbremsen am Testwagen. Traktion dank Allrad kein Thema.
Cockpit & Bedienung – Sportliche, aber nicht zu tiefe Sitzposition. Klares und gut ablesbares (optionales) Digital-Cockpit, logisches Multimediasystem (bedienbar über Drehregler und Touchscreen). Passable Übersicht, genügend und ausreichend große Ablagen. Cockpit zum Fahrer geneigt, ergonomisch einwandfrei.
Innen- & Kofferraum – Durch das geänderte Fahrzeugkonzept rangiert das Platzangebot nun fast im Klassenschnitt, subjektiv sehr gutes Raumgefühl und ausreichend Platz vorne wie hinten. Recht großer, gut nutzbarer Kofferraum. De facto ebene Ladefläche nach dem Umlegen der dreigeteilten Fondlehnen.
Dran & Drin – Markentypisch fällt die Aufpreisliste lang und preislich selbstbewusst aus, sogar beim teuren Modell M Sport ist neben ein paar Optik-Features sowie LED-Scheinwerfern nicht allzu viel Erwähnenswertes serienmäßig. Viele Extras sind in Paketen verfügbar, welche mit reichlich individuellen Gimmicks erst zum echten Premium-Flair beitragen. Wer lieber manuell schaltet, kann für 116 oder 150 Diesel-PS optieren (Startpreis mit M-Paket 35.761 beziehungsweise 37.680 Euro), muss dann aber auch auf Allrad verzichten. Äußerst ansprechende Materialien, Top-Verarbeitung.
Schutz & Sicherheit – Solides Airbag-Aufgebot (nur Knieairbags fehlen), wenige Assistenzsysteme serienmäßig, dafür das Klassen-Maximum auf Wunsch bestellbar (Spurwechsel-Assistent, Abstandsregel-Tempomat mit Stau-Assistent etc.).
Preis & Kosten – Ziemlich hoher Einstiegspreis, Ausstattungs- und Antriebs-bereinigt mit der A-Klasse von Mercedes (keine Allrad-Diesel-Kombination verfügbar) gleichauf, beide sind teurer als der allmählich auslaufende Audi A3. Recht hoher Verbrauch. BMW bietet keine Garantie, jedoch für zwei Jahre eine garantieähnliche Gewährleistung. Dichtes Werkstattnetz, gute Wiederverkaufschancen. Jahresservice nicht Pflicht.





