Test-Extra 2017

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Editorial

Es ist alles so kompliziert!“, würde Ex-Kanzler Fred Sinowatz in Bezug auf die Wahl des idealen Automobil-Antriebs wohl jammern, wäre er noch am Leben. Hatte man sich früher bloß zwischen Diesel und Benziner zu entscheiden, kommen heutzutage zusätzlich herkömmliche Hybride, Plug-In-Hybride, Elektro-Autos und sogar Wasserstoff-Fahrzeuge dazu – übrigens alle sind im vorliegenden „Test Extra“ vertreten.

Dummerweise gibt es auch bei alternativen Antrieben kein Licht ohne Schatten. Hybride brauchen im realen Leben deutlich mehr Sprit, als die aufgrund eines realitätsfremden Messverfahrens hervorragenden Prospekt-Werte suggerieren. Plug-In-Hybride können zwar rund 30 Kilometer lang rein elektrisch fahren, das ist aber nur für ausgesprochene Kurzstreckenfahrer interessant. Darüber erzielen sie Verbräuche, die im Bereich ganz normaler Verbrennungs-Motoren liegen. Weil sie dennoch eine sehr niedrige NoVA-Einstufung haben, können manche von ihnen immerhin preislich auftrumpfen.

Elektroauto-Interessenten stehen wiederum vor dem Problem, dass sich die Batterie-Technik allzu rasant entwickelt. Positiv formuliert: Sowohl für BMW i3 als auch für Renault ZOE gibt es etwa zum minimalen Aufpreis Varianten mit massiv vergrößerter Reichweite. Schön für Neuwagen-Interessenten, schlecht für aktuelle Besitzer, die sich jetzt schon ausmalen können, welche Abschläge sie beim Wiederverkauf hinnehmen werden müssen. Immerhin profitieren Elektroauto-Fahrer vom Wegfall der NoVA und des Dienstwagen-Sachbezuges.

Und Wasserstoff? Hat viel Potenzial (elektrisch fahren, dabei tanken so schnell und einfach, wie von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gewohnt), doch hier hat man es mit der Henne-Ei-Problematik zu tun: Weil es noch kaum Modelle gibt, finden sich auch noch kaum Tankstellen. Fahrer eines Wasserstoff-Autos können zur Stunde in Österreich bloß fünf davon ansteuern.

Wie gesagt, äußerst kompliziert. Leichter können wir die Situation auch nicht machen, mit dem vorliegenden Heft aber in 150 dicht und knackig aufbereiteten Test-Fällen die Wahl erleichtern. Eines kann man in jedem Fall feststellen: Die Autos werden immer besser, was Modellvielfalt, Materialqualität, Verarbeitung und Garantie-Leistung angeht. Und die Rabattitis geht unverändert um. So günstig wie heute waren Autos in Relation zum Gebotenen noch nie zu kriegen. Also: Erst lesen, dann Auto kaufen!

Georg Koman