Der Kia Niro ist für uns kein Unbekannter. Schon im Spätsommer 2016 baten wir den Hybrid-Koreaner zum Test und ließen uns von seiner seidig arbeitenden Verbrenner/Elektromotor-Kombination, dem komfortablen Fahrwerk und der guten Ausstattung zum gemütlichen Cruisen verführen. Jetzt stand sein um ein größeres Batterie-Paket aufgepumpter Plug-In-Bruder am Testplan, dem dadurch einiges an Kofferraumvolumen abhandengekommen ist: 436 bis 1434 Liter stehen nunmehr 324 bis 1322 gegenüber.
Dafür stellt der E-Motor jetzt bei gleich gebliebener Systemleistung eine höhere Spitzenleistung parat, was sich in der Praxis durchaus bemerkbar macht – eine Ausgeburt an Kraft ist der Saug-Benziner nämlich nicht. Das macht sich vor allem auf der Autobahn bemerkbar, die dort nötigen hohen Touren führen gelegentlich zu hörbarem Heulen. Im Stadtbetrieb bekommen die Ohren das aber nur bei Kick-down zu spüren. Immerhin: Innerorts schweigt der Otto-Motor meist gänzlich. Sofern der Akku über 20 Prozent geladen ist, lässt es sich in der Stadt rein elektrisch gut mitschwimmen – überland geht Stromen bis 120 km/h. Allein aus den theoretisch möglichen 58 Kilometern rein elektrischer Reichweite wurden bei uns in der Praxis nur rund 45.
Motor & Getriebe – Recht schwachbrüstiger Vierzylinder-Sauger (auf der Autobahn neigt er durch hohe Drehzahlen zu hörbarem Heulen), wird durch den E-Motor aber gut unterstützt. Auch die Zusammenarbeit der beiden mit der Doppelkupplung funktioniert gut – Letztere schaltet sanft und flott zugleich.
Fahrwerk & Traktion – Sehr komfortabel abgestimmt. Kein Kurven-Künstler – das frühe Untersteuern hat das ESP aber bestens im Griff. Leichtgängige und mäßig gefühlvolle Lenkung. Gut dosierbares Brems/Rekuperations-Zusammenspiel, Verzögerung tadellos.
Cockpit & Bedienung – Ergonomie und Sitzposition sind gut. Flottes Infotainmentsystem, intuitiv bedienbar. Übersicht OK, Rückfahrkamera Serie. Bequemes Gestühl.
Innen- & Kofferraum – Vorn und hinten angenehm viel Platz – auch fünf Erwachsene haben es einigermaßen gemütlich. Im Vergleich zum Hybrid kein Unterflurfach im Kofferraum. Fondehnen 2:1 umklappbar – die Ladefläche bleibt eben. Gutes Ablagen-Aufkommen.
Dran & Drin – Im Top-Trim „Platin“ ein Wunschlos-glücklich-Paket mit allen Annehmlichkeiten. Nur Metallic-Lack und Schiebedach als Extras. Verarbeitung tadellos. Materialien OK.
Schutz & Sicherheit – Sieben Airbags und viele E-Helferlein serienmäßig an Bord, dazu fünf Sterne beim genormten Euro NCAP-Crashtest.
Reichweite & Laden – Bei vollem Akku sind in der winterlichen Praxis bis zu 45 Kilometer rein elektrisches Fahren möglich. Maximal 3,3 kW Ladestrom bedeuten von leer auf voll mindestens 2,3 Stunden Wartezeit.
Sauber & Grün – Wie so oft bei Einstöpsel-Hybriden ist die Verbrauchs-Angabe aus dem Prospekt utopisch. Sprit-Durst in der Praxis dennoch mehr als passabel. Start/Stopp passiert fast unmerklich.
Preis & Kosten – Der Hyundai Ioniq mit gleichem Antrieb ist etwas günstiger, der Toyota Prius PHEV etwa gleichauf, der Mini Countryman S E teurer. Konkurrenzlos: sieben Jahre Garantie (auch auf die Akkus). Kurze Wartungsintervalle, Werthaltung mit Fragezeichen.
Einwandfreier Arbeitsplatz mit bekannten Kia-Tugenden wie solider Verarbeitung und feiner Ergonomie. Das Zentral-Display kann unter anderem anzeigen, wie grün man unterwegs war.
7.8
FAZIT
Gemütlicher Plug-In-Gleiter mit viel Passagier-Platz und feiner Ausstattung.
Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Cockpit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Reichweite & Laden
Sauber & Grün
Preis & Kosten
R4, 16V, 1580 ccm, 105 PS (77 kW) bei 5700/min, max. Drehmoment 147 Nm bei 4000/min, E-Motor: max. 61 PS (44,5 kW) bei 1798–2500/min, 170 Nm bei 0–1798/min, Lithium-Ionen-Batterie 8,9 kWh, Systemleistung 141 PS; Sechsgang-Doppelkupplungs-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (v bel.), L/B/H 4355/1805/1535 mm, Radstand 2700 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,6 m, Reifendimension 205/60 R 16 (Testwagen-Bereifung Pirelli Sottozero), Tankinhalt 43 l, Reichweite 820–1190 km, Kofferraumvolumen 324–1322 l, Leergewicht 1548 kg, zul. Gesamtgewicht 2000 kg, max. Anh.-Last 1300 kg, 0–100 km/h 10,8 sec, Spitze 172 km/h, Steuer (jährl.) € 401,76, Werkstätten in Österreich 147, Service alle 15.000 km (mind. 1x/Jahr), Normverbrauch (Mix) 1,3 l, Testverbrauch 3,6–5,2 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 29/80 g/km
Front-, vordere Seiten- und durchgehende Kopfairbags, Fahrer-Knieairbag, Spurhalte-Assistent, Toterwinkel- und Querverkehrs-Warner, Radar-Tempomat mit Notbremsfunktion, LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Navigation, Radio mit 7 LS, Bluetooth für Telefon und Audio, AUX/USB/iPod-Schnittstelle, induktives Handy-Laden, Außenspiegel elektr. verstell-, beheiz- und klappbar, autom. abblend. Innenspiegel, vier E-Fensterheber, Einparkhilfe v+h, Rückfahrkamera, Licht- und Regensensor, Multifunktions-Lederlenkrad, Lederpolsterung, E-Fahrersitz mit Memory, Sitzheizung v+h, Sitzkühlung v, Lenkrad-Heizung etc.
E-Schiebedach € 600,–, Metallic-Lack ab € 720,–